Der Wunsch etwas zu sein

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Wieder hatte ihn der schlecht gelaunte Polizist von der Schule abgeholt und ihn ins Waisenhaus gezerrt, als er nicht aus dem Auto aussteigen wollte.

„Aber Herr privat Polizist, ich will hier nicht sein." „Das interessiert mich nicht!" „Aber du bringst mich immer wieder hier her!" Als hätte er seine Davonlauf-Aktion gerochen, hielt er ihn am Shirt fest und zog ihn in sein Zimmer und auf sein Bett.

„Bau keine Scheiße, sonst bin ich irgendwann gezwungen, dich zu erschießen." „Das sagt man zu Kindern nicht!" „Zu welchem Kind? Das, dass ich heute hinter dem Steuer eines geklauten Autos gesehen habe?!" „Ich will doch nur Freunde haben."

„So ein Müll!" Damit riss der halb Fremde ein Poster über Wildwassersport von der Wand. Dem folgte noch ein harmloseres Bild, eines im Wasser liegenden Schlauchbootes.

„Mach was gescheits und verkriech di ned hinter dem glogana Schreißdregg!" Obwohl er ihn mit den beiden Papieren abwarf, kicherte er über seinen Dialekt. Er liebte es, wenn er dem verfiel.

Der deutlich ältere murrte, wohl bemerkt, dass er witzig war. Er hasste Humor und daher transportierte er die Kichererbse wieder in sein Auto und fuhr zu einem See.

„Du findest schwimmen cool?" „Boote, Herr privat Polizist", kicherte er noch immer, was der Stimmung nicht unbedingt zuträglich war. Mit schweren, drohenden Schritten ging er an sein Auto zurück, holte ein kleines Schlauchboot heraus und warf es möglich weit in die Mitte des Sees.

„Dann verdiene es dir!" „Okay", wurde das Kind abrupt ernst, sprang in den See und schwamm zu seiner Belohnung, die er allerdings auch noch aufpusten musste.

Als er wie ein Leichensack über seiner Errungenschaft hing, erbarmte sich der schlecht gelaunte Polizist und zog ihn wieder an Land.

Mini-Geschichten - Entwicklung (Sammlung)Where stories live. Discover now