"Warum haben Sie mir nicht von dem Fall erzählt?" fragte mein Boss, während wir zurück zum Police Department fuhren. "Ich weiß es nicht." gab ich ehrlich zu und versuchte mich abzulenken in dem ich aus dem Fenster schaute. Agent Hotchner's Blick konnte ich dennoch spüren. "Sie haben meine Akte bekommen. Ich dachte, dass es vielleicht erwähnt wurde." "In Ihrer Akte stand nicht sonderlich viel." erwiderte Agent Hotchner. "Warum haben Sie mich einfach so in Ihr Team geholt?" fragte ich und unterdrückte die Neugier in meiner Stimme. "Uns fehlte ein Teammitglied." sagte er bloß, woraufhin ich nickte. "Außerdem vertraue ich JJ." fügte er dann hinzu. "Glauben Sie, dass die Morde ebenso passiert wären, wenn ich nicht in Ihr Team gekommen wäre?" fragte ich ernst. "Es gibt so viele Serienkiller da draußen. Wenn diese Morde nicht gewesen wären, dann wäre mein Team nun in einer anderen Stadt und wir würden versuchen einen anderen Mörder zu verstehen, um ihn zu fassen." antwortete Agent Hotchner ebenfalls ernst. "Können Sie mir etwas versprechen?" "Sie auch." murmelte ich. "Wie bitte?" fragte er. "Schon gut." winkte ich ab. "Vertrauen Sie auf Ihren Instinkt." sagte er dann. Ich nickte. "Und vertrauen Sie Ihrem Team." fügte er hinzu, wobei die Betonung auf Ihrem Team lag, was mich leicht zum lächeln brachte. "Keine Alleingänge."wiederholte ich seine wahrscheinlich eigentlich gemeinte Bitte.

"Wir suchen jemanden der organisiert ist." fing Dave mit dem neuen Profil an. "Die Morde geschehen nachts." sagte JJ. "Das heißt tagsüber hat er vielleicht keine Zeit, weil er einen normalen Job hat." sprach Agent Hotchner weiter. "Er ist überheblich und denkt überhaupt nicht daran, dass wir ihn schon bald haben könnten." machte Derek weiter. "Was gut für uns ist, denn er hört nicht auf mit uns zu kommunizieren." erwiderte ich. "Er ist klug und weiß wie er an Informationen kommt." fügte Spencer hinzu. "Außerdem legt er keinen Wert auf die Art und Weise wie er seine Opfer umbringt, solange sie seinem Typ entsprechen." sprach Derek weiter. "Wir können davon ausgehen, dass der Mord an Carrie Smith sein erster war. Die Messerstiche waren zögerlicher, was darauf hindeutet, dass er nervös war. Das ließ bei seinem zweiten Mord sichtlich nach." fuhr Agent Hotchner fort. Ich war unglaublich erstaunt. "Wir wissen so viel über den Kerl, obwohl wir keine Ahnung haben wer er eigentlich ist." dachte ich. "Es ging ihm vielleicht gar nicht nur darum Casey zu verletzen, indem er sie an ihren Vater erinnert." begann Spencer. "Worauf willst du hinaus Reid?" hakte Derek mit skeptischem Gesichtsausdruck nach. "Vielleicht wollte er Ihnen zeigen wie schlecht Ihr Vater ist und sich damit besser darstellen." sprach Dave weiter, der sofort verstanden hatte wovon Spencer sprach. "Vielleicht jemand aus der Vergangenheit meines..." weiter kam ich nicht, denn ich wurde vom Klingeln meines Handys unterbrochen. Sofort stieg eine gewisse Panik in mir auf. "Kann ich nach diesem Fall jemals wieder normal reagieren, wenn irgendein Handy klingelt." dachte ich und holte mein Handy hervor. "Hallo?" meldete ich mich unsicher. "Spreche ich da mit Cassidy Evans?" fragte mich eine Frauenstimme, wobei ich bei meinem vollständigen Namen leicht zusammenzuckte, was meinen Teammitgliedern nicht entgangen war, weshalb sie mir fragende Blicke zuwarfen. "Ja Sie sprechen mit ihr." antwortete ich. "Hier ist das West Penn Hospital." erklärte sie mir. "Ein Krankenhaus?" ging es mir durch den Kopf. "Sind Sie sicher, dass Sie mit der richtigen Person sprechen?" hakte ich verwirrt nach. "Da bin ich mir ziemlich sicher." erwiderte die Frau am Telefon. "Warum rufen Sie an?" versuchte ich freundlich zu fragen, was mir nicht ganz gelang. "Es geht um Charlotte Reeves." bekam ich als Antwort. "Casey ist alles okay?" hörte ich JJ fragen. Ich nickte monoton. "Was ist passiert?" fragte ich. "Sie selbst sagt, dass sie einen Unfall hatte.""Sie glauben Ihr nicht?" hakte ich nach. "Sie sollten herkommen und sie sich selbst anschauen." wurde mir erklärt. "Ich schaue was sich machen lässt." antwortete ich wie in Trance und beendete somit das Telefonat. "Was ist los?" fragte Derek. Ich schaute mit großen Augen und offenem Mund in die Runde. "Das war das Krankenhaus." brachte ich hervor. "Krankenhaus?" hakte JJ verwundert nach. Ich nickte. "Meine Mum hatte einen Unfall."

