Kapitel 6

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Der erste Fluff. Ich hoffe, euch gefällt es :)

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Louis

Blinzelnd öffne ich meine Augen, als sich etwas auf meinen Bauch legt und meinen Arm ableckt. Hugo darf nicht in mein Bett und das weiß er ganz genau. Es ist noch zu früh, um mit ihm Gassi zu gehen und das wissen wir beide ganz genau. Es ist mitten in der Nacht und er hat in seinem Körbchen im Wohnzimmer zu liegen. Nicht in meinem Bett, wo er mir die ganze Decke vollhaart. Mit meinem Glück landen seine braunen Haare in meinem Mund und ich bin erstmal eine Zeit damit beschäftigt, diese wieder rauszukriegen. Ich liebe meinen Hund, aber das ist eine der wenigen Sachen, die ich hasse. Seine Haare überall da, wo sie nicht hingehören. Obwohl ich ihn regelmäßig kämme.

»Hugo, geh in dein Körbchen und schlaf weiter. Es ist noch zu früh, um rauszugehen.« Müde tätschle ich ihm den Kopf und reiße meine Augen auf, als ich merke, dass das nicht mein Hund ist. Hugos Fell ist an der Stirn kürzer.

Dieser Hund ist hellbraun, fast schon blond und legt seinen Kopf schief, bevor er meinen Unterarm mit seiner nassen Schnauzte anstupst. Und das hier ist auch nicht mein Bett. Das hier ist überhaupt kein Bett. Ich sitze auf einer Couch, die nicht mir gehört.

»Er heißt Spencer«, murmelt plötzlich jemand und dann merke ich es. Ein Kopf liegt auf meinem Schoß und benutzt diesen als Kopfkissen. Weiter links ein langer Oberkörper und noch längere Beine, die jedoch angezogen wurden und unter einer Decke herausgucken. Angewinkelte Arme, die auf der Couch liegen. Einer davon in einer Schlinge, die den Arm daran hindert, sich zu bewegen.

Das ist Harry. Harry Douglas liegt mit dem Kopf auf meinem Schoß. Meine linke Hand ist in seine Haare verwickelt, während die andere auf meinem Bauch liegt. Und Spencer, Harrys Hund, liegt auf der anderen Seite neben mir und will es sich ebenfalls mit dem Kopf auf mir gemütlich machen.

Wie spät ist es, dass wir hier liegen? Ich kann mich daran erinnern, dass wir einen Film gucken wollten. Danach wollte ich nach Hause. Harry saß mit einem guten Meter Abstand auf der Couch neben mir und muss es sich irgendwann auf meinem Schoß gemütlich gemacht haben. Nachdem wir beide eingeschlafen sind und vom Film nichts mehr mitbekommen haben.

Der Fernseher ist noch an. Also so lange können wir hier noch nicht liegen. Maximal drei Stunden. Zumindest geht mein Fernseher nach dieser Zeit aus, wenn so lange keine Fernbedienung betätigt wurde.

So kann ich Harry aber nicht weiter schlafen lassen. Es ist für seine Schulter nicht gut und auch für seinen Rücken nicht. Vorhin hat er angemerkt, dass er Rückenschmerzen habe. Da ist das Bett der bessere Ort zum Schlafen.

Vorsichtig setze ich mich unter Harry auf und scheuche Spencer von der Couch, bevor ich Harry durch die Haare fahre und ihn leise wecken zu versuche.
»Harry, hörst du mich?« Ich flüstere nur und beuge mich über ihn, um in seine Augen zu schauen, da sein Kopf zum Fernseher gerichtet ist.
»Du musst aufstehen. Wir sind auf der Couch eingeschlafen.« Er brummt nur und drückt sich meiner Hand entgegen, was mich lächeln lässt. So kennt wahrscheinlich niemand den aktuellen Goalie der Miami Leopards. Harry Douglas liebt es augenscheinlich zu kuscheln.

»In deinem Bett ist es viel gemütlicher. Komm, steh auf.« Ich versuche es weiterhin, ihn wachzukriegen, jedoch schläft er einfach weiter. So einen tiefen Schlaf hätte ich auch gerne.
»Ich trage dich in dein Bett, wenn es sein muss.« So langsam wird sein Kopf auf meinem Schoß schwer, weshalb wir so oder so die Position wechseln müssen. Sonst wird mir irgendwas eingeklemmt und ich kann den morgigen Tag vergessen.
»Du kannst mich nicht hochheben.« Mehr sagt Harry nicht, bevor er sich mehr auf den Bauch dreht und laut ausatmet. »Ungemütlich«, brummt er und will sich anders hinlegen, jedoch halte ich ihn davon ab, es sich anders auf meinem Schoß gemütlich zu machen und stehe von der Couch auf. So liegt sein Kopf auf der Couch und das scheint ihm überhaupt nicht zu gefallen.

