Kapitel 1

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Ein lautes Schnarchen riss Marco aus seinem eigenen Schlaf. Er hing quer in seinem Bürostuhl und trug nur ein T-shirt, eine Jogginhose und eine Socke. Die Andere hatte er sich im Schlaf ausgezogen. Der Lärm ging von keinem anderen als Cinth aus, der noch unbequemer auf einem Sessel saß. Auf dem Schoß der Beiden lag ein Controller. Sie waren beim Zocken eingeschlafen, weil der Ladebildschirm einfach nicht verschwinden wollte. "Cindy" rief Marco verschlafen und klopfte auf das nackte Bein seines Kumpels. "Cindy, wach auf" er rüttelte an dem Bein, das er in der Hand hatte, doch Hyacinth machte keine Anstalten aufzuwachen. "Man" seufzte Marco und nahm ein paar der dunklen, gekräuselten Beinhaare zwischen zwei Finger. Mit Wucht zog er an ihnen und sein Freund wurde mit einem Schmerzensschrei wach. "Ssh, sei still"
"Sei still?! Sei still?! Ich geb dir gleich sei still!" kraftvoll trat der Dunkelhaarige gegen den Stuhl, auf dem Marco saß, woraufhin er durch den gesamten Raum rollte.
Gerade bevor er gegen die Wand klatschen konnte, stützte er sich mit den Füßen ab.
"Wir sind eingeschlafen" sagte er und stand von seinem Stuhl auf um ihn wieder zurück zu schieben.
"Ach, was du nicht sagst" zischte Cinth und sah ihm verachtend in die Augen.
"Gehen wir ins Bett oder bleiben wir noch wach?"
"Dank dir bin ich ja wieder fit" er rieb sich die Augen und stand ebenfalls auf. Seine Boxershort hing viel zu tief und das Top, dass er trug war auch verrutscht. Außerdem hatte er Sabber an den Lippen hängen.
"Ernsthaft, zieh dir was an" Marco verzog angewidert das Gesicht und warf eine Hose nach ihm.
"Jaja." Im Vorbeigehen rempelte Cinth ihn an und schlug ihm mit dem Handrücken auf den Hintern. "No Homo" Marco schüttelte lachend den Kopf und sah sich in seinem Chaos um. Sein Zimmer war komplett zugemüllt, überall lagen Chipstüten und Salzstangen. Andere nicht identifizierbare Süßigkeiten lagen auch noch herum, dazu kam der Turm von Energy Drinks, den sie in der Mitte des Couchtischs errichtet hatten. Videospiele und Filme lagen auf dem Boden, auf den Schränken und auf Marco's Bett, wo mehr Klamotten lagen als in seinem Schrank. So sah es jedes Wochenende entweder bei ihm oder Cindy aus. Irgendwann hatte Marco angefangen ihn so zu nennen, nur um ihn zu necken. Als Gegenleistung sprach dieser dann immer mit italienischem Akzent und redete über Pizza und Pasta, ganz nach Klischee. Mit einer Tüte bewaffnet begann der Junge mit den blonden Spitzen zumindest die leeren Süßigkeitenschachteln weg zu räumen. Es störte ihn ein wenig, dass in seinem Bett Dinge lagen, die für gewöhnlich nicht hinein gehörten, doch die zwei würden ohnehin auf den ausziehbaren Sofas im Wohnzimmer schlafen, wo es zum Glück deutlich besser aussah und auch um einiges besser roch. Er öffnete das Fenster, zog die Jalousien ein wenig nach oben und ließ die Nachtluft herein. Oder die Morgenluft, oder was auch immer für eine Tageszeit gerade war. Jedenfalls war es dunkel und Marco's Handy war aus, weshalb er sich nicht die Mühe machte die Uhrzeit heraus zu finden. Prüfend roch er an dem T-shirt das er trug und rümpfte angeekelt die Nase. Er zog es sich vom Kopf und warf es in eine Ecke des Zimmers. "Ouh, gratis Stripper" Cinth klatschte in die Hände und rieb sie sich gespannt. "Auch wenn ich 'ne Stripperin bevorzugen würde"
"Du stehst drauf" in seinem Schrank suchte Marco nach sauberer Wäsche und als er an seinem Freund vorbei ging roch er an ihm. "Du solltest auch mal duschen" meinte er und verzog das Gesicht mit gespielt übertriebenem Ekel.
