6 leader boy.

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【 ROBERT 


„Mädchen sind blöd!"

„Kumpel, du bist sieben, da sind selbst Erwachsene doof."

„Die sowieso!"

„Ich also auch?"

„Nein, denn du bist doch kein Erwachsener!"

[ Robert & Harry ]



Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe herum und wagte es keinen einzigen Ton von mir zu geben. Schweiß lief mir am Nacken runter und mein Schritttempo war automatisch gestiegen. Ich fühlte mich wie auf der Flucht und Harry schien es ähnlich zu gehen. 

Na ja, wir waren ja auch irgendwie tatsächlich auf der Flucht, von daher...

„Dafür kommen wir in die Hölle", murmelte er neben mir und endlich, nachdem wir vier Blocks zwischen dem Hotel und uns gebracht hatten, blieben wir stehen und sahen uns um. Kein Personenschützer weit und breit. Kein Fan, keine Aufmerksamkeit, keine Hysterie.

Die Leute gingen einfach weiter.

Harry atmete tief die Luft aus und schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht glauben, dass das wirklich funktioniert."

„Wir werden es sehr bald wissen", sprach ich und musterte meinen Onkel. Louise hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Seine Haare waren endlich einmal geschnitten, nicht mehr so lang und er wirkte gepflegter. Aus meiner Sicht auch jünger. Dann die nerdige Brille auf seiner Nase und das lange Shirt, das seine Tattoos verdeckten und Simsalabim, er ging in der Masse unter. 

Liams Klamotten halfen ebenfalls dabei. Schließlich kannte man Harry eher extravagant und auffällig. Mit einer neuen Frisur rechnete eh keiner. Besonders, nachdem Louise ihm zusätzlich die Locken geglättet hatte.

Wenn er also die Nerdbrille noch gegen die Sonnenbrille austauschte, dann würde ihn ganz gewiss niemand in Jeans und Sneaker erkennen. „Ich muss aufpassen, dass ich dich nicht selbst verliere, wenn ich mal was zu trinken hole, oder so", gab ich zu. 

Nun grinste Harry breit und gab seine Grübchen preis, weshalb ich hastig hinzusetzte: „Aber lach nicht zu viel, denn diese Falten in deiner Wange konnte man nicht überschminken!" Ich pickte in sein Grübchen und brachte ihn nur umso breiter zum grinsen.

Louise würde Harry decken, irgendetwas davon erzählen, dass er sich nicht so gut fühlen würde und hin und wieder so tun, als würde sie nach ihm sehen. Wenn er es also schaffte, sich am Abend wieder ins Hotel zu schleichen, würde niemand seine Abwesenheit bemerken.

„Also Robbie, hast du Pläne gemacht, eine Route oder so?", fragte er mich und schob sich die Brille wieder auf die Nasenwurzel. Ich zuckte mit den Schultern und schlug übermütig den Weg auf die belebten Touristenstraßen ein: „Keine Pläne. Geplant ist dein Leben doch genug. Wieso schauen wir nicht einfach wo wir quasi stranden?"

Etwas unsicher sah Harry mich an, er schien es nicht mehr gewohnt zu sein, einfach so zu tun, was er wollte und auf gewisser Weise fand ich das traurig. Ich tat eigentlich nur Dinge, die ich wollte. Zumindest würde ich das, sobald ich volljährig war und mir niemand mehr etwas vorschreiben konnte. 

„Es ist nur ein Tag, genieße es, denn sobald man deine neue Frisur kennt, wird es schwieriger werden, dich rauszuschmuggeln."

Wir sahen uns an und ich konnte erkennen, dass Harry darüber nachdachte. Klar, was wir hier trieben war nicht ganz ungefährlich. Denn wenn jemand ihn erkannte, dann waren wir eventuell dran. Je nachdem, ob es ausarten würde. 

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