79 - Hätt ich eine Zeitmaschine

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-PoV Stegi-
"Du verstehst das nicht." "Oh doch, und wie ich das verstehe. Aber stell dir mal vor, wie du irgendwann zu Tim gehst und er bereits wach ist. Wolltest du nicht der erste sein, den er zu Gesicht bekommt? Du wolltest ihm damit doch zeigen, wie wichtig du ihm bist. Stattdessen schmeißt du die Chance weg und verschwendest deinen Tag, indem du bei mir bist und versuchst ihn zu verdrängen. Wie würde es dir gehen? Du liegst im Koma, Tim sitzt jeden Tag an deinem Bett und irgendwann kommt er einfach nicht mehr." Ich stoße meine Luft laut aus, ziehe mich an Sturmis Sofa hoch und sehe ihn ohne jegliche Emotion an. "Halt dich da raus und lass mich in Ruhe.", flüstere ich und verlasse mit den Dingen, mit denen ich kam, sein Wohnviertel. Ich gehe auch nicht nach Hause, stattdessen lasse ich meine Beine einfach gehen. Aber stell dir mal vor, wie du irgendwann zu Tim gehst und er bereits wach ist. Es ist unmöglich, dass er gerade heute erwacht, das weiß ich und trotzdem steuere ich schnell das Krankenhaus an. Wieso scheitere ich immer in meinem Vorhaben? Ich will doch gar nicht bei Tim sein, doch als würde mein Vorhaben nie existent sein, mache ich es. Ich fühle mich sogar ein wenig schlecht, weil ich heute keine Blumen mitbringe. Als ich sein Krankenzimmer betrete, weiß ich sofort, dass dieser Besuch umsonst ist. Der Raum wird immernoch vom elendig nervigen Piepen gefüllt, in seinem Handrücken befindet sich nach wie vor die Infusion. Ihn beobachtend setze ich mich auf den Stuhl, der seine Position nicht geändert hat. Alles ist beim Alten, nichts hat sich verändert. "Hallo, Tim." Meine Stimme ist schwachi, weswegen ich mich räuspere. "Es tut mir alles so leid. Hätten wir uns für Heiligabend nicht verabredet, würdest du jetzt nicht hier liegen. Es tut mir leid, dass ich ein so schlechter Freund für dich war, egal in welcher Ebene. Ich bereue es, nicht stolz auf dich als meinen festen Freund sein zu können. Wenn ich gewusst hätte, dass es dir so viel bedeutet, wäre es mir egal gewesen. Ich wünsche mir eine Zeitmaschine mit der ich alles rückgängig machen kann. Wieso weiß ich dich erst jetzt zu schätzen, wenn du im Krankenhaus, dem Tode so nah, bist? Wieso? Wäre Sturmi nicht gewesen und hätte auf mich eingeredet, wäre ich nicht hier. Ich kann das einfach nicht mehr. Mit jedem Tag wird es unwahrscheinlicher, dass ich nochmal in deine wunderschönen Augen sehen kann. Alles was ich möchte, ist nur einmal noch deine Stimme zu hören, dich berühren zu dürfen, durch deine Haare zu wuscheln und dich anzusehen. Gesund. Verdammt, wie wahrscheinlich ist es, dass ich genau das machen kann?! Tim, mir tut es einfach nur leid. Mir tur es leid, dass ich bin, wie ich bin. Ich entschuldige mich für mich, mein komplettes Auftreten..." Ich hole kurz Luft und schniefe. "Es tut mir leid, dass du mich kennengelernt hast. Ohne mich wäre dein Leben besser. Du hättest keine scheiß Onlinebekanntschaft gehabt, die dich nächtelang wachhält, die dir Sorgen bereitet und vor allem wärst du jetzt nicht hier. Es tut mir so leid." Innerlich weinend und um Luft ringend stürme ich aus dem Krankenhaus.

Hätt ich eine Zeitmaschine

Das letzte Lied war übrigens "Immer immer gleich" von Mark Forster :p
Und im nächsten Kapitel hören wir vielleicht endlich wieder etwas vom lieben Tim... ^~^

[Stexpert] - Wenn ich bald aufgebe, sei nicht sauer, ja?Where stories live. Discover now