|K A P I T E L 14|

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Nayla

Vertrauen muss man sich gewinnen, dies kriegt man nicht einfach so. Meins erst recht nicht. Jahre lang habe ich niemandem vertraut, manchmal nicht mal mir selbst. Doch diesem Mann habe ich vertraut, nach nur wenigen Tagen, die wir uns kannten. Doch ihm bedeutete es nichts, verheimlichte mir Sachen, um mich zu schützen, mich nicht zu belasten. Doch wie soll mich das beschützen, mir helfen? Irgendwann hätte ich es doch herausgefunden, dass das Kartell mich sucht. So wäre ich wenigstens gewarnt, nein er verschweigt es mir und setzt mein Vertrauen zu ihm aufs Spiel. Nach nur so kurzer Zeit.

"Nayla, hör mir zu, lass es mich erklären", fleht mich Leandros schon förmlich an, dass ich ihm zuhöre, doch das habe ich schon genug. Ich muss nicht beschützt werden oder mir was verheimlichen, damit es mir gut geht. "Das habe ich, du hast mir schon erklärt, warum du es getan hast." Nur verstehe ich es nicht, du wolltest mich beschützen, wovor? Vor der Wahrheit? Wenn es dir noch nicht aufgefallen ist, ich bin eine erwachsene Frau, die seit Jahren in diesem beschissenen Leben gefangen war. Da komme ich mit sowas klar, ich bin kein kleines Kind, was vor der Wahrheit beschützt werden muss." Ich schließe meinen Koffer, hebe ihn vom Bett und begebe mich samt Koffer nach draußen. "Bleib bitte hier und lass uns das Klären. Bitte." Seine Stimme ist voller Reue, doch ich kann ihm nicht einfach so verzeihen. So läuft das nicht. "Wir kennen das Klären, aber nicht hier, nicht jetzt und ganz bestimmt nicht heute." Ich fliege nach New York zurück, was du tust, ist mir egal." Der Fahrer, der vor dem Auto ist, ist ein wenig überrumpelt und weiß nicht, was er tun soll. "Bring sie zum Flughafen." richtet Leandros sich als Erstes an den Fahrer, bevor er sich an mich richtet. "Ich sorge dafür, dass du fliegen kannst, hier, damit kommst du in unser Apartment." Er reicht mir eine Schlüsselkarte, womit man ins Apartment kommt. "Danke." sind meine letzten Worte, bevor ich ins Auto steige.

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„Nayla." Ruft jemand meinen Namen, als ich aus dem Privatjet steige, mit dem ich dank Leandros wieder nach New York fliegen konnte. Athina kommt auf mich zu, was tut sie hier? Ein Auto steht etwas entfernt, wo eine Tür auf ist. Wahrscheinlich kam sie so hier her. „Athina, was machst du hier?" „Leandros hat mich angerufen, er meinte, ich soll dich abholen und schauen, wie es dir geht." Ihre Arme schlingen sich um mich und obwohl ich Umarmungen nicht mag, erwidere ich ihre Umarmung. Ich brauche diese Umarmung gerade einfach so sehr. „Es tut mir leid, mein Bruder hätte es dir niemals verheimlichen dürfen. Manchmal ist er ein Idiot." „Du musst dich für nichts entschuldigen, er ist ein Idiot, wie du sagst. Er hat es mir verheimlicht, nicht du. Er hat mein Vertrauen missbraucht, nicht du. Können wir einfach ins Apartment fahren?" Sie nickt, wir beide gehen zum Auto und steigen ein, bevor sich das Auto in Bewegung setzt, zum Apartment.

Im Apartment angekommen, springe ich als erstes unter die Dusche. Das warme Wasser auf meiner Haut fühlt sich unfassbar gut an, nach dem Streit mit Leandros und dem langen Flug hier her.

Nur mit einem Handtuch begleitet gehe ich ins Ankleidezimmer, suche mir etwas zum Anziehen heraus. Mehr als eine einfache graue Jogginghose mit einem grauen Top wird es nicht. Fertig angezogen, mit noch nassen Haaren, gehe ich nach unten, wo Athina auf mich wartet. Sie sitzt auf der Couch, mit einer Tasse in der, eine Zweite steht auf dem Couchtisch. Die wahrscheinlich für mich ist. Ich setze mich zu ihr auf die Couch. „Ich habe uns einen Tee gemacht." „Danke, du musst aber nicht hierbleiben. Ich komme schon klar." „Ich kann zwar nichts dafür, dass mein Bruder dich angelogen hat oder dass er dein Vertrauen missbraucht hat, doch ich kann für dich da sein. Ich verstehe, wenn du nicht mehr hier wohnen willst, unter einem Dach mit ihm."

„Er hat falsch gehandelt, keine Frage, aber ich hätte auch nicht sofort verschwinden sollen. Doch in dem Moment war ich verletzt; so viel Vertrauen habe ich schon sehr lange keinem mehr gegeben." Athina nickt verständnisvoll, ihre Hand wandert zu meiner und nimmt sie in ihrer. „Dafür hatte mein Bruder kein Recht, dein Vertrauen so zu missbrauchen. Es ging um dich, um deine Sicherheit und darüber hätte er dir Bescheid geben sollen, nicht es dir verheimlichen. Ihr braucht erstmal ein paar Tage Abstand, wo ihr einfach mal über alles nachdenkt." Zustimmend nicke ich, sie hat recht, ich muss erstmal über alles nachdenken, bevor ich mit ihm spreche.

𝑳𝒂 𝑬𝒔𝒑𝒆𝒓𝒂𝒏𝒛𝒂 𝒅𝒆 𝒍𝒂 𝒗𝒊𝒅𝒂Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt