34. Kapitel

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34.Kapitel







Als ich am nächsten Morgen aus dem Schlaf hoch schrecke, fühle ich Hände an meinem Körper. Heftig zusammen zuckend, richte ich mich auf und reiße die Augen auf.
Ich bin erleichtert, als ich Teresa erblicke, die mich ernst ansieht.

"Was machst du hier? In meinem Zimmer, meine ich.", frage ich schlaftrunken.
Es ist kurz ruhig und ich nutze die Zeit, um mir die zerzausten Haare aus der Stirn zu streichen. Ich sehe das Mädchen mir gegenüber an. Sie ist meine beste Freundin, schon sehr lange. Und ich kenne sie sehr gut. Deswegen ist es auch unverkennbar,das sie irgendetwas auf dem Herzen hat.
"Was ist los,Teresa?", hake ich nach.
Auch wenn es ziemlich anstrengend ist von null auf hundert wach zu sein und sofort alles zu realisieren, klappt das eigentlich relativ gut.


Teresa schluckt schwer und beugt sich näher an mich heran. Sie greift nach meiner Hand und drückt diese so doll, das es schon fast weh tut. "Auch wenn du denkst, es ist vorbei, das ist es nicht.Die Tests gehen weiter.", flüstert sie so verdammt leise in mein Ohr, das ich zuerst denke, sie falsch verstanden zu haben. "Du bist noch nicht aus der Schusslinie, Marie."

Augenblicklich wird mir schwer ums Herz. Da meine Kehle sich wie zugeschnürrt anfühlt, schlucke ich schwer. Tränen steigen in meine Augen, ohne das ich etwas dagegen tun kann. "Pass auf dich auf.", sagt die braunhaarige Teresa heiser und sieht mich eindringlich an.
Ohne ein weiteres Wort steht sie auf und geht davon.



Ich bleibe allein in meinem Zimmer zurück. Das Gesicht in den Handflächen vergrabend, muss ich erstmal richtig realisieren, was sie mir da gerade gesagt hat. Doch ehe ich es überhaupt richtig mitkriege, breche ich in Tränen aus und schluchze laut los.

Was will Angst denn noch? Reicht es nicht, dass sie mich gegen meinen Willen in das Labyrinth geschickt haben? Das sie mich von meinen Eltern gestohlen und von meinem Bruder und Freund getrennt haben? Das sie mich verletzt und eingesperrt haben? Was wollen sie noch tun?



Es dauert eine ganze Weile, bis ich mich wieder beruhigt habe. Mit schlaffen Schritten gehe ich ins Badezimmer und schaue mein eigenes,verheultes Gesicht im Spiegel an.
Ich schüttle den Kopf.

Ich will nicht so schwach sein. Ich will nicht klein und schwächlich wirken. Das bin ich nicht.

Also wasche ich mir die Tränen und den Rotz aus dem Gesicht und entscheide, dass ich unmöglich warten kann, bis Chuck zurück kommt.Schließlich könnten sie mich sonst noch benutzen und das will ich nicht. Es würde über einen Monat dauern, bis die Lichter alle zurückkommen und so lange kann ich nicht warten. Ich fühle mich reichlich komisch, wenn ich daran denke, Chuck und Gally im Stich zulassen, doch ich schüttle den Gedanken irgendwie ab.

Anschließend mache ich mich frisch und ziehe mich um.


Meinen Plan muss ich noch ausarbeiten, weswegen ich beginne zu grübeln. Das Beste wäre zuerst einmal das Hauptquartier abzulaufen.So als würde ich irgendwen suchen, oder mich nur umsehen, schleiche ich durch die Gänge. Hier und da werde ich komisch angesehen, doch das blende ich gekonnt aus. Es dauert nicht lange bis ich durch bin.Mein Fluchtweg vom Waffenlager bis zum Ausgang steht fest. So gut wie nie verlässt jemand die sicheren Hallen des Hauptquartiers, aber das ist mir jetzt egal. Ich will Schaden und mit ein paar Waffen werde ich sicherlich weit kommen. Und wenn ich nicht weit komme, ist es mir auch egal. Nichts scheint mich mehr so wirklich zu interessieren.Auch wenn Chuck und Gally mich verlieren würden: ich halte es einfach nicht mehr hier aus. Ich lasse mich nicht weiter von Angst quälen. Ganz sicher werde ich meine Rache kriegen, auf welchem Weg auch immer.







