Fünfundzwanzig - Willst du mich entführen?

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„Besser als befürchtet", quittierte Filmkritiker Thaddeus, als wir aus dem Saal schlenderten. „Ich hatte den Teil eher als Moralapostel - Film abgestempelt, als ich den Trailer gesehen habe", gab ich zurück und schmiss meinen leeren Colabecher in den Mülleimer. Taddl hatte den Arm um mich gelegt und führte entschlossen aus dem Kino. „Wohin gehen wir?", fragte ich skeptisch. Ich bekam lediglich ein „Geht dich nichts an" zurück. „Oha." Schmunzelnd lief mein Freund weiter. Und weiter. Der belebte Teil Köln lag schon längst hinter uns, um uns war Wald. Ab und an standen vereinzelt Straßenlaternen am Weg, die jedoch nur spärliches Licht bescherten. „Willst du mich entführen?", fragte ich misstrauisch. „Hä?" „Dunkler Weg, Wald, keine Anzeichen von Zivilisation...?" Taddl schnaubte amüsiert. „Warum sollte ich dich entführen, wenn du mir doch schon längst gehörst?", gab er zurück, blieb stehen und küsste mich. „Ich gehöre dir nicht!", empörte ich mich, nachdem wir uns gelöst hatten. „Wenn du meinst..." Nach diesen Worten schwieg er, führte mich weiter. Schließlich waren wir an einer Wiese angekommen, die in dem schlechten Licht eher gruselig aussah. Ich wollte mich gerade darüber aufregen, als ich zwei Hände über meinen Augen spürte. „Du läufst jetzt gerade aus, okay?", flüsterte Taddl in mein Ohr. „Und du bist dir wirklich ganz sicher, dass du mich nicht entführen willst?" „Hundertprozentig. Und jetzt lauf, Kleines." Ich tat wie geheißen und versuchte krampfhaft, nicht auf die Nase zu fliegen. Was bei der unebenen Wiese nicht gerade einfach war, doch ich schaffte es sogar. Als ich endlich halten durfte, wurde ich um hundertachzig Grad gedreht. Anschließend nahm Taddl die Hände von meinen Augen, womit ich einen atemberaubenden Ausblick auf Köln hatte. Die ganze Stadt lag ruhig da, wurde von tausenden Lichtern erhellt. Die Konturen der Häuser, die man bei Tageslicht hätte ganz einfach sehen können, waren nur zu erahnen. Es war wundervoll. Sprachlos sah ich die Szene vor mir an, betrachtete das Lichtermeer fasziniert. Ich hätte den Blick selbst dann nicht abwenden können, wenn ich wollte. Und während ich diesen perfekten Ausblick genoss, schlangen sich von hinten zwei starke Arme um mich.

„Mach den Film aus, den kenn ich schon auswendig", beschwerte sich Ardy, der vergebens Platz auf dem Sofa suchte, auf dem wir uns breit gemacht hatten. Letztendlich gab er es auf und setzte sich auf den Boden. „Mir ist langweilig." „Dann geh und mach was mit dem Mädchen aus dem Café", schlug ich vor, während ich mich erhob. „Hä?" „Junge, streng doch wenigstens mal die eine Gehirnzelle an, die du besitzt. Oder ist dir das zu schwer?", schaltete sich nun auch Taddl ein. „He, diskriminiere ihn nicht, er hat ganze drei Gehirnzellen!", rief ich einfach in die Runde. „Die Brünette?" „Nein, die mit den Kanarienvogelhaaren." „Welche?" Taddl und ich seufzten synchron auf. „Das war Ironie", merkte ich an. „Oh." „Geh und ruf sie an, du hast nur noch heute", meinte Taddl, ehe er aufstand, um uns etwas zu trinken zu holen. Ardy holte derweil sein Smartphone raus und suchte in den Kontakten nach irgendeiner Nummer, während er leise irgendwelche Buchstaben murmelte. „Ah ja. Da. Z wie Zeynep." Zeynep also. Er stand auf, um den Raum verlassen, ich konnte lediglich noch ein „Hey, ich bin's, Ardy" vernehmen, dann war er weg. „Wo's Ards?", fragte Taddl, der just in diesem Moment hereinkam. „Telefonieren", antwortete ich und drückte auf Play.


Abgespaced - Taddl FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt