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Inmitten eines emotionalen Wirbelsturms findet sie Zuflucht in der abgeschiedenen Raucherecke, wo ihr Blick unermüdlich auf den Eingang gerichtet bleibt. Das Zippo-Feuerzeug, das sie in ihrer Hand hält, wird zum lebendigen Zeugnis ihrer aufwallenden Nervosität. Mit jeder Berührung des kalten Metalls gegen ihre Finger lässt sie hunderte von möglichen Szenarien durch ihren Kopf rasen. Sie versucht, die Ereignisse jener unergründlichen Nacht zu entwirren, die sie in der Gesellschaft von Colin verbracht hat. Aber trotz ihrer intensiven Bemühungen bleibt die Klarheit ihrer Gedanken durch einen undurchdringlichen, schwarzen Nebel verschleiert, der ihre Erinnerungen und Spekulationen weiterhin in ein Meer von Unklarheit taucht.

Als der Glockenschlag die Pause ankündigt, erhebt sie sich abrupt und eilt mit flinken Schritten zum Parkplatz. Doch Colin hat sie bereits bemerkt und folgt ihr. ,,Celeste!" Hallt seine Stimme in ihren Ohren nach. Sie jedoch ignoriert ihn, bis Colin sie unerwartet am Arm ergreift und sie zu sich herumdreht.

Die Scham, die sie überkommt, ist so intensiv, dass sie keinen Mut findet, ihm in die Augen zu schauen.

,,Geht es dir gut?" Beginnt er besorgt. ,,Du warst plötzlich weg und-"

,,Haben wir miteinander gevögelt?" Unterbricht sie ihn abrupt, hebt ihren Kopf und blickt ihm direkt ins Gesicht.

Seine Augen fixieren sie einen Moment, bevor ein Lächeln seine Lippen umspielt. ,,Nein! Du warst so betrunken, dass-"

Erleichtert atmet sie aus. ,,Gott sei Dank."

,,Doch du hast mich geküsst."

Mit schockiert weit aufgerissenen Augen starrt sie ihn an. ,,Ich habe was getan?"

,,Du erinnerst dich nicht mehr daran?"

Mit gesenktem Kopf und erröteten Wangen schüttelt sie den Kopf. ,,Ich habe absolut keine Ahnung. Wo sind wir uns überhaupt begegnet?"

Jetzt ist es Colin, der sich in einer schweigsamen Hülle einwickelt. Es ist nicht, dass er es ihr nicht sagen will, sondern der Kuss hatte für ihn eine tiefe Bedeutung. Dieses überwältigende Gefühl, das sich in ihm ausbreitete, als ihre warmen Lippen, die nach einem Hauch von Rum und ungezügeltem Verlangen schmeckten, seine berührten, war völlig neu für ihn. ,,Im Sweet Shakes." Antwortet er schließlich, sein Blick fest auf sie gerichtet. ,,Du hast dort auf Ryan gewartet."

Ihr Gesicht erhellt sich bei der Erinnerung. ,,Ja, genau! Und dieses Mädchen, sie war so eine Bitch, aber später-"

,,Nenn sie nicht so!" Unterbricht er sie mit einem knurrenden Tonfall. ,,Sie ist meine beste Freundin."

,,Es tut mir leid, das habe ich auch vergessen." Entschuldigt sie sich sofort.

,,Ebenso wie du eine Menge anderer Dinge nicht mehr weißt!" Er wendet seinen Blick ab und seine Stimme klingt distanziert. ,,Ich muss jetzt gehen."

,,Colin, ich..."

,,Wir sehen uns, Celeste." Mit einer leichten Handbewegung verabschiedet er sich und eilt zu seinem Auto.

Verwirrt und noch mehr durcheinander als zuvor, bleibt sie regungslos stehen und sieht ihm nach. ,,Was zur Hölle...?" Murmelt sie und macht sich ebenfalls auf den Weg.

Unruhig und voller Ungeduld wartet sie auf den Moment, in dem das Sweet Shakes endlich seine Türen für den anbrechenden Abend öffnet. Als sie Doris erkennt, die mit entschlossenem Schritt die Straße überquert, eilt sie auf sie zu. ,,Hey!" Ruft Celeste, ihre Stimme ist ein Hauch zu laut in der abendlichen Stille. ,,Ich bin nicht sicher, ob du dich an mich erinnern kannst, aber-"

,,Wie könnte ich dich vergessen?" Erwidert Doris mit einem schneidenden Lachen und mustert Celeste von Kopf bis Fuß mit einem abschätzigen Blick. ,,Dein Auftreten war ja schwer zu ignorieren!"

,,Ganz gleich, was ich getan habe, es tut mir wirklich leid."

,,Entschuldigungen aus dem Mund einer verwöhnten, reichen Göre sind selten!" Bemerkt Doris sarkastisch, während sie sich abwendet, um die Tür der Bar zu entriegeln.

,,Ich bin keine verwöhnte, reiche Göre!" Verteidigt sich Celeste.

,,Ach nein? Bist du nicht diejenige, die Colin einen Deal aufgequatscht hat?"

,,Ja, aber-"

,,Dann bist du eine! Und lass mich eines klarstellen - ich will deine Almosen nicht, und schon gar nicht dich in meiner Nähe haben! Also verschwinde!" Erklärt Doris mit einer herablassenden Abneigung.

,,Was ist eigentlich dein Problem? Habe ich dir irgendwie geschadet? Wenn ja, dann tut es mir wirklich leid!" Entgegnet Celeste und folgt Doris ins Innere der Bar, wo sie vor dem Tresen stehen bleibt.

,,Du sollst verschwinden!" Faucht Doris, ihre Zähne fest zusammengebissen.

,,Fein!" Hebt sie resigniert die Hände und dreht sich zum Gehen um. Doch bevor sie endgültig die Bar verlässt, dreht sie sich noch einmal um. "Sag Colin, der Deal ist vom Tisch!"

,,Fein! Und nun mach, dass du aus meinem Laden kommst!" Schreit Doris, ihre Stimme hallt durch den leeren Laden.

Kaum dass Celeste außer Sichtweite ist, könnte Doris sich selbst ohrfeigen. Was hat sie nur getan? Wie soll sie ihren besten Freunden erklären, dass sie gerade ihre einzige finanzielle Lebensader verjagt hat?

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⏰ Last updated: Feb 18 ⏰

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Is It Love - ColinWhere stories live. Discover now