Nachdem ich dann fertig bin, und ich echt zufrieden mit dem Ergebnis bin, gehen wir in dieses Studio, wo auch die ganzen Kameras sind und dann steht da ein rotes Sofa und ein Sessel, in dem die Moderatorin bereits sitzt und noch einmal alles gesagt bekommt. Dann begrüßt sie uns und wir setzen uns auf das rote Sofa. Es ist total bequem. Marco setzt sich lässig in die rechte Ecke. Sein rechter Arm liegt lässig auf der Armlehne. Ich sitze dicht neben ihm und er hat seinen linken Arm um mich gelegt. Wie kann er nur so entspannt sein? Ich bin total aufgeregt. Ich habe die Beine überschlagen und meine rechte Hand liegt auf Marcos rechten Bein. Die Moderatorin eröffnet die Show und beginnt dann auch sofort mit uns. "Einen Monat lang machten sich Fans, Freunde, Familie und der gesamte BVB Sorgen um Fußballprofi Marco Reus. Am 23.12.2015 kam die Nachricht, dass der Fußballer offenbar entführt wurde, jedoch sagte niemand etwas genaueres. Es war lediglich bekannt, dass die Polizei nach ihm sucht und dann wurde auch noch bekannt gegeben, dass sein Sohn ebenfalls entführt wurde. Doch gestern tauchten beide wieder auf und nun sind hier bei mir im Studio Fußballstar Marco Reus und seine Freundin und Tochter des Kapitäns des BVB Ally Hummels." Nun waren auch Marco und ich im Bild der Kamera und ich versuche so echt wie möglich zu lächeln. Und es gelingt mir sogar, da Marco mir leicht über den Rücken streichelt. "Marco. Erzähl uns was passiert ist. Was ist an der ganzen Geschichte dran?" Marco lächelt und setzt sich etwas auf. "Es stimmt, mein Sohn und ich wurden an diesem Tag entführt. Es war wirklich übel. Wir wurden von einem schwarzen Van von der Straße gedrängt und landeten an einem Baum. Ich habe meinen Sohn schreien gehört und Ally war ohnmächtig. Ich dachte schon, dass sie tot sei.",
"Hast du nicht nach ihr gesehen?" Marco schüttelt den Kopf. "Ich wollte gerade zu ihr rüber aber dann wurde ich von 4 Männern aus dem Auto gezerrt und wurde in den Van geschleppt. Mein Sohn folgte. Wir sind tagelang gefahren und dann wurde wir eingesperrt. Ich konnte aber fliehen und bin dann eine Woche lange planlos durch die Gegend gelaufen. Ich stellte dann irgendwann fest, dass ich in Russland war.",
"Russland? So weit weg von Zuhause?" Marco nickt. "Es war grauenvoll. Ich hatte für meinen Sohn und mich nicht zu Essen, nichts zu Trinken. Das ist für ein 8 Monate altes Baby sehr ungünstig. Wir sind vorhin erstmal zum Kinderarzt gefahren aber mehr als Fieber und einen wunden Po hat der Kleine zum Glück nicht abbekommen.",
"Wie hast du es geschafft euch mehr oder weniger heile nach Hause zu bekommen?",
"Trampen.", antwortet Marco schlicht, woraufhin er einen überraschten Blick erntet. "Es war nicht leicht und ich musste auch sehr viel laufen aber die größte Strecke bin ich halt mit irgendwelchen Leuten mitgefahren, die mir gerne geholfen haben.",
"Das klingt nach einem tragischen Abenteuer." Marco lacht. "Ja, das war es wohl. Aber ich bin gestern Zuhause angekommen und das war ein unfassbar schönes Gefühl. Am schönsten war, dass ich mein Mädchen endlich wieder in die Arme schließen konnte. Schließlich wusste ich die ganze Zeit über nicht sicher, ob sie überhaupt lebt." Die Moderatorin lächelt etwas und richtet sich dann an mich. "Offenbar hast du den Unfall überlebt, aber wohl nicht ganz, ohne die einen oder anderen Schäden davonzutragen?",
"Ja, wie man sieht habe ich einen gebrochenen Arm. Ich wurde auch schon zweimal operiert und muss auch noch einmal unters Messer. Aber viel schlimmer war es, dass ich nicht wusste, wo sich Marco und unser Sohn befinden. Ich habe mir unglaubliche Sorgen gemacht und war nicht mehr ich selbst. Ich habe die ganze Zeit über nicht geredet, nicht gegessen, nichts. Vielleicht denkt jeder von mir jetzt, dass ich blöd sei, weil ich nichts unternommen habe. Aber was hätte ich tun sollen? Die Polizei hat bereits nach meinen beiden Männern gesucht und dann war da diese große Angst, dass sie vielleicht auch gar nicht mehr leben. Angst und Sorge sorgen im Kopf dafür, dass man wie gelähmt ist, verhindern, dass man etwas vernünftiges tut. Der Schmerz dabei ist unglaublich groß.",
"Was hast du gefühlt, als du Marco und euren Sohn vor dir hattest?",
"Ich war komplett überwältigt. So glücklich und gleichzeitig erleichtert war ich in meinem ganzen Leben noch nicht. Ich habe ganz viel geweint und beide immer wieder umarmt und geknutscht. Vor allem Lenni. Der hat sich vermutlich irgendwann schon gedacht, dass ich sie nicht mehr alle habe. Aber ich denke, dass mich jede Mutter da verstehen kann. Ich liebe meinen Sohn. Wir beide lieben ihn. Und ich bin so erleichtert, dass er lediglich etwas Fieber hat. Es hätte viel schlimmer enden können.",
"Das ist wirklich eine rührende Geschichte. Wisst ihr etwas von den Entführern?" Wir seufzen beide und schütteln den Kopf. "Nein, nichts. Aber die Polizei ermittelt natürlich weiter.", antwortet Marco. "Was hat dir die Kraft zum Kämpfen gegeben? Viele hätten zwischendurch vielleicht aufgegeben und wären nicht Zuhause angekommen." Marco sieht mich an. "Meine wundervolle Freundin. Lenni und ich haben die ganze Zeit an sie gedacht. Mein Management verlangt von mir, dass ich sage, dass meine Fans und so weiter mir die Kraft gegeben haben, doch das ist leider nicht der richtige Grund. Hätte ich Lenni nicht bei mir gehabt und gäbe es Ally nicht, die Zuhause auf mich wartet, wäre ich heute nicht hier. Ally und Lenni geben mir sehr viel Kraft. Auch, wenn es um Fußball geht. Sie sind immer für mich da und sehen über meine Fehler hinweg. Ich liebe sie über alles. Sie ist mein Leben." Marco nimmt meine Hand, führt sie sich an den Mund und drückt mir einen leichten Kuss auf den Handrücken.

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ZUR INFO: IM NÄCHSTEN KAPITEL WIRD ES EINEN GRÖßEREN ZEITSPRUNG GEBEN :)

~Jassy

Das Mädchen von der StraßeWhere stories live. Discover now