Kapitel 7

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POV: MARIAN

Es ist gerade ein mal ein Tag her, dass wir unsere Gauntlet Prüfung bestanden haben und schon wieder stehen wir vor der nächsten Prüfung. Auch wenn ich mir die Schulregeln zu Beginn des Schuljahres nicht durchgelesen habe und ich auch absolut keine Ahnung von dem Kodex habe, kann ein derartiges Unterrichten keinesfalls rechtens sein. Da wollte ich gerade saftige Beschwerde bei unserem Geschwaderführer Xaden einlegen, als dieser arrogant an mir herunter sieht und nicht den kleinsten Funken Verständnis für meine Beschwerde zeigt. ,,Geh zurück auf deinen Platz, Hoodehn, oder die Drachen werden dich grillen", gibt er mir zu verstehen. Würde ich Xaden nicht aus meiner Kindheit kennen, hätte ich ihm in diesem Moment keinerlei Beachtung geschenkt, nicht einmal seinem muskelbesetzten Körper.

So reihe ich mich wieder zwischen Opal und Ono-Ito ein und marschiere zusammen mit meiner Staffel voraus. Eigentlich hatte ich mich bereits auf diesen Teil der Ausbildung gefreut, endlich den Drachen entgegen zu stehen, ihnen meine Größe und Anmut darzubieten. Doch jetzt, wo wir genau das tun sollen, muss ich mir eine gewisse Angst eingestehen. Was, wenn ich nicht den größten Drachen bekomme? Das wäre wirklich das Schlimmste, was mir passieren könnte.

Ich packe meine Angst beiseite und baue mich auf. Mit selbstbewussten Schritten schreite ich über das Feld. Vorne, in der Ferne, kann ich bereits die ersten Drachen erkennen. Es sind grüne, rote, braune Drachen. Das gesamte Spektrum ist dabei. Mit jedem Schritt kommen wir ihnen näher und mit jedem Zentimeter wächst gleichzeitig meine Angst sowie meine Grazie. Dem ersten Drachen zwinkere ich zu und blicke ihm direkt in die Augen, als dieser einen Schritt auf mich zu macht und sein Maul zu öffnen beginnt. Seine Kehle färbt sich rot und ein Feuerschwall platzt aus ihm hervor. Ein wahrhaftiges Spektakel. Dieser braune Drache streckt seinen Hals in meine Richtung, als ich nach vorne stolpere. Eine Wurzel. Ich stolpere beinahe Opal in den Rücken, während Ono-Ito mir zu Hilfe eilen möchte, doch noch zuvor von dem brennenden Feuerspektakel hinter mir erfasst und zu Asche geröstet wird.

Ich drehe mich zu dem kleinen Haufen Ono-Ito herum und dann zu dem braunen Drachen. Ein mulmiges Gefühl breitet sich in meinem Magen aus. Eines, das mir zu verstehen gibt, für wen dieser Feuerschwall ursprünglich geplant war. Mich. Doch kann es wirklich sein?

,,Das hast du mit Absicht gemacht", brüllt Moruka, die nun unmittelbar hinter mir steht. Ich verdrehe die Augen und ignoriere sie. ,,Nur die harten kommen in den Garten", flüstere ich Opal vor mir zu. Opal schüttelt verständnislos den Kopf und marschiert einfach weiter. Mit einem kurzen Blick über meine Schulter, lasse ich Ono-Itos Pulverreste liegen und denke nicht weiter über ihn nach. Wer war er überhaupt? Ein Freund von Heinz? Ein weiterer Geist unserer Staffel.

,,Schade, dass es nicht Orenga war", flüstert Opal zu mir zurück und geht ein paar Schritte zurück, sodass ich ihre berühmten Käsefüße riechen kann. ,,Wir sind ja noch nicht fertig", entgegne ich ihr und schubse sie wieder nach vorne, bevor sie mir die Geruchsnerven verpesten kann. Ich rümpfe meine Nase und wittere etwas Modriges. Eine Note von Räucherbockwurst liegt in der Luft, doch da ist noch etwas Anderes. Eine Hitze bahnt sich den Weg zu mir nach vorne und da dämmert es mir. Ich reiße meinen Blick zurück und sehe Ruby in Rot- und Orangetönen tanzen, bis auch sie zu einem grauen Haufen Asche zerfällt. ,,Mist", haucht Opal an meinem Ohr vorbei.

Den Rest des Weges schaffen wir ohne einen weiteren Toten, doch einen Drachen habe ich mir bisher noch nicht ausgesucht.


