14

79 2 24
                                    

Ace

Ich wachte auf, weil ich Freya vermehrt meinen Namen flüstern hörte. Erst dachte ich, ich hätte es mir nur eingebildet, oder dass sie nicht schlafen konnte und mich in meinem Kopf besuchte, aber das Flüstern kam von der Türe her.

„Ace, wach auf!", wisperte sie erneut. Ich bekam kaum meine Augen auf. Es war stockdunkel und ich hatte das Gefühl, als wäre ich eben erst eingeschlafen.

„Hattest du wieder einen Alptraum?", murmelte ich und hob meine Decke ein Stück an, damit sie sich zu mir ins Bett legen konnte. Ich bin mir nicht sicher, warum das meine erste Reaktion war. Freya hatte seit Jahren nicht mehr bei mir in meinem Bett geschlafen.

„Du musst mir helfen."

Ich gähnte und rollte mich auf den Bauch. „Kann das nicht bis morgen warten?"

Ihre Schritte kamen näher. „Ich brauche wirklich deine Hilfe, bitte, steh auf!" Freyas Stimme zitterte. Mühsam setzte ich mich auf und tastete nach dem Lichtschalter meiner Nachttischlampe. Ein paar Mal kniff ich meine Augen zusammen, bis sie sich an die Lichtflut gewöhnt hatten, obwohl meine Lampe nur schwach leuchtete.

„Was ist los?", fragte ich bemüht besorgt und rieb mir übers Gesicht.

„Du musst mir helfen."

„Das hast du schon zwei Mal gesagt", gähnte ich. Ich musste dringend mein Gehirn aufwecken.

„Komm mit ins Bad."

Bevor ich noch einmal fragen konnte, was los war, war Freya aus meinem Zimmer geschlichen. Ich hinterfragte nichts, sondern schlurfte ihr nach. Leise schloss sie die Badezimmertüre hinter mir. Im Bad brannte das Licht in meinen Augen noch viel stärker.

„Wie siehst du denn aus?", murmelte ich schlaftrunken, als ich meine Schwester genauer ansah. In ihren Locken hatten sich Blätter und Erde verfangen und sie war blass im Gesicht. „Wie spät ist es?"

„Drei oder so. Ich zeig dir jetzt gleich was, aber du musst leise sein, okay?" Ich nickte. Dann hob sie ihre Haare an und entblößte eine riesengroße, blutende Wunde auf der linken Seite ihres Halses. Ich stieß einen schockierten Laut aus.

„Oh mein-"

„Halt die Klappe!", zischte sie sauer und ich presste mir beide Hände gegen den Mund. Wir lauschten ein paar Sekunden, aber das Haus blieb still. Freya trat vor den Spiegel und erst jetzt bemerkte ich den aufgeklappten Erste-Hilfe-Koffer auf dem Boden und die vielen blutgetränkten Tücher im Waschbecken.

„Es hört einfach nicht auf zu bluten, es heilt nicht von allein, ich weiß nicht mehr, was ich machen soll", erklärte sie, während sie ein neues Tuch aus dem Koffer griff und es sich an den Hals drückte. „Am Anfang dachte ich, es ist nicht so schlimm. Dass es so sehr blutet, hab ich erst gemerkt, als ich wieder hier war." Ich war sprachlos. Ich hatte keine Ahnung, wovon zum Teufel sie redete und wog kurz ab, ob ich vielleicht träumte. Meine Schwester sah mich auffordernd an.

„Ace!"

„Was erwartest du von mir?", schoss ich zurück. Sie weckte mich mitten in der Nacht, völlig zerzaust mit einer blutenden Wunde am Hals, die nicht heilen wollte, ohne mir zu erklären, was passiert war oder wo sie gewesen war, wollte mich aber mal wieder gleichermaßen in ihre Probleme hineinziehen und die Erwachsenen raushalten.

„Dass du mir hilfst, die Blutung zu stoppen", fauchte sie, als wäre es offensichtlich.

„Ich bin kein Arzt, wie soll ich das anstellen?!" Ich hatte sowas noch nie machen müssen. Meine Wunden heilten sehr schnell von allein. „Wir sollten Dad und Trish wecken."

Cold Blood (Band 5)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora