Guarded

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Gleich am nächsten Tag traf Jeongin Chan und Changbin in der Mittagspause. Sie beschlossen im Park nebenan abzuhängen. Dieses Mal waren Hyunjin und Minho nicht dabei. „Es gab irgendeine eine Besprechung für Psychologiestudenten und da musste Hyunjin hin. Bevor du fragst, wo Minho ist, man bekommt sie nur im Doppelpack. Wenn Hyunjin nicht bei uns ist, dann kommt er nicht", klärte Changbin Jeongin auf. Deswegen waren sie also nur zu dritt. Jeongin vermisste die lockere Präsenz von Hyunjin. Außerdem sorgte der Psychologiestudent als eine Art Puffer, denn wenn er und sein Freund nicht da waren, spürte er Chans Präsenz nur noch stärker und die machte ihn an sich schon nervös. Hyunjin war wie kühles Eis, welches die Situation abkühlte, während Chan wie ein Feuer um ihn herum aufflammte. Würde Changbin nicht bei ihnen sein, würde Jeongin sich schon längst an den Feuer verbrannt haben. Im Stillen dankte er den anderen Musikstudent für seine Anwesenheit.

Sie saßen alle drei auf einer Parkbank und teilten sich eine Packung Tortillachips. „Lust mal in eine Schwulenbar zu gehen? Hyunjin und Minho kennen da eine, in die sie selber immer hin gehen", meinte Chan und holte einen Tortillachip aus der Verpackung. Jeongin wurde schlagartig rot, als er daran dachte so einen Ort zu besuchen. Mit wem soll er da überhaupt hingen? Was macht man in so einer Bar? Musste er sich da besonders verhalten? Auch wenn er Interesse an der Idee fand, so stoppte er die Fragerei seines Verstandes, in den er sich schnell einen Chip in den Mund stopfte. Das gleichmäßige Kauen und der leicht scharfe Geschmack des Chip lenkten ihn etwas ab. Auf keinen Fall würde er sich trauen in so einem Ort zu gehen. Alleine wegen seinem Vater. Wenn er das jemals herausbekommt, dann würde er den morgigen Tag nicht mehr überleben. „Nein....aber danke", meinte Jeongin und schluckte den zerkauten Chip runter.

„Natürlich nicht alleine, sondern mit mir. Changbin macht sich nichts aus Schwulenbars, ihm sind normale Bars lieber wo er mit Mädels flirten kann. Trotzdem war das eine Mal, wo Hyunjin ihn in die Schwulenbar mitgenommen hatte, unbezahlbar. Das war ein toller Tag."

„Jaja, nur weil der eine Kerl gleich mit mir ins Bett steigen wollte und mir die ganze Zeit meine Drinks bezahlen wollte", murmelte Changbin und sah etwas zerknirscht aus. „Ach Binnie, der Kerl war doch ganz nett", meinte Chan grinsend. „Gut, dann frage ich nächstes Mal ein Kerl, ob er mit dir das Gleiche macht, vielleicht landest du ja endlich mal wieder mit jemanden im Bett. Ich kann nicht verstehen, wie du so abstinent leben kannst."

„Seit acht Jahren und ich hab nicht vor mit irgendjemanden zu schlafen. Das weißt du-Vorsichtig, Jeongin!" Schnell umklammerten Chans starke Arme den Jurastudent, um ihn von einem Fußball abzuschirmen, der in ihre Richtung flog. Automatisch wurde Jeongins Kopf an Chans Brust gedrückt, sein Oberkörper an Chans. Der Ball prallte an Chans Unterarmen ab. „Sorry!", rief einer der Fußballspieler und rannte zu ihnen, um den Ball zu holen. „Passt besser auf!", maulte Changbin und kickte den Ball in die Richtung des Spielers, der ihn aufhob und wieder davon lief. Die Gefahr war gebannt, doch Jeongins Körper wurde immer noch von Chans Armen in Schutz genommen. Es brachte Jeongin dazu, seinen Kopf an Chans muskulöse Brust zu legen und die Arme an seine Hüfte zu legen, um Luft zu bekommen. Chan war ziemlich stark. In seinem Kokon von Dunkelheit und Chans Wärme war es irgendwie sehr gemütlich.

