Kapitel 2

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Heute War der große Tag. Heute würde ich mein Geschick als Bogenschützin unter Beweis stellen -als Mann natürlich. Ich ging zum Frühstückstisch und machte mir ein wenig Haferbrei ,mehr würde ich sowieso nicht herunterbekommen. Ich rührte in der bräunlichen Masse herum und dachte nach. Was wenn ich enttarnt und als Mädchen identifiziert werden könnte? Was wenn ich im Kerker landen würde?  Würde sich Eilas auch um meine kranke Mutter kümmern? Je mehr ich nachdachte ,desto unruhiger wurde ich. "Ach Lauriel du schaffst das schon!" ,sagte ich halblaut zu mir selbst. Diese Worte im Kopf zog ich Eilas Klamotten an ,die er irgendwann mal hier vergessen hatte. Mit einem letzten Blick auf meine schlafende Mutter verließ ich das Haus. Auf dem Übungsplatz standen schon jede Menge Leute und ich quetsche mich zu einem der Stände zum Anmelden an. Ein bärtiger Mann blinzelte mich an "Na mein Junge ,was kann ich für dich tun? Möchtest du dich für das Bogenturnier anmelden? " Ich versuchte mit einer tiefen Stimme zu Reden "Ja , wann fängt der Wettbewerb denn an?" "In ein paar Minuten, mein Junge. Informiere dich doch   nächstes Mal einfach." ,mit seinem Lachen in den Ohren ging ich zu einer der Abgrenzungslinien. "Der Prinz kommt ,man kann ihn schon sehen! " rief plötzlich ein Bauernjunge.  Wahrhaftig!  Ich konnte eine Gruppe Elben in der Ferne erkennen. Sie ritten allesamt auf Pferden. Schon wenige Minuten später galoppierten die Reiter durchs Tor der Stadt. Danach gingen sie wohl direkt in die luxuriöseste unserer Gaststätten, um sich frisch zu machen. Bald aber kamen die Düsterwaldelben auf den Platz. Der Prinz ging vorneweg. Auch auf die Entfernung konnte ich ihm die typische Schönheit der Elbe ansehen. Er war ziemlich groß und hatte hellblonde Haare ,die ihm in den Rücken fielen.Dann wurden alle Schützen in Gruppen eingeteilt. Ich war in der fünften von acht Stück. Der Prinz und seine Begleiter waren in der letzten.Ich schaute mir die Bogenschützen genau an : Wie sie standen und wie lange sie brauchten um einen Pfeil abzuschießen. Jeder hatte drei Versuche von denen der beste gewertet werden würde. Schließlich war ich an der Reihe. Es war eine Entfernung von 200 Fuß ,aber ich war mir sicher ,dass ich es schaffen würde. Ich spannte den Bogen und atmete tief durch. 1...2...3... ,ich schoss und der Pfeil verfehlte sein Ziel nicht. So ging es immer weiter. Erst kam ich unter großem Jubel ins Halbfinale ,dann ins Finale. Mein Gegner war Prinz Legolas. Unter meiner Kapuze wurde es aufgrund der Hitze und des Stresses langsam ziemlich schwitzig ,aber ich war immer noch konzentriert. Dann kam eine letzte Aufgabe. Wir sollten die Jury beeindrucken. Legolas grinste siegessicher. Er sprang auf einen der Äste eines nahen Baumes und ließ dann einem Bauernjungen einen Apfel auf den Kopf stellen. Dieser musste sich ca. 300 Fuß entfernt aufstellen. Alle -auch ich- hielten den Atem an ,als der Prinz schoss. Unter lauten Gejubel der Anwesenden traf der Pfeil sein Ziel. Ich hatte mir unterdessen etwas ausgedacht ,was sogar noch schwieriger sein könnte. Ich hing mich zunächst kopfüber an einen Ast ,dann nahm ich die 200 Fuß Markierung in Augenschein. Ich hörte die Zuschauer scharf einatmen ,als sie erkannten was ich vorhatte. In dem Moment in dem ich schoss spürte man kein Lüftchen und es gab nur den Pfeil und mich. Ich schloss die Augen und ließ den Pfeil los. Ich machte sie erst auf als noch lauterer Jubel als bei dem Prinzen ertönte. Damit noch nicht genug. Ich spannte den nächsten Pfeil und schoss ,er traf den ersten Pfeil und spaltete ihn. Ich fing an stolz zu Strahlen. Ich wollte gerade vom Baum klettern als meine Kapuze und so auch meine Tarnung fiel. Meine langen ,braunen Haare kamen zum Vorschein. In diesem Moment hätte man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Dann zeigte ein großer Mann auf mich und  schrie "BETRÜGER! " Bevor ich weglaufen konnte nahmen sich die große Hitze und der Stress ihren Tribut und ich bekam einen Hitzschlag. Das letzte was ich sah ,bevor ich ohnmächtig wurde , waren zwei oceanblaue Augen.

Ein Pfeil Kommt Selten AlleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt