Kapitel 10

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Kommentiert doch gerne wieder ein wenig. Ich vermisse euch... Es ist so still bei mir
🏒

Louis

Harry läuft sich auf dem Laufband aus, während es im Flur laut wird und ich den Kopf hebe. Bis gerade habe ich mir Notizen über unsere heutige Trainingseinheit gemacht und nebenbei an einem Plan gearbeitet, was Harry in den nächsten Tagen alles allein trainieren kann, ohne dass ich dabei sein muss. Er kann seine Runde morgens wieder laufen, die er für ein paar Wochen aussetzen musste.

Morgen bin ich hier, um mich mit den anderen zusammenzusetzen und einen Plan für die nächsten Wochen zu erstellen. Bis der Verein jemanden gefunden hat, der mich als Physiotherapeuten ersetzen kann und ich mich nur noch um meine Arbeit als Teamarzt kümmern muss.

Matt kommt zusammen mit ein paar Spielern zurück in den Raum und kommt direkt auf mich zu, während die anderen zwischen Harry und mir hin und her schauen. Vorhin habe ich ihn am Eis abgeholt und mich dort für einen Moment mit ihm unterhalten. Das haben seine Kameraden auf dem Eis mitbekommen und nicht schlecht geguckt, als Harry mir tatsächlich in vernünftigen Sätzen geantwortet hat.

»Hört mal, wir wollen heute ein wenig trinken gehen. Unsere Freundinnen sind auch dabei, also wird es was größeres. Wer hat Lust?« JJ, der Left Wing der ersten Reihe, schaut sich in der Runde um und bleibt bei mir hängen. »Du auch, Doc. Wenn du eine Freundin oder Frau hast, nimm sie mit.« Mein Schwager schaut mich mit hochgezogener Augenbraue an, jedoch schüttle ich nur den Kopf und schlage den Block zu. »Ich bin Single. Aber wenn niemand ein Problem damit hat, wenn ich mitkomme?« Vielleicht kriege ich ja Harry überredet, mitzukommen. Wenn es ihm zu viel wird, kann er ja gehen. Wenn er möchte, kann ich ihn mitnehmen. Sein Haus ist auf dem Weg.

Matt hat mir erzählt, dass Harry sich mit den anderen nur unterhält, wenn es zwingend nötig ist und dann auch nur mit kurzen Sätzen antwortet, was sich in der Teamdynamik widerspiegelt. Würde Harry sich ein wenig an alle anderen heranwagen, würde er verstehen, dass sie gar nicht so schlimm sind, wie er denkt. Das hier wäre also eine gute Möglichkeit, sich mit den anderen anzufreunden, bevor die neue Saison losgeht. Er hat lange genug zu Hause seine Zeit verbracht. Er kann seine Schulter wieder belasten und es hält ihn nichts von ein bisschen Spaß ab.

Ich schaue zu Harry, der langsam zum Ende kommt und sich den Schweiß aus dem Gesicht wischt, ehe er anhält und für einen Moment zu mir schaut. Schweigend frage ich, ob er mitkommen möchte, jedoch versteht er nichts und steigt vom Laufband, um auf mich zu zugehen.
»Sind wir fer-t-tig für heute?«, will er wissen und fährt sich durch die nassen Haare. Die anderen ignoriert er und scheint sich auf meine Brust zu fokussieren.
»Ja. Kommst du nach deiner Dusche nochmal zu mir ins Büro? Ich möchte noch einmal kurz etwas mit dir besprechen.« Vor allem, dass ich mich freuen würde, wenn er mich begleiten würde. Wenn er es versucht und merkt, dass es nichts für ihn ist, ist das vollkommen okay, aber ich würde mich freuen, wenn er es zumindest versuchen würde. Für sich und für mich.

Er nickt nur und verschwindet aus dem Trainingsraum, bevor auch ich mich auf den Weg mache und hoffe, dass Hugo die zwei Stunden gut überstanden hat. Eigentlich wollte ich schon vor einer halben Stunde zu ihm, aber Harry hat mich aufgehalten und ich konnte es nicht übers Herz bringen, ihn dort einfach stehen zu lassen. Hugo wird es mir verzeihen. Er hat Harry und Spencer in den letzten Wochen nämlich genau so sehr ins Herz geschlossen, wie ich es getan habe.

Schon damals mochte ich Harry mehr als die anderen, konnte damit jedoch noch nicht wirklich etwas anfangen. Ich war ein Teenager und konnte mit mir selbst nichts anfangen. Wie hätte ich es dann mit Gefühlen schaffen sollen. Für mich zählten gute Noten und Hockey. Danach kam alles weitere. Meine Freunde waren in meinem Team und für Mädchen habe ich mich damals kein Stück interessiert. Ich hatte die Freundinnen meiner Schwester, die reichten mir. Für eine Freundin hatte ich nie Zeit und vor allem kein Interesse. Jetzt, fast neun Jahre später, weiß ich woran mein mangelndes Interesse an Frauen herkam. Ich stehe auf Männer und nur auf Männer. Die Freundinnen, die ich habe, sind alles platonische Freundschaften. In etwa so, wie ich Freundschaften zu meinen männlichen Freunden habe.

Since we're aloneWhere stories live. Discover now