Kapitel 67 ✔

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*20.05.2015*

"Komm schon!", lacht Marco und joggt locker um mich herum. Ich hasse ihn, ich hasse ihn. Ich hasse, ich hasse ihn. Ich hasse ihn so sehr! "Ich kann nicht mehr!",
"Ich aber.",
"Du bist Profi!"
"Du nicht, wenn du so weiter machst. Los! Das war erst ein Kilometer!" Er greift meine Hand und zieht mich hinter sich her. Am liebsten würde ich ihm ein Bein stellen und dann auf ihn drauf springen und dafür sorgen, dass er auch nicht mehr laufen kann und... aaarrrggg! "Ey, ich bin noch nie joggen gegangen!",
"Wenn du Fußball spielen willst, dann brauchst du Ausdauer, mein Schatz. Los jetzt! Wenigstens noch 2 Kilometer." Der Kerl ist doch lebensmüde! Will der mich umbringen? "Trägst du mich?",
"Nein!", lacht er und zieht mich weiter hinter sich her. Ich reiße mich los und springe auf seinen Rücken. Automatisch packt er meine Oberschenkel, sodass ich nicht runter rutsche. "So können wir weiter.", kichere ich. "Nichts ist! Komm du süße faule Sau.",
"Du bist ein Arschloch.",
"Und du bist heute ganz besonders lieb." Dieses Grinsen würde ich ihm gerne aus dem Gesicht schlagen. "Nicht mal eine Schnecke braucht für einen Kilometer so lange! Hopp!",
"Wenn wir Zuhause sind, mache ich dich fertig!",
"Wenn du so weiter machst, werden wir dort nie ankommen, Süße." Ja, er will mich verarschen. Ich hab's gewusst. Er wird mich wieder fertig machen. "Bekomme ich 'ne Tafel Schokolade, wenn ich weiter laufe?",
"Was? Wieso das denn?",
"Belohnung?!",
"Die kannst du von mir haben." Er grinst anzüglich. "Nee. Ganz sicher nicht. Nach den 3 Kilometern werde ich ganz sicher nicht mit dir ins Bett gehen, ich wette ich kippe vorher um! Da schlafe ich doch nicht auch noch mit dir!" Marco lacht. "Okay, aber Schokolade hilft nicht unbedingt deinen angeblichen Babyspeck wegzukriegen und auch nicht dabei zu trainieren und so.",
"Sagt der, der Zuhause 'nen ganzen Schrank voll mit Süßigkeiten hat." Marco verzieht das Gesicht. "Na gut, du hast mich. Wenn wir den Rest noch laufen, bekommst du Schokolade." Ich grinse zufrieden und laufe weiter. "Wow. Das ging jetzt aber leicht.", lacht Marco und joggt neben mir her. In seiner Hand hält er eine Wasserflasche, die ich aber schon fast leer getrunken habe. Ärgerlich. Nach einem halben Kilometer halte ich wieder an. "Schatz.", jammere ich. "Was denn?", lacht Marco. Ich setze mich auf eine Bank und sehe ihn schmollend an. "Ooooh Nein! Nicht dieser Blick!" Ich schmolle noch mehr. "Schatz, wir haben die Hälfte doch schon geschafft." Ich sehe ihn entsetzt an. "Die Hälfte?" Marco nickt und reicht mit die Wasserflasche. Ich bin echt außer Form. Aber ist mir egal. Nein, eigentlich nicht, aber das ist so anstrengend! "Wenn du das letzte Stück noch mit mir läufst, koche ich heute Abend für dich. Und stehe in der Nacht auf, um Lenni zu füttern. Du musst also nur die Milch abpumpen und sonst nichts weiter." Das klingt verlockend. Und wie verlockend das klingt! "Na schön.", brumme ich und stehe wieder auf. Marco nimmt wieder die Wasserflasche in die eine Hand und mit der anderen nimmt er meine. Er lächelt mich motivierend an und dann laufen wir weiter. Nachdem wir den nächsten Kilometer geschafft haben bleibe ich wieder stehen und trinke den Rest Wasser aus der Flasche. "Komm, Baby, gleich geschafft." Ich nicke und laufe wieder weiter.

"Geschafft!", ruft Marco und lacht. Der hat gut reden. Der Arsch schwitzt noch nicht mal. "Du geh gefälligst kochen und ich geh duschen.",
"Ey! Erst will ich noch einen Kuss.",
"Bitte? Du hast mich gequält, gefoltert, fertig gemacht! 'nen Scheiß kriegst du!", lache ich. Marco macht einen Schmollmund und ich schmelze dahin. "Na schön.", kichere ich und küsse ihn kurz, ehe ich mich von ihm löse und die Tür aufschließe und reingehe. Mats kommt in den Flur und grinst mich an. "Sag nichts!" Mats grinst nur noch mehr. "Wie weit seid ihr gelaufen?",
"Drei Kilometer.", lacht Marco. "Was? Und dafür habt ihr so lange gebraucht?",
"Ey! Ich bin noch nie joggen gewesen!", versuche ich mich zu verteidigen, aber sie lachen nur. Wie frustrierend. Ich ziehe meine Schuhe aus und gehe in die Küche, um mir meine wohl verdiente Tafel Schokolade zu holen. "Kochen. Du. Jetzt!", sage ich zu Marco. "Aye Aye, Baby.", grinst er und salutiert. Ich grinse zufrieden und gehe die Treppe hoch. Marco verpasst mir noch einen Klapps auf den Hintern und verschwindet dann schnell, ehe ich etwas sagen kann. Das erledigt aber Mats für mich. "Hast du gerade meiner Tochter auf den Arsch gehauen?", höre ich ihn rufen. Ich muss kichern und gehe dann endgültig nach oben, um endlich zu duschen. Ich bin so im Arsch! Es ist erst Mittag und ich könnte schon ins Bett gehen und bis morgen durchschlafen.