„Alles okay?", fragte Chan vorsichtig und befreite Jeongin aus seinen Armen. Nicht existierte Kälte, die Jeongin nur dann spürte weil er mit Chans Wärme nicht mehr vereint war, schwebte zu ihm hin rüber. Es fühlte sich toll an sein Gesicht an Chans Brust zu kuscheln, er konnte die harten Brustmuskeln arbeiten fühlen, als Chan die Arme bewegt hatte und irgendwie faszinierte Jeongin es. Er wurde zum ersten Mal so berührt, auch wenn es ein reiner Schutzmechanismus war. Da er sich nicht komisch aufführen wollte, lies er sich schwerenherzens von Chans ab und setzte sich wieder neben ihm hin. „Ja...ja alles okay", meinte er noch etwas perplex. Er musste sich erstmal sammeln. Wow...was war das gerade gewesen? „Sicher alles okay? Du bist ein bisschen rot im Gesicht...hat dich der Ball etwa trotzdem getroffen?" Jeongin schüttelte den Kopf und rückte seine Brille zurecht. Er war gerade sehr verlegen geworden.

„Wenn alles okay ist, dann können wir ja weiter reden...wo waren wir?" Changbin schnappte sich die fast leere Chipspackung. „Wir waren dabei, dass ich beschlossen hab, den Rest von den Chips zu essen", meinte er nur und öffnete seinen Mund, um ein paar Chipsfragmente in seinen Mund zu werfen. Jeongin, der immer so korrekt und aufmerksam war, wusste wo ihr Gespräch aufgehört hatte. „Wir waren eigentlich bei dem Thema, ob ich mit Chan in eine Schwulenbar gehen will und ich bleibe bei meiner Antwort. Wenn mich jemand von Vaters Klienten oder seine Kollegen sehen wird, dann wird er mich lynchen. Ich möchte dieses Risiko nicht eingehen, sorry, aber vielen Dank."

„Du hast dir wohl einen kleinen Klugscheißer ausgesucht", meinte Changbin grinsend und aß die letzten Reste der Chips. Nervös rückte Jeongin seine Brille zurecht, obwohl sie perfekt saß. „S-sorry....das wollte ich nicht....wenn es stört...dann kann ich damit aufhören....hoffentlich habt ihr mich...weniger lieb...falls ihr mich überhaupt mögt...." Changbin lachte amüsiert. „Und ehrlich ist der Kleine auch. Du bist etwas seltsam aber seltsam ist interessant. Klar mögen wir dich." Hoffnungsvoll schaute der Jurasstudent auf Chan. Es von Changbin zu hören, fühlte sich schön an, doch Jeongin setzte alles drauf, es auch von Chan zu hören, denn Chan...war besonders. Chan lächelte ihn an und fuhr ihn über die schwarzen Haaren. „Binnie hat recht. Wir mögen dich. Du bist toll." Du bist toll. Aus Chans Mund klang es wie das größte Kompliment an, was man einem Menschen nur machen konnte. Jeongins Herz raste. Lag das daran, dass er gerade so innerlich grinste, dass so jemand wie Chan ihn toll fand? „Ihr seid auch toll", meinte Jeongin und erwiderte Chans Lächeln. Allerdings schaute er nur in Chans hübschen, braunen Augen, als er das sagte. „Chan, du hast jetzt ganz viele Chipskrümel in seine Haare geschmiert." Das war Jeongin nicht aufgefallen. Ihm war es sogar egal ob seine Haare jetzt nach Chilipulver stanken und Krümel aus ihnen herausfielen. Wenn es nur bedeutet, weiter von Chan so berührt zu werden. Amüsiert schaute Changbin zu den beiden. Jeongin schaute seinen Kumpel wie ein Hund sein Herrchen oder Frauen an. So voller Liebe. „Der Kleine frisst dich schon mit Blicken auf", meinte Changbin nur. Verlegen schaute Jeongin schnell weg. „Nein, das mache ich nicht!"

„Ist klar. Kommt, wir müssen langsam zurück zur Uni." 

Babyface (Jeongchan FF)Where stories live. Discover now