21 389 Tage später.

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 ANTONELLA 】


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Wohin der Wind uns tragen würde.

Es war so vage formuliert, dass wir überall hätten landen können. Doch als wir im Auto saßen, bekam ich mehr und mehr das Gefühl, dass Niall den Weg vor uns besser sah als ich. Mittlerweile lief das Hörbuch nicht mehr und ich versuchte mich abzulenken. Ich schickte unnötige Nachrichten an meine Freundinnen, Hauptsache meine Hände waren beschäftigt. Von Kate hatte ich sogar schon Gemecker bekommen, ich sollte sofort aufhören sie mit Blödsinn zu spamen.

Langsam wurde es draußen dunkler und ich versuchte nicht darauf zu achten, wo wir hinfuhren, denn eigentlich war es sowieso egal.

„Bist du nervös?", durchbrach schließlich Niall die Stille zwischen uns und ich hob den Kopf. Kurz biss ich mir auf die Unterlippe, dann gab ich zu: „Ein wenig."

Niall blinzelte, dann fragte er: „Wieso?"

Nun ließ ich das Handy sinken und runzelte gespielt nachdenklich die Stirn: „Vielleicht weil ich immer an die verstauten Kondome in deiner Jackentasche denken muss und mich frage: Hm, was kann er nur damit vorhaben?"

Ich hörte Niall lachen: „Und das von einer Frau, die vor drei Wochen noch behauptet hat, dass sie mit mir nicht mal auf ein Date gehen würde, weil ich nicht ihr Typ wäre."

„In drei Wochen kann sich viel ändern", meinte ich nur und dann wurde er ernst, kurz sah er mich an: „Hat sich deine Meinung denn geändert?"

Unsicher rutschte ich tiefer ins Polster und sprach: „Du meinst, ob ich mit dir nun auf ein Date gehen würde, oder ob mich die Kondome immer noch nervös machen?"

„Beides."

Darauf antwortete ich nicht und nach einer Weile meinte er: „Weißt du, mit den Gummis kann man auch etwas anderes machen."

„Oh ja", entwich es mir sarkastisch. „Wir könnten die Dinger mit Wasser füllen und von Hochhäusern werfen."

„Man kann sie auch aufblasen bis sie platzten", half Niall aus. „Allerdings blasen wir dann ziemlich lange und besonders lecker ist das auch nicht."

Ich sah ihn sichtlich irritiert an: „Wer bist du und was hast du mit diesem irischen, mies gelaunten Promiarsch gemacht?"

„Ach komm, so ein Arsch war ich nie", hielt er dagegen, doch er knickte prompt ein, als er meinen Blick begegnete: „Okay, ich war vielleicht nicht besonders nett, das tut mir leid. Aber du hättest sonst wer sein können und ich wollte nicht unbedingt mit irgendeiner Story auf dem Titelblatt der Sun landen."

Nun schnaubte ich. „Als wenn ich ausgesehen hätte, wie eine Tratsch-Tussi."

„Punkt für dich", gab er freimütig zu. „Nun denn, Nella. Ich wollte eigentlich keine Wasserbomben mit dir basteln. Wäre das okay?"

Seine Direktheit kam überraschend und an einer Ampel hielt der Wagen, sodass wir uns einander ansahen. Zuerst wusste ich nicht, was ich sagen sollte, dann entwich mir: „Und das von einem Mann, der sich bis vor drei Wochen sicher war, mit mir niemals über Sex zu reden."

Niall schmunzelte: „Sag es noch mal."

„Was?"

„Das böse S-Wort, es klingt so nüchtern, wie du es aussprichst, irgendwie lustig", zog er mich auf. Mittlerweile hatte ein leichter Nieselregen eingesetzt. Als Niall schließlich nach einer halben Stunde anhielt, sah ich aus dem Fenster und erblickte ein großes Schild auf dem The May Fair Hotel stand.

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