Agent Hotchner hatte mir zwar erlaubt ins Krankenhaus zu fahren, um nach meiner Mum zu sehen, doch er hatte sich geweigert mich alleine fahren zu lassen. Aus diesem Grund saßen Spencer und ich im Gang des Krankenhauses und warteten, da die Besucherzeit offiziell schon längst vorbei war. Ich bewegte meine Füße nervös auf und ab. In der Hoffnung, dass all das bloß ein schlechter Scherz war. "Wann hast du deine Mum zuletzt gesehen?" fragte Spencer mich. "Vor zehn Jahren. Ich war 14." antwortete ich und war überrascht wie kühl ich dabei klang. Ich drehte mich mehr zu Spencer, um ihn besser anschauen zu können. "Was ist los?" fragte ich sanft, da mir auffiel, dass er ebenfalls ziemlich nervös war. "Nichts. Ich hasse Krankenhäuser einfach." erwiderte er ruhig und senkte seinen Kopf. "Du lügst." sagte ich ohne vorwurfsvoll zu klingen. "Wie kommst du darauf?" fragte Spencer nun und schaute wieder auf. "Du hast ohne zu zögern geantwortet." wiederholte ich seine eigenen Worte. "Ich hab ohne zu zögern geantwortet, weil ich Krankenhäuser wirklich hasse." antwortete er ruhig. "Du hast außerdem nicht abgestritten, dass du lügst."sagte ich. Spencer seufzte und legte seinen Kopf gegen die Wand, die sich hinter uns befand. "Ich dachte immer, dass man sich an einige Gefühle gewöhnt und, dass man gewisse Sachen irgendwann vergisst." fing Spencer an, sein Blick war jedoch an die Decke gerichtet. "Worüber denkst du nach?" fragte ich leise, während ich über seinen Arm strich. Er atmete tief aus. "Über mehr als eine Sache." antwortete er und schaute wieder zu mir. Seine Augen spiegelten so viel Schmerz und Trauer wieder, aber ebenso Wut und Angst. "Willst du mir erzählen was in deinem hübschen Köpfchen vorgeht?" fragte ich mit einem kleinen Lächeln und fuhr ihm vorsichtig durch seine Haare. Spencer erwiderte mein Lächeln und schien zu überlegen, womit er anfangen sollte. "Manchmal reicht schon ein Name und man erinnert sich an etwas..." er stoppte kurz. "An etwas schmerzhaftes." "Du hattest sie ziemlich gerne." bemerkte ich. Spencer schaute mich überrascht an. "Ich bin noch keine profi Profilerin, doch gewisse Sachen erkenne ich." erklärte ich mit ruhiger Stimme. "Wer hat dich an sie erinnert?" fragte ich vorsichtig nach, denn Spencer zu verletzen war das letzte was ich wollte. "Lydia Donovan. Das heißt ihr Nachname." erklärte er. Ich schaute ihn mit einer Mischung aus Nachdenklichkeit und Neugier an. "Sie hieß Maeve." fing Spencer leise an und senkte seinen Blick erneut. Ich schüttelte den Kopf und hob seinen Kopf sanft an so, dass er mich anschaute. "Es ist okay." flüsterte ich. Spencer schloss seine Augen und nahm meine Hände. "Ich habe gedacht, dass ich mittlerweile besser mit ihrem Tod umgehen kann." gab er leise wieder und öffnete seine Augen. "Hey." flüsterte ich. "Einige Sachen brauchen ihre Zeit. Und der Tod eines geliebten Menschen, ist eine dieser Sachen. Es ist okay, wenn du noch nicht über sie hinweg bist." "Das ist es nicht." erwiderte er. "Was ist es Spence?" fragte ich leise. "Ich habe angst davor den selben Fehler wie bei Maeve zu wiederholen." antwortete Spencer und drückte meine Hände fester. "Was ist passiert?" fragte ich unsicher. "Sie wurde gestalkt, weshalb wir nur telefonisch kommuniziert haben. So ging es ziemlich lange, bis