Kapitel 11

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Bild: Harry (Jack Stratton Smith)

[die Bilder basieren auf der Beschreibung der Jungs in Kapitel 3]

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Nervös kratzte ich mir an meinem Arm, wodurch die Stelle ziemlich gerötet war und sich kleine Hautpartien langsam ablösten. Seit ungefähr einer halben Stunde saß ich neben Lena auf meinem unordentlichen Bett, während ich ohne etwas zu sagen auf den Boden starrte und sie mich versuchte zu ermutigen den Zettel endlich aufzumachen.

Ja, ich wusste immer noch nicht, was auf dem Blatt geschrieben stand. Allerdings vermutete ich stark, dass es nichts Gutes war.

„Verdammt Bella, sei nicht so stur." Scheinbar verlor Lena mittlerweile schon ihre Geduld mit mir. Verständlich.

„Nein, ich mach ihn nicht auf." Weigerte ich mich und ballte meine Hand, in der der das Papier versteckt war, zu einer Faust.

Meine beste Freundin spannte sich daraufhin an und holte tief Luft, bevor sie sich unerwartet blitzschnell über mich beugte und nach meiner Hand schnappte. Vor Schreck hatte ich die Faust gelockert, sodass sie fast problemlos an das Papierstück kam.

„Ha" rief sie und hielt es wie einen gewonnenen Preis in die Höhe.

Ungeschickt versucht ich ihr diesen wieder zu entreißen, ohne Erfolg.

„Wenn du ihn nicht aufmachen willst, tu ich es eben" meinte sie Schulterzuckend, als sie es auffaltete.

Eingeschnappt ließ ich mich nach hinten fallen, um von meinem weichen Bett aufgefangen zu werden. Ich schloss meine Augen und wartete, dass Lena etwas sagte. Irgendwann hörte ich ein enttäuschtes Seufzten.

„Ich dachte, es wäre sowas wie ein Liebesgeständnis gewesen. Zumindest etwas in der Richtung."

Augenblicklich richtete ich mich auf, um ihr das Schriftstück aus den Händen zu reißen.

Doch sobald ich seine Worte las, wurde ich wütend. Richtig wütend.

„Was fällt ihm ein? Ich hab ihn bei mir schlafen lassen. Einen Fremden! Und jetzt sowas? Pff, das lass ich mir garantiert nicht bieten."

Aufgebracht sprang ich auf, fuchelte wild mit den Händen in der Luft herum. Ich war entschlossen, diesem Idiot würde ich es zeigen. Helfen hin oder her.

„Los Lena, gehen wir ihn suchen" Sie öffnete ihren Mund in Protest, doch da zog ich sie bereits aus meinem Zimmer, durch das ganze Haus.

Schnell schnappte ich mir meine Jacke und warf Lena ihre Jacke ebenfalls zu, ehe ich in meine Schuhe schlüpfte. Rasend vor Wut rannte ich aus dem Haus.

Mein erstes (und einziges) Ziel: Die Willows. Zusammen mit meiner besten Freundin betrat ich ihr Grundstück und klingelte Sturm bei ihnen.

Ich brauchte nicht lange warten, da erschienen sie auch schon beide in der Tür. Zuerst wirkte Frau Willow erfreut mich nach so kurzer Zeit wiederzusehen, was jedoch schnell durch Verwirrung ersetzt wurde, als sie mein vor Wut rotes Gesicht sah.

„Tut mir Leid Sie zu stören aber wissen sie zufällig wo Dylan sich aufhalten könnte?" rasselte ich gehetzt herunter und erntete bestürzte Blicke.

„Er könnte bei einem seiner komischen Freunde sein, mehr weiß ich leider auch nicht." Antworte mir Herr Willow, wahrscheinlich ebenso ahnungslos wie ich.

„Okay, egal. Ich werde ihn schon finden" sagte ich eher zu mir selbst. Ohne ein weiteres Wort drehte ich mich in die andere Richtung und stampfte die Straße entlang, während meine Begleiterin darum kämpfte meinem Schritt standzuhalten.

„Hey, warte doch mal, wo willst du eigentlich hin?" keuchte ihre Stimme hinter mir. Ich gab ihr keine Antwort, schließlich wusste ich nicht mal selbst, wo ich hin wollte. Ich hatte keinen einzigen Anhaltspunkt. Weder wusste ich wo Dylan's Freunde wohnten, noch in welchen Clubs sie feiern gingen.

