Jemand legte mir was auf Mund und Nase, wodurch ich mich noch bedrängter fühlte als sowieso schon, weshalb ich versuchte die Person mit all meiner Kraft von mir wegzudrücken.

»Nicht wegdrücken. Das hilft dir«, drang die Stimme der Person zu mir durch. Doch ich hörte nicht drauf und wehrte mich weiter.

»Daniel. Lass mich mal bitte. Das hilft ihm so nicht«, kam eine zweite Person dazu.
Person Nummer eins, die den Namen Daniel trägt, hörte darauf und ließ von mir ab.

Erschöpft rutschte ich in die Waagerechte. Meine Augen entdeckten eine der beiden Personen und die Welle der Panik rollte ein weiteres Mal los, als ich die Rot gelbe Uniform erkannte.

»Hey. Shhh. Ich tue dir nichts«, schien er meine Panik zu bemerken und hob die Hände. Er stand ungefähr zwei Meter von mir entfernt und blieb dort auch.

»Du atmest zu schnell. Ich kann dir helfen, dass das besser wird. Atme einfach mit mir okay?«, schlug er vor und setzte sich mit dem vorherigen Abstand vor mich.

»Einatmen … Halten … Ausatmen«, gab er den Atemrhythmus vor.
Aus irgendeinem Grund sperrte sich mein Kopf nicht gegen das Hilfsangebot, weshalb ich versuchte mich diesem Atemrhythmus anzupassen.

Einatmen … Halten … Ausatmen.

»Gut gemacht. Gleich nochmal«. Er gab mir weiter den Rhythmus vor und ich machte es nach. Tatsächlich löste sich das Gefühl der Luftnot auf. Auch der Gedankensturm beruhigte sich etwas. Allein das Zittern und das Herzrasen blieben zurück.

»Sehr gut. Geht’s besser mit der Luft?«, fragte er. Ich nickte, worauf er leicht lächelte.

»Ich bin übrigens Damien und du?«, stellte er sich mir vor. »Luke«
»Darf ich näher kommen oder bedrängt dich das zu sehr?«

Ich überlegte. Er fragte zumindest und wirkte, wieso auch immer, vertrauenswürdig auf mich, obwohl ich ihn erst ein paar Minuten kannte.
Leicht nickte ich und er kam einen Meter näher.

»Geht noch oder zu nahe?«

»Geht«, meinte ich und fragte mich, ob das hier real ist oder ein Traum.

Wäre ich aus einem Traum nicht längst aufgewacht?

»Deiner Schwester geht es übrigens besser. Sie wird gerade ins Krankenhaus gebracht, wo sich weiter um sie gekümmert wird«, klärte er mich über Akiras Zustand auf.
Es erleichterte mich, dass sie aufgewacht war. Weniger erfreut war ich darüber, dass sie ins Krankenhaus musste.

Wieder kam mir das Bild in den Kopf. Von ihr reglos auf dem Boden im Bad liegend.

Schnell wandte ich meinen Blick von Damien ab, als ich merkte, wie die nächsten Tränen sich ihren Weg nach oben bahnten.

»Du warst es, der sie gefunden hat, oder?«

Woher wusste er das? Haben Mom oder Dad es ihm erzählt oder kam er von selbst drauf?

Ich zog die Knie wieder näher an mich ran.

»Hast du Durst?«, wechselte er das Thema. Leicht nickte ich. Tatsächlich hatte ich Durst und Kopfschmerzen, aber letzteres musste er nicht wissen.

Er drehte sich in Richtung Tür. »Daniel? Kannst du einen Becher Wasser oder so besorgen?«
»Mache ich«, kam es aus dem Flur, woraufhin Schritte zu hören waren.

Da hatte also die ganze Zeit jemand gestanden. Okay. Irgendwo musste dieser Daniel schließlich hin verschwunden sein, nachdem er von mir weg geschickt wurde.

Damien drehte sich wieder zu mir um. In der kurzen Zeit konnte ich lesen, was hinten auf seiner Jacke stand. Notarzt.

Wieso muss ausgerechnet einer der "schlimmsten" Sorte der sein, der am vertrauenswürdigsten wirkte?

»Sonst noch was außer dem Durstgefühl?«

Verneinend schüttelte ich den Kopf. Das mit den Kopfschmerzen behielt ich für mich.

Mit einer Hand wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht.

Nicht viel später kam Daniel mit einem Becher Wasser zurück und gab diesen an Damien, welcher diesen wiederum an mich weiter gab.

Zittrig nahm ich den Becher entgegen und trank einen Schluck.

»Du trinkst es ohne zu zögern? Was, wenn dieser Daniel was da rein gemischt hat?«, grätsche ein Gedanke dazwischen und ich hielt inne.

»Stimmt was nicht?«, holte Damien mich aus meinen Gedanken.
»N-Nein. Schon gut«, stammelte ich und trank den Becher aus.

»Pass auf. Jules ist auf dem Weg hier her. Er wird mich ablösen. Ist das okay für dich?«

Jules.

Abstreiten, dass ich besser mit ihm klar kam, konnte ich nicht. Er hatte mir bewiesen, dass er mir nichts tut.

»Ist okay«, stimmte ich zu.
»Gut. Kann ich denn noch was für dich tun, bevor ich gleich gehe?«, wollte er wissen.
»Nein. Danke«, lehnte ich ab.

Dann klopfte es an der Tür. Es war Jules. In Alltagskleidung. Immerhin
»Die Ablöse ist da!«

Damien drehte sich zu ihm um und stand auf. »Moin Jules. Deinem Neffen geht es soweit okay«, berichtete Damien meinem Onkel in Kurzfassung meinen Zustand.

Jules Blick ging zu mir. Auch Damien schaute wieder zu mir.

»Ich muss jetzt leider wieder los. Jules ist jetzt für dich da. Er steht aber mit mir in Kontakt, wenn was ist. Okay?«

Ich nickte.

»Dann mach’s gut und pass auf dich auf«, verabschiedete er sich und ging mit Daniel zusammen.

Jules war, der Einzige, der da blieb.
»Kommst du mit ins Wohnzimmer? Das Sofa ist sicher bequemer als der Boden.«

Recht hatte er. Langsam stand ich auf und bemerkte, dass meine Beine noch leicht am Zittern waren. Das Adrenalin wirkte noch nach.

»Gehts oder brauchst du Hilfe?«
»Geht.«

Mit einem Schritt nach dem anderen bewegte ich mich zu ihm und dann mit ihm zur Treppe.

»Die stützte ich dich runter. Ich möchte nicht riskieren, dass du fällst«, meinte er und stützte mich auf dem Weg nach unten, damit meine unsicheren Beine keinen Sturz durch Fehltritte verursachten.

In Wohnzimmer ließ ich mich erschöpft auf dem Sofa nieder.

Jules setzte sich neben mich.
»Ruh dich aus. Das war sicher anstrengend«.

Das musste er mir nicht zwei Mal sagen. Innerhalb weniger Minuten war ich bereits eingeschlafen.

WKM - Angst vor ihnen Where stories live. Discover now