Kapitel 15

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Hicks

Morgens spürte ich eine Zunge an meiner Wange. Ich drehte meinen Kopf weg, aber die Zunge kam hinterher.
»Ohnezahn, lass den Mist«, sagte ich und rollte mich weg. Als ich die Augen öffnete, war ich erst mal über das Licht verwundert. Als ich wieder klar sehen konnte (und auch meine Brille aufgezogen hatte), sah ich Astrid, die an meinem Bett hockte und lächelte.
»Alles Gute zum Geburtstag«, sagte sie. Ich konnte nicht anders und musste lächeln.
»Wann bin ich denn eingeschlafen?«, fragte ich.
»Irgendwann zwischendurch«, antwortete sie. »Komm, wir haben noch eine Überraschung für dich.«
Sie wartete, während ich im Badezimmer war und ging zusammen mit mir runter. Dort standen sie alle, hatten eine Girlande über ihren Köpfen mit der Aufschrift »Alles Gute, Hicks!«, und grinsten breit.
»Alles Gute zum Geburtstag!«, sagten sie zusammen. Einzelnd gratulierten sie mir nochmal und umarmten mich. Bei meiner Mutter sah ich Tränen in den Augen, weshalb ich sie länger im Arm hielt.
Sie gab mir eine kleine Schachtel, um der eine Schleife gewickelt worden war. Ich öffnete sie, in ihr lag ein Zettel, auf dem ein Flugzeug war. War das etwa ein Flugticket? Ja, es war ein Flugticket nach London.
»London?«, sagte ich ungläubig.
»Jap, wir werden Urlaub in London machen«, sagte Rapunzel fröhlich.
»Wir?«, fragte ich weiterhin ungläubig. Sie lächelte noch breiter und hob eine weiteres Flugticket hoch, wie auch die anderen. Jeder von ihnen hatte eines.
»Das ist nicht euer Ernst.«
»O doch, und es gibt keinen Umtausch«, sagte Anna.
   Ich seufzte. Das Geschenk war zwar klein, aber bestimmt teuer. »Wann geht's los?«
Sie brachen in Jubel aus. Astrid aber kam zu mir.
»In den Herbstferien«, sagte sie in mein Ohr. Meine Mutter schickte uns dann alle zum Frühstück. Später fuhren wir zu einem Einkaufszentrum, wo es mehr als dreihundert Geschäfte gab, ein Kino eingebaut war und eine Kirmes daneben stand. Davon hatte ich ehrlich gesagt noch nie gehört.
»Um zwei Uhr treffen wir uns am Kino, dann schaffen wir noch die Vorstellung um halb«, sagte Raffnuss. Danach teilten wir uns auf. Astrid und ich blieben allein zurück.
»Also, Geburtstagskind«, neckte sie mich, »wo geht's hin?«
»Ist mir eigentlich egal. Wir könnten zuerst durch die Geschäfte ein bisschen gehen«, bot ich an. Sie nickte und zusammen gingen wir ins Einkaufszentrum.
In der Mitte stand ein riesiger Baum, der fast bis zum Glasdach gewachsen war. Die Sonne schien hindurch und beleuchtete die vielen Menschen. Links führten drei Wege weg, rechts ebenfalls und geradeaus war noch einer. Dazu hatte das Ding drei Etagen, während die Vierte das Kino war.
»Unglaublich«, sagte Astrid und drehte sich einmal im Kreis.
»Allerdings«, stimmte ich zu.
Wir nahmen den ersten Weg nach links und kamen gleich an einem Smoothie Laden vorbei. Sofort holten wir uns welche, Astrid Pfirsich-Maracuja und ich Himbeere-Erdbeere. Bis jetzt hatten wir noch keinen von den anderen getroffen, doch als wir weiter liefen und in einen Waffelladen sahen, saßen dort Raffnuss und Rotzbakke. Ich hielt an, Astrid stoppte ebenfalls.
»Hab ich Halluzinationen?«, sagte ich.
»Nein, ich seh's auch«, antwortete Astrid genauso geschockt. Dann gingen wir aber weiter, bevor sie uns noch sahen.
»Wenigstens flirtet er nicht mehr mit mir«, sagte Astrid gleichgültig und trank einen Schluck.
Wie besprochen, trafen wir uns um zwei Uhr am Kino. Ich holte mir Popcorn, wie Anna, Elsa, Eugene, Fischbein und Raffnuss auch. Das Kino war fast ganz leer, als wir unsere Plätze einnahmen. Während ich mit Jack redete, schnappte Astrid sich immer mal wieder Popcorn aus meinem Eimer. Irgendwann legte ich ihn ihr auf den Schoß.
»Damit du nicht die ganze Zeit klauen musst«, sagte ich und zwinkerte ihr zu, als sie rot wurde und in ihrem Sessel hinunter rutschte.
Nach dem Film war der Eimer leer. Jetzt blieben wir als Gruppe zusammen und gingen auf die Kirmes. Elsa kaufte sich noch einen Stiel Zuckerwatte. Manchmal fragte ich mich, wie die eigentlich noch so dünn bleiben konnte.
Anfangs ging ich nirgendswo drauf, da das Popcorn mir noch im Magen lag. Auf den Love Express ging ich überhaupt nicht, wie auch Astrid. Wir lachten uns darüber schrott, wie Eugene und Kristoff von Fischbein eingeklemmt wurden, weil er doch Rückwärts anstatt Vorwärts fuhr.
»Morgen werde ich voller blauer Flecke sein«, beschwerte Eugene sich hinterher.
»Entschuldigung«, sagte Fischbein kleinlaut und lief rot an. Wir spielten es herunter und gingen weiter. Astrid holte sich Pommes, die ich ihr dann zwischendurch klaute. Die letzten gab sie mir freiwillig.
»Damit du nicht die ganze Zeit klauen musst«, sagte sie. Ich verstand die Anspielung sofort.
Auf der Rückfahrt fuhr ich, Astrid saß neben mir und Rotzbakke mit Raffnuss hinten. Während der Fahrt schlief sie ein und ihr Kopf kullerte auf seine Schulter. Als ich das im Rückspiegel sah, fing ich an zu grinsen. Astrid ebenfalls.
»Lasst das blöde Gegrinse«, beschwerte Rotzbakke sich dann und versuchte seine roten Wangen zu verstecken. Daraufhin grinsten wir nur noch mehr.
In der Garage parkten wir alle an unseren Stammplätzen. Jack bekam gerade eine gescheuert, als ich abschloss.
»Au! Das war doch nicht mein Ernst!«, sagte er zu Elsa, die ihn geschlagen hatte.
»Wieso sagst du so etwas dann überhaupt?«, beschwerte sie sich wütend.
Meine Eltern erwarteten uns in der Cafeteria. Auf unserem Stammtisch stand eine große Schokotorte mit zwei Kerzen drauf, die eine war eine eins und die andere eine acht. Sie sangen alle »Happy Birthday« für mich, dann durfte ich endlich auspusten und jedem ein Stück geben.

Meine Rettung, bevor ich zur Sexsklavin wurdeWhere stories live. Discover now