„Bella, ich hätte da eine Idee" Abrupt machte ich Halt, sodass sie gegen meinen Rücken prallte. „Autsch"

Ich drehte mich zu ihr um und sah sie genervt an „Und? Was ist deine ach-so-geniale Idee?"

Sie verschränkte die Arme. „Ich verrate sie dir erst, wenn du dich wieder beruhigt hast. Ich bin deine beste Freundin und will dir doch bloß helfen, das ist kein Grund mich anzuschnauzen."

Ihre Worte brachten mich wieder in die Realität zurück und mir wurde augenblicklich klar, dass ich meine einzige Stütze, die Person, die immer für mich da war, seit Tagen nicht gerade gut behandelt hatte.

Der Ärger fiel ein wenig von mir ab. „Es tut mir leid."

Ihre Miene erhellte sich etwas und sie fing an zu grinsen. „Ich nehm deine Entschuldigung an. Also mir fiel gerade ein, dass Harry, einer von Dylans Freunden, eine Schwester hat."

Ich sah sie nur verständnislos an, während mein Gehirn verzweifelt nach einem Gesichter zu dem genannten Namen suchte. Ohne Erfolg.

„Wer zur Hölle ist Harry und was hat seine Schwester damit zu tun?" fragte ich verwirrt und erhielt ein schweres Seufzen ihrerseits.

„Harry ist der braunhaarige, Dylans bester Freund und seine Schwester weiß vielleicht wo Harry, somit wahrscheinlich auch Dylan, sich aufhalten." Rollte sie mit den Augen. Wow, ihre Idee war verdammt einfach aber auch ziemlich schlau.

„Worauf warten wir denn noch, wie heißt seine Schwester denn?"

„Seine Schwester seit Ronja und kommt nach ihrer Arbeit oft in das Cafe meiner Eltern. Ich hab sogar ihre Handynummer." Schmunzelte sie, als mein Gesicht fiel. Es zahlt sich also doch aus, eine so kontaktfreudige beste Freundin zu haben.

„Los, los, ruf sie an!" forderte sie auf, feierte innerlich meinen kleinen Triumpf. Gleich gibt's Rache.

Seine Worte von dem Zettel, den er mir mitten im Unterricht einfach so in die Hand gedrückt hatte, kamen mir wieder in den Sinn.

Wehe, du erzählst auch nur irgendjemandem, wo du mich dieser Nacht aufgefunden hast und dass ich bei dir war. Sonst werde ich persönlich dafür sorgen müssen, dass du die Klappe hältst.

Ich ballte meine Händen entschlossen zu Fäusten.

Lena nahm ihr Handy aus ihrer Jackentasche und suchte sofort in ihrer Kontaktliste nach Harrys Schwester, Ronja und drückte auf Anrufen, als sie sie gefunden hatte. Gespannt wartete ich darauf, dass sie abnahm. Kurz danach stoppte das Tuten und man hörte ein Rascheln, gefolgt von einer Frauenstimme. „Ja?"

„Ronja!" grinste Lena „ich hab leider nicht so viel Zeit alles zu erklären aber wir brauchen dringend deine Hilfe."

„Klar, worum geht's denn?" wollte Harrys Schwester wissen.

Meine beste Freundin erklärte ihr, dass wir dringend rausfinden müssten, wo ihr Bruder wohnt, woraufhin sie fragte, ob er schonwieder etwas angestellt hätte. Scheinbar waren Dylan und seine Anhänger wirklich nicht gerade unschuldig.

Hilfsbereit nannte sie uns die Straße und beschrieb uns den Wohnblock, in dem er wohl im Moment lebte. Bevor sie jedoch auflegte, warnte sie uns noch, dass es in dieser Gegend nicht sicher sei. Lena gab mir einen bittenden Blick, wollte mich wahrscheinlich davon abhalten hinter dem Idiot hinterher zu rennen.

Jeder andere hätte die ganze Sache einfach vergessen aber ich hatte das große Bedürfnis Dylan zur Rede zu stellen. Ich war nicht oft nett zu Leuten und wenn ich etwas für andere tat, wollte ich auch, dass man meine Hilfe wenigstens schätzte.

„Lass uns losgehen" meinte ich gedankenverloren und ging voran.



JUST ONE TOUCH x Dylan O'BrienWhere stories live. Discover now