Don't think about it

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Selbst als der Lehrer den Klassenraum betrat, war der Neue noch nicht da. Langsam fragte ich mich ob er schon am zweiten Tag schwänzte.

Der Lehrer legte seine Sachen auf dem Pult ab und warf mir einen erstaunten Blick zu.

"Luhan, du bist ja pünktlich?" Schön wie mich mein Lehrer neckte. Ich nickte nur und grummelte ein unverständliches "Ihnen auch einen schönen guten Morgen". Dann kramte ich meine Schulsachen aus meiner Tasche hervor.

Die ersten beiden Unterrichtsstunden verliefen so wie immer. Ich konnte mich auf nichts konzentrieren und kritzelte auf meinem Heft herum. Meine Mutter hatte mich mal zu einem Schulpsychologen geschleppt und der hatte uns gesagt, dass ich schlicht weg "unterfordert" sei. Und das in unserem Schulsystem...toll. Ich bemerkte erst, dass es geklingelt hatte, als alle anderen aufstanden und den Raum verließen. Ich packte meine Sachen ein und stand auf. Dann verließ ich schnell den Klassenraum. 

Dieses mal musste ich nicht lang nach Myungsoo suchen, denn dieses mal stand er schon vor meinem Klassenraum als ich raus kam.  

"Warum hat das so lange gedauert?", kam es knurrig von ihm und er stiefelte los in Richtung Schulhof. Ich musste über Myungsoo grinsen. Er war wie immer. Murrig und genervt. So mochte ich ihn. Also folgte ich ihm auf den Schulhof und ließ mich dort auf eine der Bänke sinken. Dann schaute ich ihn an und grinste breit. "So gefällst du  mir!"

Verwirrt warf er mir einen Blick zu. "Wie?"

Ich lachte kurz. "Na, wenn du so bist wie immer. So...naja, wie soll ich sagen...Diva haft?"

Ich grinste noch breiter als ohnehin schon, aber Myungsoo verdrehte nur die Augen und drehte mir den Rücken zu. Ich sah jedoch trotzdem sein kleines Grinsen, das über seine Mundwinkel huschte.

Mittlerweile konnte ich schon gar nicht breiter grinsen, da meine Mundwinkel jetzt sicherlich schon von einem Ohr zum anderen reichten. Myungsoo musste gemerkt haben, das ich immer noch grinste und drehte sich zu mir um. "Hör auf zu grinsen wie so ein Breitmaulfrosch. Ich versuche nur so zu wirken wie immer. Eigentlich geht es mir immer noch nicht besser. Selbst mein Lehrer hat mich vorhin drauf angesprochen, dass ich ja recht viele blaue Flecken und Kratzer habe." 

Er ließ sich neben mich auf die Bank sinken und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Jetzt konnte man auch förmlich spüren das es ihm nicht gut ging.  "Was hast du gesagt?", fragte ich. Darauf hin hob Myungsoo wieder den Kopf. "Na, das ich mich einfach mit ein paar Jungs in meinem Alter geprügelt habe. Oder soll ich plötzlich allen offenbaren, das mein Vater nen Stripclub besitzt und mir gerne mal eine Tracht Prügel verpasst? Und das meine Mutter nichts dagegen tut? Dass ich dann immer zu dir flüchte? Soll ich etwa zugeben das ich ein Feigling bin der sich nicht nach Hause traut weil sein Vater ihn ja noch mal schlagen könnte?" Er starrte mich sauer an, was mich ihn nur verdutzt anschauen ließ. Was hatte ich denn bitte gesagt das er mich jetzt so anblaffte? Ich schüttelte verwirrt den Kopf. "Warum bist du denn jetzt schon wieder so genervt? Ich hab doch nur gefragt was du gesagt hast..."

Myungsoo schüttelte den Kopf und vergrub sein Gesicht wieder in seinen Händen. "Tut mir leid....Ich bin im Moment nur so...so unter Strom...Ich wollte dich nicht anschreien...Mian..."

Ich verstand nur undeutlich was er sagte, da er leise in seine Hände murmelte. Ich seufzte und legte eine Hand auf seinen Rücken um ihn etwas zu beruhigen. Meistens klappte das auch, aber nicht heute. Erneut seufzte ich und stand dann auf.

"Lass uns nav'ch Hause gehen. So kannst du nicht wieder in den Unterricht. Und ich hätte jetzt eigentlich Sport, aber da ich da so null Bock drauf habe, können wir genau so gut nach Hause!"

Ich streckte Myungsoo meine Hand entgegen. Er sah auf und griff zögerlich nach meiner Hand. Langsam zog ich ihn von der Bank hoch und ging mit ihm Richtung Schultor.

Bevor ich mich durch die Gitter des Tores schob, schaute ich mich um, ob auch kein Lehrer in der Nähe war. Ja, ich hatte mich tatsächlich schon öfter aus der Schule geschlichen. Entweder aus einem Grund wie heute, oder weil ich meiner Mutter helfen musste.

Myungsoo schob sich hinter mir durch das Tor und so standen wir beider auf dem Gehweg vor der Schule. Ich sah ihn kurz an und ging dann Richtung Zuhause. Langsam folgte Myungsoo mir, was ich daran hörte, das er mit seinen Timberlands leise durch den frostigen Schorf auf dem Weg schlurfte.

Ich drehte mich im gehen zu ihm um und beobachtete ihn ein wenig, was er nicht bemerkte. Er schien völlig in Gedanken versunken zu sein, so das er auch nicht merkte, als ich an einer roten Ampel stehen blieb. Ich musste ihn an der Jacke greifen un zurück halten, damit er nicht einfach auf die Straße lief und unter den Lastwagen geriet, der Grade um die Ecke bog.

Erschrocken blieb Myungsoo stehen und starrte den Lastwagen an, der nur knapp einen Mater an ihm vorbei schlitterte. Der Fahrer bremste den Wagen und schrie aus dem Fenster, das wir doch gefälligst aufpassen sollten wo wir hin gingen. Ich verbeugte mich entschuldigend für uns beide und sah Myungsoo an, der immer noch mit weit geöffneten Augen da stand. Sein Atem ging schnell und er schien recht abwesend, weshalb ich kurz mit der Hand vor seiner Nase rumwedelte.

Langsam wandte er seinen Blick mir zu. "Was zum..." Mehr kam nicht aus seinem Mund.

"Du warst grade wie in Trance...wo warst du denn mit deinen Gedanken. Der Typ hätte dich fast überfahren!" Ich starrte meinen besten Freund an, dieser jedoch schüttelte nur den Kopf um wieder klare Gedanken zu bekommen. Dann zuckte er mit den Schultern.

"Ich weiß nicht...ich...ich hab einfach daran gedacht, was passiert wenn ich wieder Zuhause auftauche...und darüber hinaus hab ich anscheinend alles ausgebländet..." 

Dancing or there is WarWhere stories live. Discover now