Auch in der zweiten Pause war unser Stammplatz noch nicht trocken genug, um dort sitzen zu können.

»Leute, ich muss mal kurz auf Toilette. Bin gleich wieder da«, gab ich den anderen Bescheid und verschwand in Richtung Toiletten.

Dort erledigte ich das, was ich erledigen musste und ging Händewaschen. An dem Waschbecken links neben mir stand ein Junge, der wohl zu den jüngsten an dieser Schule gehörte.

Er stützte sich mit beiden Händen Waschbecken ab und hatte die Augen geschlossen. Auf seinem Gesicht lag ein angespannter Ausdruck.

Aus irgendeinem Grund hatte ich ein seltsames Gefühl bei der Sache.

»Gehts dir gut?«, sprach ich ihn an, unsicher darüber, ob er verstanden hatte, dass ich ihn gemeint hatte.
Ich trocknete meine Hände ab und ging zu ihm. Alle anderen, die anwesend waren, schienen sich um den Jungen keine Sorgen zu machen. Das brachte mich zum Zweifeln. Vielleicht machte ich mir zu viele Gedanken über dieses Verhalten.

Skeptisch behielt ich den Jungen noch einen Moment im Blick. Das tat ich, um sicherzugehen, das wirklich nichts war.

»Er konnte auch nur mit der schwül warmen Luft zu kämpfen haben«, überlegte ich.

Als ich diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, legte der junge eine Hand auf seinen Brustkorb etwa auf der Höhe des Herzens. Auf seiner Stirn hatten sich Falten gebildet.

Das war etwas, was ich manchmal tat, wenn mein Herz aufgrund von Panik viel zu schnell am Schlagen war und es sich so anfühlte, als wollte es aus meinem Brustkorb rausspringen.

Hatte dieser junge dasselbe oder ein ähnliches Problem?

Da sich wirklich niemand dafür zu interessieren schien, musste ich ihm helfen. Wie auch immer ich das anstellen sollte.

Er taumelte ein paar Schritte rüber zur Wand und ließ sich dort auf dem Boden nieder.

»Ist alles okay bei dir?«, startete ich den zweiten Versuch ihn anzusprechen.

Er war blass und sein Gesicht war immer noch verzerrt. Ich hatte mich nicht vertan mit meinem Bauchgefühl.

»Was ist los?«, versuchte ich herauszufinden, was er hatte.
»Mein Herz macht faxen …«, kam leise die Antwort von ihm. Beinahe hätte ich aufgrund der Umgebungsgeräusche nicht verstanden, was er gesagt hatte.

Sofort war mir klar, dass ich schnellstmöglich Hilfe auftreiben musste. Eine Problematik mit dem Herzen sollte man keinesfalls unterschätzen. Das war logisch.

»Wenn du derjenige bist, der ihm Hilfe holt wie willst du mit dieser "Hilfe", die kommen wird umgehen?«, flog mir die Frage durch den Kopf, über die ich mir zuvor keine Gedanken gemacht hatte.

Leider konnte ich schlecht sagen, dass ich aufgrund meiner Angst ihm keine Hilfe holte.

»Wie soll ich überhaupt Hilfe holen? Wenn er vielleicht zusammenklappt, während ich Hilfe hole, kümmert sich dann jemand um ihn, bis ich mit Hilfe zurückkomme?«

Der Zwiespalt war da und damit die Unsicherheit darüber, was ich tun sollte.

Erstmal hockte ich mich zu ihm. Er sollte sich nicht alleine fühlen.
»Ich bin Luke und du?«, versuchte ich seinen Namen rauszufinden. »Marius …«, sagte er und lehnte den Kopf an die Fliesen.

»Ich möchte dich nicht alleine lassen. Kannst du aufstehen, damit wir versuchen können einen Lehrer zu finden?«
»Ich weiß nicht … Mir ist schlecht und der Raum schwankt, wenn ich stehe.«

»Pass auf. Wir stehen zusammen auf und ich stütze dich. Du kannst die Augen zu haben beim Gehen. Ich sorge dafür, dass du nicht gegen irgendwas läufst«, schlug ich vor.

WKM - Angst vor ihnen Where stories live. Discover now