Golden Week

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»Schön, nicht wahr?« Ich schreckte nach hinten. Dort stand Ayumi und lächelte mich an. Sie stellte sich neben mich und beobachtete die Band. Wobei sie fast nur Haruka ansah. »Ja...« murmelte ich und drehte mich ebenfalls zu der Band um. Der zarte Ton schlich mir ins Ohr und verursachte eine Gänsehaut, die sich über meiner ganzen Haut ausbreitete. Ein tolles Gefühl! »Sag mal, wo ist Noriko?« fragte ich nach einer kurzen Stille zwischen uns. Ohne mich anzusehen antwortete sie. »Sie ist schon nachhause gegangen. Ihr war schlecht.« Ayumi nuschelte etwas, weswegen ich sie nicht sofort verstand. »Oh! Und bevor ich es vergesse. Kenshin wird nach dem Auftritt die Verstärker in den Musikraum bringen. Dort musst du ihn abfangen und mit ihm reden.« Sie zwinkerte mir zu und verschwand dann urplötzlich. Anscheinend wollte sie mir nur das sagen. Der Musikraum. Um diese Uhrzeit war niemand mehr im zweiten Schulabschnitt, von den wenigen Clubs abgesehen. Aber da heute das Kulturfestival war, befand sich jetzt niemand dort. Der perfekte Ort um ihn meine Gefühle zu offenbaren. Das stand fest. Die Melodie sowie der Gesang verstummte und die Halle leerte sich. Nach kürzester Zeit standen nur noch wenige Gruppen verstreut herum.

Ich entschied mich sofort zum Musikraum zu gehen und dort auf Kenshin zu treffen. Mit rasenden Herzen lief ich dorthin und lehnte mich an die Tür. Ich war so aufgeregt wie noch lange nicht mehr. Meine Beine waren wie Pudding. Würde ich mich nicht anlehnen, wäre ich sicher schon zusammen gebrochen. Schwere Schritte erklangen auf dem glatten Boden. Mein Puls wurde noch schneller, auch wenn das schon fast unmöglich war. Mein Herz schlug wie verrückt gegen meine Brust, dass ich schon beinahe Angst hatte sie würde nachgeben. Der Verursacher der dumpfen Geräusche bog um die Ecke. Es war tatsächlich Kenshin! Als er mich erblickte erstarrten er regelrecht. Seine Augen weiteten sich und sein Mund öffnete sich leicht. Doch ich lächelte ihn nur an und ging dann langsam auf ihn zu. Er stellte den Verstärker ab und sah mich ängstlich an. »Bist du nicht glücklich? Ich will dich nicht mehr!« schrie er mich an. Sofort blieb ich wie angewurzelt stehen. Ob er wusste wie weh seine Worte taten? Sicher nicht... Vor wenigen Minuten hatte er mich noch liebevoll angelächelt und jetzt warf er mir gerade die schrecklichsten Sätze zu die ich am aller wenigsten hören wollte. Es brach mir das Herz. »Hast du nicht gehört? Verschwinde!« Kenshin wurde immer lauter und lauter. In seinen Augen war der pure Schmerz beheimatet. Sie füllten sich mit Tränen, die er allesamt zu unterdrücken versuchte. Trotz dem schrecklichen Schmerzen in meiner Brust ging ich weiter auf ihn zu und blieb kurz vor ihm stehen und packte ihn bei den Schultern. »Ich liebe dich!« Kenshin blickte mich erstaunt an. »W-Was?« stotterte er leise. Die Tränen liefen ihn über die Wangen, die ich ihm sachte aus dem Gesicht wischte. »Ich liebe dich.« flüsterte ich ihm ins Ohr und umarmte ihn. Erst erstarrt, entspannte er sich dann doch und legte seine Arme um mich. Er zog mich näher an sich. So das ich seinen rasenden Herzschlag spürte. Doch meiner war nicht gerade langsamer. Er löste sich etwas von mir um in mein Gesicht zu blicken. »Wirklich?« fragte er mich leise. Ich nickte. »Ja.« Im nächsten Moment spürte ich weiche Lippen auf meinen. Kenshins Augen fielen leicht zu. Ich erwiederte den zarten Kuss. Ein unglaubliches Glückgefühl durch zog mich. Kenshins Hand wanderte zu meiner Hüfte und krallte sich an dem schwarzen Stoff fest. Unser Kuss wurde immer leidenschaftlicher und schon befanden sich unsere Zungen in einem liebevollen Tanz. Ich griff mit meiner Hand nach der von Kenshin. Wir verhakten unsere Finger miteinander. Mein gesamter Körper kribbelte und brannte angenehm vor seinen Berührungen. Nach langer Zeit trennten wir uns voneinander und sahen uns verliebt in die Augen. Unsere Hände hielten immer noch die des anderen. Es war ein wunderschöner Moment, den uns niemand nehmen konnte. »Hab ich es nicht gesagt! Sie sind jetzt zusammen.« Ich drehte meinen Kopf nach rechts um Ayumi ansehen zu können. Ich sah sie mit einem danksagenden Blick an und sie verstand sofort. Haruka stand neben ihr und grinste über glücklich. »Wurde auch mal Zeit!« sagte sie schnaufend. Sie waren sicher hier her gerannt. So kannte man Haruka und Ayumi. Immer in Eile. Kenshin drückte meine Hand noch fester. Ein Zeichen, dass er etwas von mir wollte. Ich widmete mich ihm und sofort legte er wieder seine Lippen auf meine. Dieses Brennen, das ich spürte war das schönste in meinem Leben. Nichts kam dagegen an. »Ich liebe dich auch.« murmelte Kenshin gegen meine Lippen. Der minimale Windhauch ließ mich erschaudern.

