3) Drunk Words are Sober Thoughts

6.8K 381 40
                                    

Dean war betrunken. Also so "Mit Fremden kitschige Liebeslieder singen" betrunken. Obwohl Sam sich wunderte, dass Dean überhaupt noch betrunken werden konnte.

Gerade kam sein Bruder mit zwei Fremden zurück von der kleinen Karaoke Bühne. Sie lachten laut über etwas, was wohl einer der Drei gesagt hatte, bevor die beiden sich verabschiedeten und Dean zu Sam an den Thresen kam.

Elegant wie ein betrunkener Tiger ließ er sich auf den Barhocker neben Sam fallen und bestellte noch zwei Shots. "Auf dich Sammy! Und auf mich! Und auf Cas weil Cas der verdammt nochmal beste Engel von überhaupt ist", rief Dean. Sam fing mittlerweile an sich wirklich Sorgen zu machen, weshalb er seinen nicht anrührte. Es war vermutlich besser, wenn am Ende dieses Abends wenigstens noch einer gerade aus gehen konnte...

"Willste den nicht?", fragte Dean und trank daraufhin auch noch Sams Shot, dann schlug er ihm auf die Schulter und meinte: "Sei mal n bisschen fröhlicher!"

"Ich bin nicht derjenige, der versucht seine Probleme weg zu drinken", murmelte Sam. Er hatte nicht vor mit Dean über seine Gefühle zu reden und erwartete, dass Dean abstritt nur wegen Castiel so viel zu trinken. Stattdessen starrte Dean gedankenverloren auf die beiden leeren Gläser vor ihm und meinte schließlich: "Du hast Recht. Ich muss weg!" Dann sprang er plötzlich auf und wollte zur Tür rennen, schwankte allerdings erst einmal und musste sich an der Theke festhalten.

Überrascht stand Sam ebenfalls auf, so hatte er das nicht gemeint. Schnell bezahlte er und folgte anschließend seinem Bruder, der auf dem Weg nach draußen gegen einen Tisch gelaufen war. Vorsichtig packte er ihn an den Schultern, um ihn zum Impala zu bugsieren, welcher ein paar Seitenstraßen entfernt parkte.

Oder zumindest versuchte er es, denn auf halbem Weg rief Dean auf einmal laut in Richtung Himmel: "Ich liebe dich! Hast du das gehört? Da oben im Himmel? Ich liebe -"

Bevor Dean noch lauter wurde, schubste Sam ihn auf den Beifahrersitz. Er wollte nicht, dass die ganze Stadt mit bekam wie Dean dem Mond seine Liebe gestand. "Lass mich, Sammy. Ich muss Cas die Wahrheit erzählen und... ich glaub ich muss kotzen. "

"Na super", dachte dieser sich, fuhr jedoch trotzdem weiter. Glücklicherweise war Dean wohl doch bloß ein bisschen schlecht, denn die Fahrt zu ihrem Motel verlief Unfall frei und weitestgehend ereignislos. Sam übertönte Deans Gespräch über beziehungsweise teilweise auch mit Cas, indem er das Radio einschaltete.

Als sie endlich ankamen versuchte Sam Dean dazu zu bewegen sich einfach schlafen zu legen, wobei er sich vorkam wie eine Mutter, die versucht ihren vierjährigen ins Bett zu bringen. Gerade als sie das Ich bin noch überhaupt nicht müde Gespräch beendet hatten, tauchte auf einmal Castiel höchstpersönlich auf.

"Guten Abend", grüßte er und wurde beinahe von Dean umgeworfen, der sofort wieder hell wach war und ihn stürmisch umarmte."Cas, ich muss dir was wichtiges erzählen", murmelte er.

"Ich weiß Dean, aber ich denke es wäre besser, wenn du jetzt erstmal schläfst und es mir morgenfrüh erzählst", meinte Cas leise aber eindringlich. Er schien genau zu wissen, was er tat, weshalb Sam auch ohne Proteste das Zimmer verließ, als Cas anbot sich um Dean zu kümmern.