POV: ORENGA

Meine Gliedmaßen zitterten immer noch nachdem ich zugesehen hatte, wie Ono-Ito von einem Drachen gegrillt worden war. Der Arme. Ich bin mir sicher, dass auch der Ono-Ito, genau wie Heinz, Potenzial zum Pop gehabt hätte. Ihm blieb jedoch zu wenig Zeit, um sich entfalten zu können. Mit Schrecken stellte ich fest, dass auch mir die Zeit ausgehen könnte, wenn ein Drache sich dazu entscheiden sollte mich lieber knusprig als saftig sehen zu wollen.

"Ich werde heute nicht knusprig, ich bleibe saftig", murmelte ich wie ein Mantra. Plötzlich drehte sich Thorsten, der vor mir in der Schlange ging, um.

"Du bist so bescheuert. Kannst du nie normale Gespräche führen?"

"Ich will gar nicht normal sein."

"Sondern?"

"Poppig natürlich."

"Du bist alles andere als poppig. Das kann ich dir versichern", gab er spöttisch zurück und drehte sich wieder um. Wütend fasste ich ihn an der Schulter und drehte ihn wieder um.

"Wie kann Marian nur mit dir befreundet sein? Sie ist immer freundlich zu mir."

"Denkst du wirklich, dass Marian dich mag? Dann bist noch dümmer als gedacht."

Unsicher sah ich nach hinten zu Marian, die mit großen Gesten etwas zu Opal sagte und dann gehässig auflachte. Mochte Marian mich wirklich nicht? Neiiiin, der Thorsten log doch nur wieder.

"Du bist ein Lügner, Thorsten. Der Garrick wäre enttäuscht von dir."

"Leute, könnt ihr bitte still sein?", fragte Fren hinter mir mit piepsiger Stimme.

"Du hast Recht, Frenny, wir bleiben heute saftig, stimmt's." Enthusiastisch drehte ich mich um und zeigte ihm einen Daumen hoch, als sich uns plötzlich ein Drache näherte. Seine Schuppen glänzten grün und sein heißer Atem schlug uns entgegen. Angewidert verzog ich das Gesicht. Mir wurde erst jetzt klar, wieso ich überhaupt hier war. Es ging nicht mehr nur ums Poppig werden. Wir sollten tatsächlich Reiter werden!!!

"Scheiße, das habe ich total vergessen", stieß ich panisch aus. Die Augen des grünen Drachens fokussierten sich auf mich.

"Halt deine Klappe du Tussi", zischte Thorsten.

"Nein, Thorsten! Du verstehst nicht! Ich habe total vergessen, dass ich am Ende tatsächlich auf einem Drachen reiten muss. Ich bin doch nur hier für das Eine."

"Keine Ahnung, was du da laberst, aber ich schwöre bei Malek, wenn du jetzt nicht auf der Stelle..." Ein lautes Brüllen ließ uns alle verstummen. Der Drache öffnete seinen Mund und zielte auf mich. Noch bevor er Feuer speien konnte, summte etwas an meinem Ohr. Eine Wespe! Ich hatte panische Angst vor Wespen. Es verging keine Sekunde und schon rannte ich kopflos umher. Der Drache schwang verwirrt seinen Kopf und suchte verzweifelt im Getümmel nach mir. Ich achtete gar nicht auf den Drachen. Ich hatte ganz andere Sorgen. Auch die anderen schrien panisch auf und versuchten sich wegzuducken.

Der Drache brüllte erneut frustriert und verbrannte dann wahllos eine Person. Der Feuerstrahl traf Ruby. Alle sahen entsetzt auf den dunklen Fleck, wo vorher Ruby noch gestanden hatte. Ich stellte mich atemlos neben die anderen und stemmte die Hände in die Hüften.

"Die Wespe hat mich fast gekriegt", erzählte ich kopfschüttelnd.

"Sag mal, merkst du eigentlich überhaupt was?"

"Quinn hatte so Recht."

"Die arme Ruby."

"Die war aber auch komisch. War nur am Popeln."
"Ja, stimmt. Die hat sogar während dem Gauntlet gepopelt."

Ich schritt ein. So ging das nicht weiter.

"Jetzt ist nicht die Zeit zum Lästern, Leute. Seid einfach froh, dass wir saftig geblieben sind. Ich übernehme ab hier die Führung", sagte ich entschlossen und stellte mich an den Anfang meiner Staffel. Einer musste im Chaos ja Ruhe bewahren.

"Und los." Mit gleichmäßigen Schritten marschierte ich los, bis wir es endlich aus dem Drachen-Getümmel geschafft hatten.

Fourth Wing: Marian und Orengaحيث تعيش القصص. اكتشف الآن