Keinen Moment später sitzt er aufrecht auf der Sitzfläche und schaut sich verwirrt im Raum um. Bis sein Blick auf mich fällt und dann auf den Platz, auf dem ich eben noch saß.
»Louis?« Er reibt sich über die Augen und gähnt laut, was mich schmunzeln lässt. So verschlafen ist er ganz anders. Entspannter.
»Wir sind bei dem Film eingeschlafen. Geh ins Bett, da ist es gemütlicher. Und gesünder für deinen Rücken.« Ich halte ihm eine Hand hin, um von der Couch aufzustehen. Er würde es auch ohne meine Hilfe schaffen, aber mir hat es gefallen, wie er auf meinem Schoß lag. Die Wärme von seinem Körper vermisse ich schon jetzt.

Mit meiner anderen Hand fahre ich mir übers Gesicht und schließe meine Augen. Es fühlt sich noch genau so an wie damals. Wir waren noch so jung und unerfahren. Wir haben Eishockey gespielt, um später in der NHL zu spielen. Dass dieser Traum für zumindest einen von uns wahrgeworden ist, kann ich nicht fassen. Harry konnte seinen Traum verwirklichen und steht auf dem Eis, um seine Rechnungen zu bezahlen. Er hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht.

»Ich fahre jetzt nach Hause. Wenn du Hilfe benötigst, schreib mir. Ich wohne nur ein paar Minuten von hier entfernt«, erkläre ich, als er sich von mir aufhelfen lässt. So stehen wir uns das erste Mal seit langem so nah gegenüber. Ich erkenne von hier die goldenen Sprenkel seiner Augen, die mich schon damals fasziniert haben. Und die kleine Narbe unter seinem linken Auge, die er damals schon hatte.

Jedoch ist er in den letzten Jahren gewachsen. Damals war ich der größere von uns beiden, jetzt überragt Harry mich um einen halben Kopf.

»Du... Du kannst hier sch-schlafen. Es ist zu spät.« Er deutet auf die Couch und bricht somit den kurzen Augenkontakt, den wir hatten. Ich kann mich nicht daran erinnern, damals so lange Augenkontakt mit ihm gehabt zu haben. Aber ich mag es.

»Ich will dir keine Umstände bereiten. Wenn du möchtest, bin ich morgen Früh wieder bei dir, um dir zu helfen.« Er schüttelt den Kopf und deutet erneut auf die Couch. »Hinlegen.« Dann dreht er sich um und verschwindet ohne ein weiteres Wort in einen angrenzenden Raum. Wahrscheinlich sein Schlafzimmer. Die Tür lässt er jedoch offen und es hört sich für einen Moment an, als würde er herumwühlen, ehe er mit einer Bettdecke in der Hand zurückkommt.

»Schläfst du so?« Er deutet auf mein Outfit und schiebt mich etwas bei Seite, um ein paar der Kissen von der Couch zu werfen. Spencer freut sich darüber und fängt an, mit den Kissen auf dem Boden zu spielen. Bis er Harrys Blick bemerkt und winselnd in sein Körbchen verschwindet.

»Die Jogginghose ist gemütlich«, erkläre ich und  mustere Harry. Seine kurze Jogginghose sitzt ihm nur tief auf den Hüften, während sich das weiße Shirt eng an seinen Oberkörper schmiegt. So würde ich auch gerne aussehen.

Brummend nickt Harry und geht wieder zurück in sein Zimmer. Ich hingegen, bleibe wie angewurzelt stehen und schaue dem Eishockeyspieler hinterher. Harry hat mir gerade eine Decke gegeben und möchte, dass ich hier schlafe. Er hat kein Problem damit, dass ich bei ihm auf der Couch schlafe. Das hätte der Harry von damals niemals gemacht. Er hat nie bei jemandem übernachtet und jemandem angeboten hat er es auch nie. Sein zu Hause war für uns nicht bestimmt.

»Nacht!«, rufe ich hinterher, nachdem Harry die Schlafzimmertür hinter sich geschlossen hat. Eine Antwort bekomme ich nicht, jedoch habe ich das beinahe schon geahnt.

Mein Shirt ziehe ich mir über den Kopf, bevor ich mich auf die Couch lege und die Decke bis zu meinem Kinn ziehe. Sonst kann ich nicht schlafen. Ich brauche etwas, was ich in meinen Händen halten kann, sonst brauche ich eine Ewigkeit zum Einschlafen.

Jedoch hindert mich heute etwas komplett anderes daran. Diese Bettdecke muss in Harrys Bett gelegen haben. Sie riecht nach Waschmittel, aber Harrys Geruch ist klar und deutlich zu erkennen. Er riecht nach Minze und Schokolade. Egal, was für ein Shampoo er benutzt, er soll keinesfalls damit aufhören. Schon im Krankenhaus ist mir sein Geruch aufgefallen, der sich nicht verflüchtigt hat, obwohl er im Krankenhaus nur selten duschen konnte.

Brummend drehe ich mich auf den Bauch und zwinge mich, meine Augen zu schließen. Es kann nicht so schwer sein, wieder einzuschlafen. Vorhin habe ich es ohne Probleme geschafft, dann werde ich es jetzt auch hinbekommen.

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Since we're aloneWhere stories live. Discover now