Nach dem Duschen ziehe ich mir bequeme Sachen an und gehe dann nach unten. Es riecht schon richtig gut! "Was gibt es?", frage ich und sehe an Marco vorbei in die Pfanne. "Bratkartoffeln und Fleisch mit Kornflakes Panade. Oh, und Obstsalat. Für meine Süße etwas Süßes." Er grinst und drückt mir seine Lippen auf meine. "Ich habe Verständnis für eure Beziehung und ich freue mich auch für euch aber... aufhören. Bitte. Sonst muss ich eingreifen und das wollt ihr nicht." Mats stellt seine Tasse in die Spüle. "Wir haben einen Geschirrspüler.",
"Da stehst du vor, Madam. Außerdem darf ich das hier einfach hinstellen, ist nämlich mein Haus.",
"Glückwunsch." Mats beugt sich runter, packt mich an der Hüfte und hebt mich über die Schulter. Ich kreische und lache gleichzeitig. "Du sollst nicht immer so frech sein, Fräulein.",
"Ich bin nicht frech ich habe etwas festgestellt.",
"Den Hintern sollte ich dir versohlen!",
"Nein!", protestiere ich lachend. "Oh doch! Und wenn du weiterhin so frech bist, dann werde ich es auch tun." Mats läuft mir mir über der Schulter in die Stube. "Da riech mal, was dein Sohn gemacht hat." Ich rümpfe die Nase. "Und wieso hast du nichts dagegen getan?",
"Weil du ja jetzt hier bist." Er lässt mich runter und grinst mich an, ehe er geht. Na toll. Ich nehme Lenni aus dem Laufgitter und lege ihn auf dem Sofa auf die Wickeldecke, die ausgebreitet dort liegt. Ich ziehe ihn aus, mache ihn sauber, werfe die Stinkbombe weg und ziehe ihn dann wieder an. Dann gehe ich mit ihm auf dem Arm in die Küche und stelle mich neben Marco. "Guck mal, was der Papa da macht. Wenn du später eine Freundin oder Frau hast, musst du auch für sie kochen. Da stehen die Frauen drauf." Marco sieht mich mit hochgezogener Augenbraue an. "Was? Es ist unfassbar sexy, wenn Männer in der Küche stehen und kochen.",
"Na wenn du das sagst." Er sieht wieder zur Pfanne. Ich runzle die Stirn. "Ist alles okay?",
"Klar." Also nein. "Erzähl es mir.", bitte ich ihn. "Es ist nichts. Alles gut, Baby." Er küsst meine Stirn und schenkt dann wieder der Pfanne seine Aufmerksamkeit. Er lügt. "Wir können auch streiten. Es wäre aber einfacher, wenn du mir einfach sagst was los ist." Marco sieht mich wieder an, dann Lenni, dann wieder mich. Er seufzt und rührt weiter in der Pfanne herum. "Ich weiß nicht. Ich habe so viel im Kopf, weißt du? Ich glaube, dass ich gleich nach dem Essen nochmal laufen gehe.",
"Was hast du denn alles im Kopf? Beschäftigt dich etwas?",
"Ja. Das Finale zum Beispiel. Ich bekomme einfach den Kopf nicht frei. Ich mache im Training Fehler. Ich muss mich mehr reinhängen und mich besser konzentrieren.",
"Was lenkt dich denn ab?",
"Vieles. Erst denke ich an dich, dann an Lenni, dann an meine Zukunft, an unsere Zukunft, an meine Fehler. Und das ist nur der Anfang.",
"Brauchst du Abstand? Klammere ich zu sehr?" Marco zieht die Pfanne von der heißen Fläche und dreht sich zu mir. "Um Gottes Willen, nein! Am liebsten würde ich noch viel mehr Zeit mit dir verbringen!",
"Okay. Und was dann? Also was willst du machen?",
"Ich weiß es nicht. Aber auf keinen Fall will ich Abstand von dir. Den hatten wir schon viel zu viel. Ich will eigentlich jede Sekunde bei dir sein. Ich kann das alles nicht erklären. Vielleicht ist es einfach im Moment ein bisschen viel Druck." Ich lege meine Hand an seine Wange und streichle sie etwas mit dem Daumen. "Du musst dich wieder rasieren.", stelle ich etwas verträumt fest. Ich mag es, wenn er frisch rasiert ist. Dann riecht er so gut und seine Haut ist dann so weich und glatt. "Ich weiß. Dafür muss ich aber nach Hause." Ich nicke. "Wir finden eine Lösung. Ich bin mir sicher, dass du das schaffen wirst, Marco. Ich bin für dich da, verstehst du?" Er nickt und nimmt meine Hand, die an seiner Wange liegt. Er küsst meine Fingerknöchel und lächelt mich dann an. "Ich liebe dich.",
"Ich dich auch, Baby.", antwortet er und küsst mich noch einmal richtig.

Das Mädchen von der StraßeWhere stories live. Discover now