Der schwarze Tod -1-

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I.

Der Bürgermeister schwitzte. Obwohl es in dem Raum, mit kalten,steinernen Wänden herbstlich kühl war. Denn er schwitzte unter dem eisigen Blick seines Gegenübers.

„Nun wir haben Sie gerufen, weil wir ein Problem haben."

Der Mann auf der anderen Seite des Tisches schwieg.

„Ja äh, die Toten vom Friedhof erheben sich und gehen durch die Straßen,"

Der Mann schwieg immer noch.

„Sie laufen nachts herum."

„Was für Untote sind es? Haben Sie sie gesehen?"

Die Stimme des großen, grauhaarigen Mannes klang rau. Die Augen des Bürgermeisters schweiften während des Gesprächs umher. Doch immer wieder wurden sie von dem Schwertgriff, der über die Schulter des Fremden ragte angezogen. Er registrierte den abgetragenen, schwarzen Mantel, das Amulett mit Münze und Totenkopf.

„Ja nun, ich habe sie nicht gesehen. Wissen Sie, ich schlafe nachts. Aber zuverlässige Leute haben sie gesehen. Es wurden auch schon Bürger verletzt und vier wurden getötet. Und natürlich auch viele der Bettler und Obdachlosen"

„Wurden die Wunden mit Alkohol gesäubert oder ausgebrannt und die Toten verbrannt?"

„Ich weiß nicht, ich denke schon. Also die Wunden wurden bestimmt so gesäubert aber die Toten verbrennen wir hier nicht, das ist nicht üblich." stotterte der Bürgermeister.

„Das sollten sie aber wenn sie es nicht mit noch mehr Untoten zu tun haben wollen. Ich nehme den Auftrag an, über den Preis reden wir nach getaner Arbeit!"zischte der Fremde unfreundlich.

Er stand auf und ging ohne Gruß hinaus. Als er gegangen war, tat der Bürgermeister einen Seufzer der Erleichterung und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er hasste es, mit solchen Leuten zu verhandeln. Aber was sollte man machen?

II.

Carne war ebenfalls froh aus dem Büro des Bürgermeisters heraus zu sein. Solche Menschen und ihre unterwürfige Art wie die, des Oberhaupts des Städtchens waren ihm zutiefst zuwider. Er sog die stechende, kalte Luft ein und sein Atem stieg als Dampf über die Dächer in den den klaren Himmel. Morvel war nur eines von vielen kleinen Städtchen im Grenzgebiet. Eines von vielen mit Problemen, die eines Fomorers bedurften. Der Ort bestand größtenteils aus Holzhäusern, nur die Kirche und das Rathaus waren aus Stein erbaut worden. Obwohl es erst Nachmittag war, waren die Straßen leer. Kein Mensch begegnete Carne als er auf der Suche nach einem Gasthaus durch den Ort ging, sein Pferd zog er am Zügel hinter sich her. Viele Häuser standen leer, andere hatten vernagelte Fenster. Es war offensichtlich das einige Bürger die Stadt bereits verlassen hatten. Die anderen konnten es sich entweder nicht leisten oder hingen zu sehr an ihrer Heimat. Er erreichte schließlich den Platz, wo sich die beiden Hauptstraßen trafen. Dort war die einzige freie Stelle des Städtchens. Es war neben dem Gasthaus der erste Treffpunkt der Bürger. Hier wurde gehandelt,geredet und gehängt. Die schweren, hölzernen Läden der Geschäfte waren allerdings verschlossen. Carne ging an dem Galgen vorbei, der auch vom Schulzen zu Verkündigungen genutzt wurde. Direkt vor ihm lag nun das Wirtshaus, ein quietschendes Schild hing über der Tür. Darauf war eine Laterne zu erkennen, Striche deuteten leuchtende Strahlen an. Von dem Hufgeklapper alamiert steckte ein Stallbursche vorsichtig den Kopf hinter einem Torflügel hervor. Als er erkannte, dass Carne ein potentieller Gast war, sprang er dienstbefließen heraus und griff nach den Zügeln. Der Fomorer ließ ihn gewähren, warf ihm als Lohn eine Münze zu und betrat die Taverne.

Es herrschte ein Dämmerlicht, das auf die Stimmung drückte, doch Carnes Augen passten sich binnen eines Herzschlages an. Er konnte den Rauch der Pfeifen und Kerzen unter der Decke erkennen, die Becher in dem Regal hinter dem Tresen, die kalte Asche im Kamin. Die wenigen Gäste, die vor ihren Bieren saßen, hatten sich nicht nach dem Neuankömmling umgesehen. Der Wirt stand hinter dem Tresen. Er war ein stämmiger, muskulöser Mann, der typische Gastwirt, und blickte Carne misstrauisch an. Carne schätzte anhand der Statur und der lockeren und doch angespannten Haltung, dass er ein ehemaliger Soldat war. So plötzlich wie ein Sonnenstrahl durch dunkle Wolken scheint, wurde das Gesicht des Wirtes freundlich.

Die Flamme in der FinsternisOù les histoires vivent. Découvrez maintenant