"Aber was, wenn ich es bis morgen vergessen hab?", fragte Dean Cas besorgt.

"Dann war es wohl nicht so wichtig", meinte dieser nur. Scheinbar war Dean mit dieser Antwort zufrieden, denn er stieg ins Bett, zögerte aber sich tatsächlich hin zu legen. "Bleibst du hier bis morgen?", fragte er zögernd.

Castiel versprach nicht zu gehen bevor Dean aufwachen würde, jedoch wusste er nicht so recht, was er nun tun sollte. Er stand einfach vor Deans Bett, bis dieser zur Seite rutschte, ihm Platz machte und ihm anbot bei ihm zu schlafen.

Also kroch der Engel zu ihm unter die zweite Decke, nachdem er nur kurz seinen Trenchcoat, seine Schuhe und seine Krawatte ausgezogen hatte. Dean rückte ein bisschen näher und nahm Castiels Hand. "Danke Cas. Ich wollte vorhin sagen, dass ich-", nuschelte er, lehnte seinen Kopf gegen Cas' Schulter und schlief quasi noch mitten im Satz ein.

Es war allerdings auch überhaupt nicht nötig den Satz zu beenden. Cas wusste genau, was er sagen wollte. Lächelnd hörte er Dean an seiner Schulter leise schnarchen. "Ich liebe dich auch, Dean", flüsterte er leise in das dunkle Motelzimmer und gab Dean einen zarten Kuss auf die Stirn.

Am nächsten Morgen hatte Dean den schlimmsten Kater seit Ewigkeiten. Am liebsten wäre er einfach mit geschlossenen Augen im Bett liegen geblieben, aber er wusste, irgendwann musste er sich Sams Spott stellen.

Außerdem lag er neben Castiel in einem Bett und selbst wenn ihn das irgendwie glücklich machte, beunruhigte es ihn doch keinerlei Erinnerungen an die letzte Nacht zu haben.

"Cas? Bist du wach?", flüsterte er und berührte ihn vorsichtig an der Schulter. Blinzelnd öffnete Cas seine Augen und sagte mit verschlafener Stimme etwas, dass sich anhörte wie "Guten Morgen Dean. An was erinnerst du dich?"

Dean schaute den Engel an wie er noch ziemlich schläfrig gähnte und seinen Kopf tiefer in seinem Kissen vergrub. So würde er am liebsten jeden Morgen auf wachen (naja minus dieses Dröhnen im Kopf und Schmerzen so ziemlich überall). Er hatte absolut gar keine Ahnung mehr davon, was er letzten Abend getan oder gesagt haben könnte, aber er war sich sicher es kann nicht allzu schlimm gewesen sein, schließlich war Cas ja da.

"An gar nichts..." Für einen Moment dachte Dean, er sah Enttäuschung auf Cas' Gesicht. Allerdings musste er sich wohl getäuscht haben, denn Cas sagte einfach: "Kein Wunder. Du warst ziemlich betrunken. Sam war dabei, er kann dir bestimmt mehr erzählen."

In Dean's Kopf formte sich jedoch ein Gedanke, der alle anderen verdrängte. Deshalb hielt er Cas zurück, als dieser gerade aufstehen wollte. "Warte noch kurz. Mir ist egal was gestern war, was fürn Scheiß ich vermutlich angestellt hab. Mir ist grade etwas anderes klar geworden. Ich liebe dich."

Cas ließ sich zurück auf das Kissen fallen und drehte sich zu Dean, der auf einmal so nervös und aufgeregt war, wie schon lange nicht mehr. Er lächelte, Cas lächelte. So breit und schön, dass Dean nicht anders konnte als ebenfalls zu lächeln. Dabei hatte er Cas noch nie richtig lachen gesehen. Aber ihm wurde klar, dass es nicht das letzte Mal gewesen sein durfte. "Ich liebe dich auch", sagte Cas einfach.

Es war definitiv nicht das letzte Mal, dass Cas neben Dean aufwachte oder Dean Cas lachen sah.

Destiel / Supernatural OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt