Missed

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Jeongin verschob die Frage allerdings, weil er sich einfach nicht traute noch eine Person in seine Frage einzuweihen. Vor allem wenn es sich um Changbin handelte, der eh schon Andeutungen gemacht hatte. Der Jurastudent erinnerte sich zu gut noch an den Parkbankmoment, wo der Ball ihn fast getroffen hatte und Chan ihn schützend in die Arme nahm. Wie konnte er auch diesen einen Moment vergessen? Das war der Moment gewesen, wo Jeongin langsam Chan verfiel, als würde sein Körper und seine Wärme etwas in ihm ausgelöst haben, das nur darauf gewartet haben, endlich leben zu dürfen. 

Heute Abend würde er Changbin eh nicht fragen können, da er sich ja mit Chan traf und dem Musikstudent seine ganze Aufmerksamkeit schenken wollte. Jeongin traf Chan am Tor, welcher ihn lächelnd begrüßte. „Bereit?", fragte Chan ihn, worauf Jeongin nickte. Gemeinsam liefen sie los. Chan hielt ein lockeres Schritttempo ein, welches perfekt war für eine gemütliche Konversationen, doch kein Wort verließ sein Mund. Jeongin suchte immer nach Worten oder Fragen, die er Chan stellte, um die angespannte Atmosphäre zwischen den Beiden zu lockern, er traute sich allerdings nicht. Bis Chan dann doch das Eis brach. „Sag mal Jeongin. Hast du deinem Vater eigentlich von uns erzählt?" Das war eine seltsame Frage. Chan hätte alles mögliche fragen können. Wieso dann diese Frage? Dann fand er eine Theorie dazu. Wie gewohnt wollte er seine Theorie aufgeklärt bekommen. „Liegt es daran, dass du dir Sorgen machst, dass ich ihm erzähle, dass ihr der LGBTQ+ Community angehört?" Chan nickte. „Ich kenne deinen Vater nicht, aber er macht mir unheimlich Angst....will er homosexuelle Menschen wirklich hinrichten?"

„Ja." 

Jeongin erinnerte sich an neulich, als er sich beschwerte, dass in so vielen Serien von heute die LGBTQ+ Community erwähnt wird. „Das ist doch Hirnmanipulation vom Feinstern! Mir tun die armen Leute Leid, dass sie so einen Rotz sehen müssen. Wieso können sie keine Serien wie früher machen? Da geht es wenigstens über Frauen und Männer, sowie es sein muss. Ich kann mir den Müll nicht geben. Jeongin, mach den Fernseher am besten aus."

„Es ist besser, wenn er nicht von uns, und vor allem nicht von mir, erfährt okay? Versprichst du mir, dass unsere Freundschaft ein Geheimnis bleibt? Ich will nicht, dass du in Schwierigkeiten kommst, wenn du mit einem schwulen Mann befreundet bist und das irgendwie raus kommt." Jeongin zeigte Verständnis. Niemand wusste besser als er, wie es war für seine Sexualität nicht akzeptiert zu werden. Er würde Chan schützen. Auch Hyunjin und Minho. Ein Glück, dass sich sein Vater hauptsächlich für seine Noten und den Stoff des Studiums interessierte, anstatt für sein Privatleben. Sein Vater war es sogar egal, wie sein Sohn sich präsentierte. Solange er immer brav war und gute Noten mit nach Hause brachte, lies sein Vater durchgehen, dass er so ist wie er ist. Er sagte sogar, dass sein Babygesicht ein Vorteil im Gericht sein wird, denn dann wurden Leute weich und dadurch konnte Jeongin die Menge etwas manipulieren. Jeongin wollte allerdings nicht zu so schmutzigen Tricks greifen. Ihm soll nur sein Wissen helfen. Nicht sein Aussehen.

Bei ihm Zuhause, zeigte Chan erst mal seine Wohnung. Er zeigte ihm fast alles, sogar sein Schlafzimmer, was Jeongin nicht erwartet war. Von dort strömte Chans Geruch zu ihm rüber und lies ihn etwas rot werden. Nur eine Tür blieb verschlossen. „Das ist das Zimmer von Yunai, meiner großen Schwester", erklärte Chan, als sie davor standen. Er hatte die Hand auf die Türklinke gelegt, als würde er sie öffnen wollen, tat es aber nicht. Stattdessen nahm sein Gesicht einen sehr traurigen Gesichtsausdruck an. Einen, der Jeongin noch nie bei Chan gesehen hatte. Er sah so verletzt und gequält aus.

„Ich wusste nicht, dass du eine Schwester hast", versuchte Jeongin Chan abzulenken bei was auch er immer er gerade dachte und was ihn so fertig machte. „Das weiß nur Changbin...und jetzt du auch." Nicht mal Hyunjin wusste es? Der Jurastudent verstand nicht, wieso die Erwähnung Yunais sich wie ein Geheimnis anfühlte. „Sie ist gestorben. Deswegen meide ich so gut es geht in ihr Zimmer zu gehen...ich putze es ab und zu...und trauer um sie....wir hatten eine starke Bindung zueinander." Das war also der Grund, wieso Chan so gequält dreinschaute und Yunai bisher nicht erwähnt hatte. Er wollte einfach nicht die ganze Zeit an sie denken und so tiefen Schmerz spüren müssen. Er brauchte ein paar Momente für sich, wo er nicht an Yunai dachte, sondern an ein anderes Leben ohne sie. Teilweise konnte Jeongin sich in seinen Kumpel reinversetzen. Als seine Mutter seinen Vater und ihn verließ, fühlte es sich auch an, als würde ein Teil von seiner Mutter ihn verloren gegangen sein. Bis heute pflegte er keinen Kontakt zu ihr, weil ihre Mutter eine neue Familie gefunden hatte und nichts mehr von ihrer alten wissen wollte. Bis heute vermisste Jeongin ab und an seine Mutter. Er wusste allerdings, dass sie in einer weit entfernten Stadt Südkoreas lebte, anstelle tot wie Chans Schwester. „Mein Beileid", meinte Jeongin nur. Er spürte Chans Hand wieder auf seiner Schulter. „Schon okay. Hey, du hast mir doch gesagt, dass du mal hören willst, wie ich Klavier spiele. Möchtest du es immer noch?"

Seit Jeongin wusste, dass Chan das Klavierspiel beherrschte, wollte er ihn hören. „Oh ja, bitte!" Chan führte ihn in sein Wohnzimmer, wo ein Klavier an einer der Wänden stand. „Ich spiele dir jetzt mein Lieblingslied vor. Villain von K/DA." Chan setzte sich hin und fokussierte sich sofort. Seine Finger berührten die Tasten des Klaviers. Gekonnt und flüssig spielte Chan das Lied, brachte ganz viele Emotionen in das Cover des Lieds. Vor allem, als er zu dem Chorus angelangt war, wurde Jeongins Herz ganz weich. Chans Klavierspiel berührte ihn sehr. Nach dem Stück lies Chan seine Hände noch auf den warm gewordenen Tasten liegen. „Das war wunderschön gewesen."

„Danke." 

Jeongin hatte so ein großes Bedürfnis Chan in den Arm zu nehmen und ihn irgendwie zu trösten. Sicher musste er gerade an Yunai denken. Deswegen machte er es einfach. Sobald Chan sich von der Klavierbank erhob, legte Jeongin die Arme um ihn. Zu seiner Freude spürte er Chans Arme auch um ihn. Wie damals brachte Chans Nähe Jeongins Herz zu rasen und wie damals wollte er sich nicht mehr von ihm lösen. Andere Menschen würden mit ihm am liebsten kuscheln wollen, doch in Jeongins Gedanken tauchte wieder die Sehnsucht mit Chan Sex zu haben auf. Wie gerne würde ihn so trösten wollen, doch Chan würde nie was von ihm wollen, also löste er sich schneller von ihm, als ihm lieb war. „Was hast du denn so für Filme?" 

Babyface (Jeongchan FF)Where stories live. Discover now