wir beschlossen uns endlich zu treffen." fing Spencer an zu erzählen. "Wir wollten uns in einem Restaurant treffen und ich war schon früher da. Es gab einen Mann, der sich ziemlich verdächtig verhalten hat, weshalb ich sie gebeten hatte Zuhause zu bleiben. Ich wollte sie beschützen und ich dachte, dass es funktioniert." er stoppte. Es fühlte sich an wie ein Stich in mein Herz, ihn so zu sehen. "Ich hatte mich geirrt. Ihr Stalker hat es geschafft sie zu entführen, wobei sich herausstellte, dass es sich um eine Frau handelte. Wir haben es geschafft die beiden zu finden. Sie war so unglaublich eifersüchtig auf Maeve." erzählte Spencer weiter, wobei sein Blick durch mich hindurch ging. Ich wusste was er durchmachte. Er sah alles wie ein Film vor sich. Ein Film in dem er nichts mehr ändern konnte. Er konnte ihn nur immer wieder abspielen. "Sie wollte, dass was Maeve hatte. Ich habe versucht mit ihr zureden, doch es ging schief... Sie hat sich und Maeve vor meinen Augen erschossen und ich konnte nichts dagegen tun." "Spence." flüsterte ich und schaute ihn mitfühlend an. Ich ließ seine Hände los, nahm sein Gesicht vorsichtig in meine Hände und strich sanft über seine Wangen. "Ich mag dich und ich habe angst davor..." ich ließ ihn nicht ausreden, sondern gab ihm einen Kuss auf die Wange. Einen Kuss, der so vorsichtig und zaghaft war, dass ich mir nicht sicher war, ob er ihn überhaupt spürte. "Ich mag dich auch und ich weiß, dass mir nichts passieren wird." flüsterte ich und löste mich langsam von ihm. "Cassidy Evans?" "Ja."antwortete ich. Ein Arzt mittleren Alters kam auf Spencer und mich zu, was uns dazu veranlasste aufzustehen. "Ich bin Dr. Kirkland." stellte er sich uns vor. Ich schüttelte seine Hand. "Sie können nun zu Ihrer Mutter, aber bleiben Sie bitte nicht zu lange." erklärte er mir. Ich nickte und er verschwand wieder. "Willst du reingehen?" fragte Spencer. "Wie geht es dir?" fragte ich hingegen und ignorierte seine Frage. "Ich...mir..." versuchte er es. "Es geht wieder." sagte er nachdem er einmal tief durchgeatmet hatte. Ich schaute ihn misstrauisch an, doch er schien die Wahrheit zu sagen, denn nichts deutete auf das Gegenteil hin. "Kannst du mir ein Gefallen tun bevor wir reingehen?" fragte ich unsicher. "Alles was du möchtest." antwortete er mit einem kleinen Lächeln. "Nimmst du mich in den Arm?" fragte ich leise. Spencer zögerte nicht, sondern legte sanft seine Arme um mich und drückte mich leicht an sich. "Ich weiß nicht, ob es richtig ist, wie wir miteinander umgehen, denn FBI Kollegen sollten bestimmt nicht ständig irgendwelchen Körperkontakt haben. Aber manchmal ist die Sache die einem so falsch erscheint, genau das richtige." dachte ich, während er mich im Arm hielt. "Und wer sollte schon etwas sagen. Es war niemand außer uns hier." dennoch trennte ich mich langsam von Spencer, so schwer es mir auch fiel. "Danke." flüsterte ich, woraufhin er mir ein Lächeln schenkte. "Wir können reinge..." "Casey. Wie schön dich zu sehen." unterbrach eine männliche Stimme mich.

Die Defekte und Fehler des Verstandes sind wie Wunden des Körpers. Auch wenn alles Vorstellbare unternommen wird, um sie zu heilen, Narben werden trotzdem bleiben. - Francois la Rochefoucauld

Somebody to die for// criminal mindsWhere stories live. Discover now