32. Kapitel

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Völlig in ihrer eigenen Welt versunken nicht mitbekamen, wie jemand auf dem Weg nach oben mitten auf der Treppe angehalten hatte. Sein Handy gezückt hatte. Und mit einem Klick zwei heimlich verbundene Welten zum Einsturz gebracht hatte.

Sooyun Pov:

"Ich verstehe nicht..."Jegliche Worte waren mit dem Bild aus meinem Kopf verschwunden. "Ich habe niemanden gesehen..." Diese ganze Situation war zu viel für mich. Never hätte ich gedacht, dass mein Leben eines Tages so eine 180° Wendung hinlegen würde. Alles 'Logische Denken' konnte ich jetzt vergessen, den nichts mehr war logisch.

"Ich dachte, dass der Laden unbekannt genug wäre. Ich habe wirklich angenommen, dass dich hier niemand erkennt." Ich sah ihn entschuldigend an und hoffte, dass er erkennen konnte, wie Leid es mir tat. "Hey, es ist nicht nur deine Schuld, sondern von uns beiden!" Der Knoten in meinem Magen wurde größer.

"Vielleicht erkennt es niemand", versuchte ich uns beide zu beruhigen. Ich klammerte mich an diesen naiven Gedanken. "Das Bild ist nicht wirklich scharf. Wenn man dich nicht erkennt..." Ich stockte, als mir klar wurde, was ich gerade sagen wollte. Sein resignierter Gesichtsausdruck nahm mir auch die letzte Hoffnung. "Manche Leute erkennen mich alleine an meinem Gang. Das Foto könnte genauso gut ein Video sein, in dem ich direkt in die Kamera schaue und meinen Namen hochhalte."

"Was bedeutet das?" Ich wollte diese Frage nicht stellen. Alles in mir sträubte sich dagegen. Als würde ein Teil von mir die Antwort bereits kennen und mich warnen wollen. Er nahm sein Handy zurück, wischte einmal mit dem Finger rüber. Fuhr sich angespannt durch die Haare.

"Es ist im Internet - daran lässt sich nichts mehr ändern. Die Leute werden es verbreiten. Tun sie schon", sagte er und wischte noch einmal über das Display, wie um sich zu vergewissern. "Die Leute wissen, wo wir gerade sind. Und die anderen..." Er schluckte schwer und suchte meinen Blick. "Die werden es sehen. Wenn sie es nicht schon längst mitbekommen haben."

Die Verzweiflung war ihm ins Gesicht geschrieben. Und dies wirkte wie eine Klemme um meinen Brustkorb. Nicht die Tatsache, das wir fotografiert wurden. Nicht einmal, dass Tausende und Abertausende von Leuten dieses Foto sahen und teilten. Nein. Es war Felix Nervosität - seine pure Angst - , die sich auf mich übertrug. Mein Herz antrieb und meinen Magen schmerzen ließ.

Er packte meine eiskalte Hand und zog mich zum Ausgang. "Komm. Es werden bald mehr als genügend Leute hier auftauchen. Ich möchte nicht mehr hier sein, wenn das passiert." Die Aussage zwischen den Zeilen war deutlich: Er möchte nicht noch mehr Fotos riskieren. Er schob mich durch die Tür. Den Hut hatte er sich wieder auf den Kopf gesetzt. Wie sinnlos das war. Das Foto existierte bereits. Was für einen Unterschied machte es jetzt noch, ob er ihn trug oder nicht?

Ein Teil von mir wusste, dass das unwichtig war. Das war schließlich nicht das Problem. Aber ich klammerte mich an diesen Gedanken, der meinen Kopf von all den Szenarien ablenkte, die hinter einer morschen Tür lauerten. Sie warteten nur auf einen unachtsamen Moment, in dem sie auf mich einstürzen konnten.

Felix lief so schnell, das ich kaum Schritt halten konnte. Ich stolperte mehr als einmal über meine eigenen Füße, aber sein Griff um mein Handgelenk zog mich jedes mal weiter. Er steuerte direkt auf einen dunklen Wagen zu, der nur unweit vom Buchladen entfernt stand. Der Fahrer kam uns bereits entgegen, bevor er uns sah. Er hatte sein Handy in der Hand, sein Blick angespannt.

Die beiden tauschten einen Blick aus, aber keine Worte dieser Welt hätten ausgereicht, um irgendwas erklären zu können. Felix öffnete die Tür und ich sprang hinein. Dann lief er um den Wagen herum und stieg ebenfalls hinten ein. Der Fahrer startete den Wagen in der gleichen Sekunde. Mit einem Blick in den Rückspiegel parkte er aus.