Zusammen saßen wir auf einer Holzbank und beobachteten den ritualen Tanz, den man am letzten Abend des Kulturfestivals aufführte. Wir haben uns jedoch dazu entschieden nicht mitzutanzen. Es sollte nicht jeder sofort wissen, dass wir zusammen sind. Das war unser eigenes kleines Geheimnis. Auch wenn jetzt schon viele davon wussten. Da wir etwas weiter von dem großen Feuer entfernt saßen konnten wir auch Händchen halten ohne befürchten zu müssen, dass uns jemand sah. »Mir ist kalt...« murmelte Kenshin gedankenverloren. Wie auf Befehl zog ich meine Hand zurück und legte meinen Arm um ihm. Er kuschelte sich an mich. »Warum warst du vor zwei Wochen eigentlich so schlecht gelaunt.« fragte ich. Es brannte mir schon lange auf der Zunge, hatte mich aber nie dazu über wunden ihn tatsächlich zu fragen. Er verstand sofort. »Die Band hatte heraus gefunden, dass ich in dich verliebt bin. Und naja... da sie so gut wie jeden mit jeden verkuppeln wollen hatte ich ein kleines bisschen Angst, dass sie es mit uns versuchen. Vor allem, weil es nie gut endete.« sagte Kenshin, während er in den mit Sternen bestückten Nachthimmel blickte. »Nächste Woche ist ja schon die Golden Week! Mit wem willst du sie denn verbringen?« fragte mich jetzt Kenshin. »Am liebsten mit dir...« Seine Wangen wurden leicht rot, doch er ignorierte es einfach. Er beugte sich zu mir und drückte mir einen kurzen Kuss auf die Wange. »Akira!« rief mir eine kratzige Frauenstimme zu. Ich verkrampfte. Was will die denn schon wieder? Meine Mutter kam auf uns zu und gab mir eine kräftige Ohrfeige. »Was willst du?« Meine Wut broddelte, obwohl ich vor nicht mal einer Minute so glücklich wie noch nie war. Warum musste sie diesen Moment so dreist zerstören? Das sie mich gerade geschlagen hatte blendete ich aus. Ihre Gesichtszüge wurden immer ungehaltener. Sie war wütend. Sehr wütend! »Ich wollte dich über die Feiertage eigentlich nach Hause einladen, aber so eine dreckige Schwuchtel wie du kommt mir nicht in mein Zuhause!« brüllte sie mich an und erregte die gesamte Aufmerksamkeit der Menschenmenge. »Also erstens will ich nicht "nach Hause". Nicht zu dir! Und zweitens bin ich keine dreckige Schwuchtel!« Kenshin griff nach meiner Hand. »Beruhig dich. Lass uns einfach gehen.« flüsterte er. Er hatte Recht. Wir sollten einfach gehen. Mit dieser Frau kann man nicht normal reden und diskutieren schon gleich gar nicht. Wir standen einfach auf und verließen die Schule. Ließen sie dort stehen. Wir durften sowieso schon gehen. Bequemlich und Hand in Hand liefen wir zu meiner Wohnung. Wir verbrachten die Nacht zusammen, so wie das Wochenende und die Feiertage. Doch die heutige Nacht war mit Abstand die Schönste!

Was willst du von mir?! (BoyxBoy)Where stories live. Discover now