"Nicht so dringend, wie du" rief Cinth ihm hinterher. Marco bahnte sich den Weg durch die Dunkelheit, da er vergessen hatte das Licht einzuschalten. Seine Wohnung war aber nicht besonders groß und deshalb fand er das Bad auch schnell. Die Klamotten in der Hand ließ er auf die sauberen Fliesen fallen und kurzerhand befreite er sich von seiner restlichen Kleidung. Er legte sich ein Handtuch zurecht und verschwand dann in der Dusche. Das kalte Wasser, das zuerst kam, ließ ihn aufschrecken und seine Muskeln zogen sich zusammen. Schnell spielte er am Hahn rum, damit er die Kälte nicht länger ertragen musste. Es war ein hin und her zwischen zu kalt und zu heiß, es dauerte ewig bis er die richtige Temperatur gefunden hatte. Als es aber soweit war, entspannte er sich und wischte sich die nassen Haare aus der Stirn. In diesem Zustand hingen sie ihm bis knapp über die Augen. Er musste mal wieder zum Friseur, nicht nur zum schneiden, auch zum Nachfärben, denn obwohl sein natürliches Braun mit dem hellen Blond harmonierte, fand er seinen Ansatz schon wieder viel zu lang.
Beim Einseifen bekam er einen Ohrwurm von einem Lied, das ständig im Radio lief, doch die Wände waren zu dünn, er würde nicht singen. Das tat er manchmal wenn er allein war, da er niemandem seine krumme Stimme zumuten wollte. Also formte er den Text nur mit den Lippen, während ihm das Wasser in den Mund lief. Er hatte richtig Spaß und performte sogar, indem er den Duschkopf als Mikrofon benutzte. Irgendwann kam er sich aber ziemlich dumm vor und ließ es dann bleiben. Als er fertig war rubbelte er als erstes seine Haare trocken und began dann mit seinem Körper. Er hatte letztes Jahr mit Krafttraining angefangen und das konnte man sehen. Die Linien eines Sixpacks zeichneten sich auf seinem Bauch ab und auch sein Bizeps war gewachsen. Jedenfalls sah er noch gesund aus und seine Muskeln traten auch nicht zu stark hervor, weshalb er jetzt versuchte diese Figur beizubehalten. Er schlüpfte in die frische, blau-weiß karierte Boxershort und in das graue Shirt mit V-Ausschnitt. Das Handtuch hängte er auf und legte ein zweites für Cinth heraus. Auf dem Rückweg dachte er daran das Licht einzuschalten, doch er machte einen Zwischenstopp in der Küche. "Willst du was trinken?" rief er und öffnete den hochglanzweißen Kühlschrank.
Ein leises "Ja" war aus dem Schlafzimmer zu hören und Marco verdrehte die Augen. "Was denn?"
"Mir egal"
"Mir auch" murmelte Marco zu sich selbst und nahm eine Flasche Cola heraus. Es standen zwar ein paar Gläser im Zimmer, aber er hatte den Überblick darüber verloren, welches zu wem gehörte, also nahm er zwei neue aus dem Schrank über der Theke und ging zurück ins Zimmer. "Handtuch liegt auf dem Badewannenrand" er stellte das Getränk auf einem freien Fleck des Schreibtisches ab und ließ sich dann wieder in den Stuhl fallen.
"Fang nicht ohne mich an" meinte Cinth und zeigte dann auf den Flachbild hinter ihm. Mitten auf dem Bildschirm war eine Fehlermeldung der Controller angezeigt und Marco begann damit sie wieder mit der Konsole zu verbinden, während Cinth sich auf den Weg ins Badezimmer machte. Im Gegensatz zum Italiener konnte er wirklich recht gut Singen und Marco hoffte darauf, dass er auch ein Duschenperformer war. Jedenfalls summte er schonmal auf dem Weg die Melodie eines Liedes der Band Bastille. Hyacinth war ein großer Fan von ihr und ihm zuliebe hatte sich der Raggae-Hörer ein paar Lieder von ihnen angehört. Es war nicht ganz sein Geschmack, aber trotzdem waren sie gut. Er versuchte herauszufinden welches Lied der Mann vor sich her summte, doch er kam nicht drauf. Schließlich gab er auf und widmete sich wieder dem Bildschirm.

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Die Entscheidung diese Geschichte zu schreiben war ziemlich random und ich bin mir noch nicht sicher ob es eine Gute war. Ich würde deine Meinung also gerne hören und Kritik ist auch sehr erwünscht!

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