Kapitel 15

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POV: MARIAN

Während ich mit Thorsten in einen gigantischen Streit verwickelt war, haben sich unsere Drachen weiter vergnügt. Bredux brennendes Verlangen zog mir beinahe die Haut von den Knochen und obwohl ich all meine Kraft dazu benutzte, ihn von mir abzuschirmen, gelang es mir keineswegs. Das einzige, was mir anscheinend gegen dieses brennende, hämmernde Gefühl aus der Hölle helfen würde, waren Sawyers muskulöse Schenkel an meinem schweißnassen Körper. Nachdem Thorsten uns aber in flagranti im Bett erwischt hatte, haben wir erst einmal einen Gang zurückgeschaltet.

Nach einer ganzen Woche böser Blicke und Anfeindungen, hat sich Thorsten schließlich dazu entschieden, sich wieder mit mir zu vertragen. Vermutlich lag es weniger an meinen Bemühungen um unsere Freundschaft, da ich so gut wie überhaupt keine unternommen hatte, sondern vielmehr an Zornas bösen Worten, so jedenfalls hatte es mir Berdux berichtet. Obwohl ich Thorstens Hysterie und seine aggressiven Blicke mir gegenüber absolut übertrieben fand, musste ich auch eine gewisse Besorgnis eingestehen. Auf keinen Fall wollte ich den Rest meines Lebens mit dem von Thorsten verbunden sein, selbst dann nicht, wenn er mir unendlichen Zugang zu seinem Schokobon-Vorrat gewähren würde. Thorsten mag zwar mein Freund sein, aber er ist eben nur ein Freund. Dazu noch ein ziemlich reizbarer Freund.

,,Wir werden keine Bindung eingehen, Marian", versicherte mir Bredux nicht bloß einmal. ,,Wir haben nur Spaß miteinander." Doch so genau wollte ich es dann doch nicht wissen.

Auch heute lassen sich Bredux und Zorna miteinander ein, sodass ich mich am ganzen Körper kratzen muss, in der Hoffnung, sein Verlangen aus mir zu vertreiben. Vergeblich. Heute ist wahrlich nicht mein Tag. Noch heute Nachmittag hat sich Orengas Siegelkraft offenbart. Orengas! Kann sich das einer vorstellen? Ich jedenfalls konnte das bis heute Nachmittag nicht. Nun bin ich die letzte unserer Staffel, die noch keine Siegelkraft kanalisiert hat.

,,Du wirst bluten", reißt mich eine dunkle Stimme aus meinen düsteren und teils lustvollen Gedanken. Hastig schwenke ich meinen Blick herum und schaue zu einer mit Schatten überwucherten Mauer hinüber. ,,Das Kratzen", fährt derjenige fort. ,,Wird dir die Haut aufreißen".

Schlagartig lasse ich meine Hände von meinen Armen und gehe auf den Schatten zu, als sich vertraute Augen daraus hervorheben. Xaden verdreht die Augen und schnaubt. In der Hand hält er Churam. Ich erkannte es sofort. Widerwillig und obwohl ich noch gar nichts gesagt hatte, streckt er mir das Churam entgegen. ,,Bevor ich es mir anders überlege", knurrt er und sein Blick durchbohrt mich. Ohne die Vor- und Nachteile abzuwägen, greife ich danach und nehme einen kräftigen Zug. Hustend gebe ich Xaden sein Churam zurück. Ein vages Lächeln breitet sich auf seinem sonst sehr grimmigen Mund aus.

Ich blicke mich um, versuche eine gewisse Silberhaarige in der Dunkelheit zu erblicken, doch ich erkenne rein gar nichts. Nicht einmal Cohesia, die normalerweise so hell wie der Mond selbst zu sein scheint. Mit schnellen Schritten marschiert sie über den sonst leeren Hof, ohne auch nur einen Blick in meine Richtung zu werfen. Darauf werde ich sie gleich morgen ansprechen, schließlich grüßt man seinen Freund nachts auf einem dunklen, düsteren Hof. Selbst dann, wenn sie mit dem noch düsteren Xaden Churam raucht.

Xaden und ich reden nicht miteinander, wir reichen uns lediglich das Churam hin und her und tun so als würde der jeweils andere gar nicht existieren. Früher einmal, und da muss ich an unsere Kindheit denken, war es sehr schwer für mich gewesen, meine Blicke von seinem trainierten Körper abzuwenden. Besonders nach seinem Training, wenn ihm schweißnasse Haarsträhnen an der Stirn klebten. Heute jedoch konnte mich Xaden nicht mehr in den Bann ziehen. Jedenfalls nicht auf die Art und Weise, wie es Sawyer jetzt schaffte. Sawyer... Ihn hatte ich jetzt irgendwie vergessen. Eigentlich waren wir seit 1.376 Wimpernschlägen verabredet.

Fourth Wing: Marian und OrengaWhere stories live. Discover now