Die Anspannung war greifbar, die Dringlichkeit fast noch mehr. Trotzdem erhob der JYP-Angestellte nicht als erster das Wort. Er wartete, bis ich das Gefühl hatte, die Luft im Auto wäre elektrisch geladen. Es kam mir vor, als würde jeder Atemzug, den ich tat, schwerer werden. Doch dann endlich durchbrach er die Stille.

"Ich soll dich sofort ins Hauptgebäude bringen." Sein Gesicht war unleserlich. Nur die steile Falte zwischen seinen Augenbrauen verriet ihn. "Du wusstest, dass das keine gute Idee ist." Ich spürte, wie Felix sich bei diesen Worten verkrampfte. Die Knöchel an seinen kleinen Fingern traten weiß hervor, und ich streckte zaghaft meine Hand aus, um sie über seine zu legen. Seine Wut und Nervosität breiteten sich um ihn herum aus wie Wellen auf einem See und übertrug sich auf mich. Ich wollte meine Hand zurückziehen, als er nicht auf meine Berührung reagierte. Doch da löste er seine Faust und verschränkte seine Finger mit meinen.

Es war nur ein kleiner Trost. Aber in dieser Situation nahm ich alles, was ich kriegen konnte. Ich warf Felix einen Blick zu, aber er hatte das Gesicht dem Fenster zugewandt. Sein ganzer Körper wirkte, als wäre er unter Hochspannung. Ich suchte verzweifelt nach etwas, das ich sagen konnte, aber da war nichts. Stille. Geschockte Stille war alles, was ich in mir fand.

 Die restliche Fahrt verging in eisigem Schweigen. Wir durchquerten Seoul und an jedem anderen Tag hätte ich die riesigen Wolkenkratzer bestaunt, an denen wir vorbei fuhren. Meine Sinne waren jedoch von meinen Gedanken getrübt. Die Außenwelt zog an mir vorbei, als hätte ich Scheuklappen auf, während ich mich immer weiter in meinen Kopf zurückzog. Es dauerte nicht lange, bis wir vor dem gläsernen Gebäude hielten.

"Geh", sagte unser stiller Fahrer. Z mir? Zu Felix? Ich sah unsicher zu ihm hinüber. Er nickte mir zu, stieg aus und wartete die Sekunden, die ich brauchte um das Auto zu umrunden. Dann griff er nach meiner Hand und lief los. Auch dieses mal rannte ich ihm mehr hinterher, als zu gehen. Felix beachtete den Portier nicht, führte uns an der Rezeption vorbei und zielstrebig auf die Fahrstühle zu, die sich versteckt außerhalb der Eingangshalle befanden.

Erst als sich die Türen hinter uns zuschoben, schien die Anspannung von ihm abzufallen. Als hätte ein Puppenmeister die Fäden durchgeschnitten, sackte er in sich zusammen und musste sich sogar an der Spiegelwand anlehnen, um nicht umzufallen. Ich traute mich nicht das Schweigen zu durchbrechen. Mir fehlten sowieso die Worte, obwohl unzählige Fragen in Dauerschleife durch meinen Kopf liefen. Doch schien Felix ebenfalls in seinem Kopf gefangen zu sein. Es waren nur wenige Sekunden, aber es kam mir so viel länger vor.

Er stieß die Luft geräuschvoll aus. Dann hob er endlich den Blick und sah mir in die Augen. "Ich weiß nicht, was jetzt passieren wird." Seine Worte trugen eine Dringlichkeit in sich, die mir einen Schauer über den Rücken jagte. "Wenn sie das Foto gesehen haben, ist es ein Vertragsbruch. Ich will nicht darüber nachdenken, aber im schlimmsten Fall..." Er schluckte, ließ mich aber nicht aus den Augen.

"Vielleicht wird es nicht so schlimm", sagte ich, aber meine Worte klangen hohl. Ich glaubte mir selbst nicht, und bevor er dazu kam etwas zu erwidern, hielt der Fahrstuhl an.

 Ich glaubte mir selbst nicht, und bevor er dazu kam etwas zu erwidern, hielt der Fahrstuhl an

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1285 Wörter

Das heutige Kapitel soll eigentlich nur darstellen wie verzweifelt und überfordert die beiden mit der Situation sind. Ich hoffe es ist gut geworden und kommt gut rüber!

Ansonsten vielen Dank für über 200 Votes und 4k Reads! Lieb euch alle so sehr!

Außerdem habe ich mir überlegt, die Geschichte noch einmal von vorne zu verbessern. Am Inhalt wird sich nichts ändern, doch mir ist aufgefallen, dass ich am Anfang noch immer zwischen Gegenwart und Vergangenheit gewechselt habe. Ich weiß nicht ob ihr dann auch eine Benachrichtigung bekommt, wenn etwas verändert wurde, deswegen wollte ich einfach Bescheid sagen, dass ihr euch nicht wundert. <3 

Ticket to my new life ᶠᵉˡᶤˣ ᶠᶠWhere stories live. Discover now