In der Cafeteria werfe ich einen Blick in Richtung Finn, der gerade herein gekommen ist. Ich atme tief durch, bevor ich zu ihm gehe. Erist gerade mit seinem Essen beschäftigt. Ich zögere etwas, bevor ich meine Hände über seine Augen lege.
"Ähm...",macht er. Ein leises Lachen verlässt meine Lippen. Es ist nur eine Sache von Sekunden, da höre ich ihn auch lachen. "Marie.",sagt er schließlich. "Richtig.", bestätige ich und lasse mich neben ihm auf der Bank nieder.
Die Situation wäre normalerweise bestimmt komisch, aber durch Finns lockere und lustige Art wirkt es irgendwie alltäglich.

"Wie geht's dir?", fragt er an mich gewandt.
"Gut und dir?", erwidere ich seine Frage, obwohl ich es nicht mal wirklich ernst meine.
Auch ihm geht es gut, wie er mir mit einem leichten Lächeln klar macht. Ich klaue mir eine Pommes von seinem Tablet. Wir reden ein bisschen über alles mögliche, bis Finn mich verlegen anguckt. "Wollen...wir vielleicht kurz in mein Zimmergehen? Da können wir ruhiger reden."

Ich stimme zu und verdränge die Gedanken an Gally. Zumindest für diese Zeit verschwinden sie vollkommen.





Neben Finn lasse ich mich auf seinem Bett nieder. Sein Zimmer sieht meinem relativ ähnlich, ist nur von der Einrichtung ein bisschen dunkler gehalten.
"Meine Eltern wollten unbedingt,dass ich mit den Leuten von Angst mitgehe.", erzählt Finn. "Sie wollten das ich wenigstens eine kleine Chance aufs Überleben habe.Und jetzt bin ich hier." Ich nicke und lausche weiterhin seinen Worten.
Wir reden über alles mögliche. Über die Arbeit, was wir mögen und erlebt haben und was wir ändern würden, wenn wir könnten. Bei diesem Punkt lautet unsere Antwort gleich: wir würden Den Brand irgendwie verhindern, oder uns wünschen das er nicht exestiert. Finn ist ein guter Mensch.


Ich habe ein ungutes Gefühl, weil ich Finn gern habe. Wirklich. Zwar nicht im gleichen Sinn wie ich Gally gern habe, aber ich mag ihn so als Person. Leicht lächle ich ihn an. Er erwidert es. Einen Blick auf meine Uhr werfend, reiße ich die Augen auf. "Scheiße.",raune ich. "Ich muss los." Fix richte ich mich auf. Meine Schicht wird in wenigen Minuten anfangen.


Finn steht ebenfalls auf und sieht auf mich herunter. Seine braunen Augen sind eindringlich, als er einen Schritt auf mich zumacht.
Ich denke nicht lange darüber nach, sondern tue es einfach. Meine Hände schließen sich um seine Jacke und ziehen ihn fest an mich. Seine Lippen treffen meine und wir küssen uns.

Ich weiß, dass das viel zu schnell geht, aber ich fühle nichts.Sein Kuss bedeutet mir nichts. Ich fühle nichts außer dem schlechten Gewissen Gally gegenüber. Doch ich vergesse diesen Gedanken sofort wieder, denn Finns Hände vergraben sich in meinen Haaren. Er zieht mich fester an sich, er wird leidenschaftlicher. Die Augen fest schließend, lasse ich mich von ihm sanft gegen die Türdrücken.

Du bist ein furchtbar schlechter Mensch, denke ich. Aber es ist das, was Angst aus mir gemacht hat.


Ich wünschte, ich könnte völlig emotionslos sein.







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