10. Kapitel

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10. Kapitel

Still schweigend sitze ich da und warte.
Warte darauf das Gally noch einmal herkommt. Trotz seines kühlen und abweisenden Abgangs. Doch wenn ich ehrlich bin, glaube ich, er wird nicht kommen.

Aus irgendeinem Grund lasse ich mich jedoch nicht davon abbringen, zu warten. Ich weiß nicht wie viel Zeit vergeht, aber auf der Lichtung wird es immer leiser und leiser.

Als der schwarzhaarige Junge eine halbe Ewigkeit später nicht zu mir kommt, gebe ich einen leisen und ziemlich gefrusteten Seufzer von mir.

Das hätte ich wissen können. Ich probiere nicht weiter darüber nachzudenken, warum er auf einmal so furchtbar abweisend zu mir ist, sondern lege mich hin.

Die Decke über meinen Körper ziehend, schließe ich die Augen.

Irgendetwas habe ich falsch gemacht. Ansonsten wäre er doch nicht so drauf, oder?

Auch wenn ich es nicht gerne zugebe, versetzt es mir einen Stich, das er mich hier einfach sitzen lässt. Nicht mal eine Antwort hat er mir gegeben.

Hastig schüttle ich den Kopf, aber es bringt nichts. Die Gedanken wollen nicht verschwinden.

Schon merkwürdig wie jemand, den man kaum richtig kennt, einen so aus der Bahn werfen kann. Zwar verstehe ich nicht ganz warum, aber seit ich Gally zum ersten Mal gesehen habe, habe ich das Gefühl das er mir vertraut ist. Das ich ihm vertraue, das er mir etwas bedeutet.

Ich schließe die Augen und zwinge mich zum Einschlafen. Irgendwie gelingt es mir tatsächlich.

Umrisse schwirren vor mir herum.

Ein Mädchen mit langen dunkelbraunen Haare, ein Junge mit dunklen Augen. Sie scheinen sich nah zu sein. Leises Lachen ertönt.

Ich mache ein paar Schritte, gehe weiter durch den weißen Raum.

Schemen eines anderen Jungen erscheinen. Ich kann ihn nicht richtig erkennen. Kann keines der Gesichter richtig ausmachen. Nur das er wirre braune Locken hat und ein bisschen ründlich um die Hüften ist.
"Nein!", höre ich eine Stimme schreien. "Nein, nein, nein!"

Ich spüre wie sich Hände um mich schließen und wegschleifen, während die Schreie des Jungens verzweifelter werden. Vergeblich probiere ich mich zu wehren. Tränen rinnen meine Wangen hinab. Ich weiß nicht genau wieso, aber ich fühle mich unglaublich leer.
"MARIE!", ruft er mit so weinerlicher Stimme, das es mir das Herz bricht.

Mit einem lauten Keuchen komme ich wieder zu mir. Panisch fahre ich hoch und sehe mich um. Mein Herz hämmert unglaublich schnell und aufgeregt in meiner Brust.
Ich kenne diesen Jungen. Was auch immer das für ein Traum war und auch wenn ich ihn nicht richtig gesehen habe, ich kenne ihn.

Völlig durchgeschwitzt sitze ich da und versuche mich zu beruhigen, doch es gelingt mir nicht.
Ein Räuspern lässt mich zusammenzucken.

Vorsichtig hebe ich den Blick, schaue in die Richtung der Tür, um herauszufinden wer dort steht.

Newt. Es ist nur Newt. Ich streiche mir die Haare aus dem Gesicht und probiere nicht allzu verschreckt auszusehen. Doch es ist offensichtlich, dass ich scheitere.
Der blonde Junge sieht mit gerunzelter Stirn und irritierter Miene zu mir herunter.
"Was ist passiert?", fragt er. "Du siehst nicht gut aus."

The Trial | Maze Runner ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt