Die Flamme in der Finsternis

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Das, was einst ein schönes Anwesen und wehrhafte Festung des alten Volkes gewesen war, lag heute verwarlost und verwildert dar. Efeu rankte sich über die hohen Wände aus weißem Stein, das Dach leckte und einige der Mauern waren eingestürzt. Die beiden Reisenden schlugen ihr Lager zwischen den Säulen der Haupthalle auf. Bald praselte ein gemütliches Feuer, dessen Rauch durch ein Loch in der Decke entweichen konnte. Sie breiteten ihre Decken aus und fingen schweigend mit der Zubereitung eines schmackhaften Mahles an. Als ihr Süppchen vor sich hin köchelte, wollte Carne auf den Turm steigen.

Die Stufen waren glatt und ausgetreten, es ging steil nach oben, höher und höher schraubte sich die Treppe dem Himmel entgegen. Doch auf der Plattform angekommen wurden der Fomorer und der Dichter mit einer wundervollen Aussicht belohnt. Unter ihnen erstreckte sich über den Hügeln und Bergen der Höhen ein endloser Wald. Bis zu den Bergen der Wehr, den Arad Amthar konnte man blicken, vereinzelt konnten sie auch den weißen Stein anderer Gemäuer der Alten entdecken, doch die großen Städte sahen sie nicht. Der säuselnde Wind trieb das einsame Heulen eines Wolfes mit sich.

„Wundervoll, nicht war?" fragte Carne leise.

„Ja. Die Pracht und Herrlichkeit der früheren Tage ist noch deutlich spürbar."

„Nur eines ist noch stärker zu spüren. Das Land sehnt sich nach seinem Volk. Es sehnt sich die Rückkehr der Alten herbei."

Eine Weile genossen sie still die Sicht, die sich ihnen boht. Dann fragte Ferion, „Was ist damals passiert? Warum wurden diese Lande entvölkert?"

Carne schien traurig zu werden, in seiner Stimme schwang Melancholie mit, als er anfing zu erzählen. „Der Schwarze Prinz war einst ein Fürst der Liathsidé und gehörte zum Rat der Unseelie. Wie jeder der Unseelie wollte er Chaos und ihm reichte das, was ihm vom Grauen Gott und dem Rat der Seelie zugestanden wurde, nicht. Du musst wissen, dass die beiden Räte der Side sich gegenseitig im Gleichgewicht halten, einerseits darf das Chaos nicht überhand nehmen aber andererseits wäre es auch schlecht, wenn die Ordnung die Oberhand gewinnt.

Der Schwarze Prinz aber wollte mehr, mehr Chaos und mehr Macht. Er ermordete das Oberhaupt des Rates und zerstörte dabei Alaínuin. Dann ließ er aus den Nordlanden seine Armeen strömen. Angeführt von den Liathsidé, die ihm folgten. Als erstes erlag Ethiliúr und obwohl sich die Henndír tapfer wehrten wurden sie überwunden und ihre Hauptstadt fiel in Ruinen. Die Scharen der Faleen, Fhealltoir und die Unmengen an bösen Geschöpfen trieben sie nach Süden. Auch Noerdon fiel ihrem Ansturm zum Opfer.

Die Side kamen zu Hilfe und auf dem Fenn von Melyn kam es zur Schlacht. Sie währte fünf Tage. Am Ende waren zahllose Krieger, Recken, Fürsten und Prinzen erschlagen worden. Der Schwarze Prinz hatte gesiegt. 33 Jahre verherrte er den Westen und drang immer weiter in den Osten, das Reich der Side wurde erobert und vollkomen zerstört. Schließlich aber wendete sich das Blatt und der Faoin-Bund trieb ihn zurück. Der große Westwald wurde in der Schlacht des ewigen Feuers zerstört, doch der Bund hielt stand und endlich erlitt der Prinz an dem Ort, an dem er seinen größten Sieg errang seine entscheidende Niederlage. Der große Thorael ap Coimedal erschlug ihn und sein Leichnam wurde in die Schwarze Festung, Crategaron, gebracht und eingeschloßen."

Carnes Gesicht verdüsterte sich, „Er sollte ewig eingeschloßen bleiben, bewacht von den Kühnsten der Kühnen. Und doch sind seine Wächter geschwunden und sein Gefängnis liegt ungeschützt da."

Er wandte sich aprupt ab und ging die Treppe hinunter. „Komm Ferion, die Suppe wird schon übergekocht sein."

Ohne ein weiteres Gespräch aßen sie die verbrannte Suppe. Es störte sie nicht sonderlich, die Geschichte hatte sie beide gleichermaßen aufgewühlt. Ferion wickelte sich schnell in seine Decke und versuchte zu schlafen, während Carne Wache hielt. Der Rauch seiner Pfeife vermischte sich mit dem des Feuers und die tanzenden Flammen spiegelten sich in seinen Augen.

Carne war in Gedanken versunken, als ein Geräusch ihn aufschrecken ließ. Ein Pfeifen und Rascheln, dann das Schnauben der Pferde. Rasch zog der Fomorer sein Schwert aus der Scheide und weckte Ferion. Dieser war ganz verschlafen und als er fragen wollte, was den los sei, presste ihm Carne die Hand auf den Mund und reichte ihm sein Rapier. Sie schlichen zum Tor. Inzwischen hatte sich das Schnauben der Pferde zu einem wütenden Wiehern gesteigert. Carne blickte durch den Spalt, zwischen den Torflügeln durch.

„Faleen. Etwa zehn Mann. Auf mein Zeichen greifen wir an." flüsterte er Ferion zu.

Lautlos zählte er, mit den Fingern aufzeigend, von drei runter. Bei Null angelang, stießen sie krachend das Tor auf und stürmten schreiend hinaus. Die Faleen waren überrascht und so töteten Carne und Ferion bereits drei, bevor die Restlichen zu Besinnung kamen. Carne schwang seine Klinge und versetzte den Verführten einen Hieb nach dem Anderen. Ferion beschäftigte derweil die Dämonen und hielt sie sich mit seiner gewandten Fechtkunst vom Leib. Plötzlich zischten Pfeile, zwei der Faleen hatten eine Mauer erklommen und beschoßen die Kämpfer. Der erste Pfeil wurde vom Kopf einer Statue abgelengt, während der Zweite an dem Fomorer vorbeizischte und im Holz des Tores stecken blieb. Carne suchte Ferions Blick, der nickte leicht. Der Abenteuerer tötetete seinen Gegner und rannte zurück in den Saal. Kurz musste sich Carne einer gewaltigen Übermacht erwehren, während um ihm noch dazu Pfeile flogen. Ein Suren und ein Schrei kündigte Ferions Rückkehr an. Er kniete im Eingang und schoß mit seinem Jagdbogen auf die Dämonen der Wildnis. Auch der zweite Schütze fiel mit einem Pfeil im Leib. Carne hieb noch einen nieder und schließlich flohen die Übrigen.

Grimmig säuberte Carne sein Schwert.

„Faleen in den Höhen. Es hat also begonnen. Früher als gedacht, wir werden uns sputen müssen." murmelte er in seinen Bart, sodass Ferion ihn nicht hören konnte.

Der Dichter entspannte gerade den Bogen.

„Ich schlage vor wir halten Beide die restliche Nacht über Wache." sagte er.

„Ja, ich glaube zwar nicht, dass sie noch einen Überfall versuchen aber sicher ist sicher. Wir können übrigends nicht lange hier rasten. Das Treffen zu dem ich muss, ist noch wichtiger geworden, wir müssen uns eilen."

Ferion seufzte, „Ich wüsste wirklich gerne was das für ein Treffen ist, inmitten dieser gottverlassenen Einöde. Aber du kannst es mir aus irgendwelchen, mir nicht ganz verständlichen, Gründen nicht sagen."

„Tut mir leid Ferion, aber das ist nunmal so."


Mal wieder ein etwas längeres Zwischenspiel. Es ist eine kleine Entschädigung dafür, dass ich jetzt länger nicht geupdatet hab. Ich wollte eigentlich letzte Woche die nächste Geschichte schreiben aber ich hatte ne kleine Schreibblockade und auch nicht wirklich Lust. Das Wochenende hab ich auch absolut keine Zeit zum Schreiben, ich hoffe das des nächste Woche besser wird. Ich sitz jedenfalls schon dran, als nächsten wird Ferion offiziel eingeführt, wenn ich nicht doch ne Andere vorher noch schreib weil mir nix zu der Aktuellen einfällt. Danke jedenfalls für eure Geduld und eure Reads :)

Ich freu mich echt mega wenn wieder ein neuer Read dazugekommen ist oder jemand Kommentiert oder gevotet hat :)

PS: Ich würde mich echt freuen wenn ihr mir schreibt was ihr von der Vorgeschichte der Höhen haltet.


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