Epilog

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POV YONGBOK

Es vergingen Monate. Erst war es ein halbes Jahr, dann war es ein ganzes Jahr. 

Der nächste Winter war auch vorbei. Hyunjin tauchte nicht auf. Er hielt sein Versprechen nicht. Er  ließ sich nicht blicken..

Acht weitere Monate vergingen. Wir haben nun wieder Oktober. Den siebzehnten. Ich bin in meinem vorletzten Semester der Universität. Heute hatte ich keinen so langen Tag und bin aus diesem Grund nun mit meinen Freunden verabredet. Chan, Minho, Jisung und Jeongin. Jisung ist nun mit Minho zusammen und meine Freundschaft zu Jeongin ist im Laufe der Jahre auch tiefer geworden. 

Mit einer Dose Bier in der einen Hand und einem kleinen Fläschchen Bananenmilch in der anderen spaziere ich neben meinen Freunden her, die sich angeregt unterhalten und auch an ihren Getränken nippen und ihre Snacks kauen. So wie immer lassen wir es uns auf den Treppen der berühmten Kathedrale Seouls nieder und genießen den kühlen Oktoberabend. Da es geregnet hat, sind die Treppen etwas nass, weswegen wir alle unsere Jacken auf die Treppen legen und uns drauf setzen. Zu meinem Glück hält mich mein Pullover warm. 

Gemeinsam lassen wir den Unitag entspannt ausklingen. Als es schließlich beginnt zu dämmern, verlassen Minho und Jisung uns alle mit einer Umarmung. Als dann auch Chan nachhause will, fragt er, ob er Jeongin und mich mitnehmen soll. Jeongin nimmt das Angebot freudig an, während ich es bevorzuge allein nach Hause zu gehen. 

Schließlich sitze ich allein auf der riesigen Treppe. Etwas weiter weg sitzen Jugendliche sowie auch einige Pärchen. Mein Bier habe ich ausgetrunken und ich will nun zu meiner Bananenmilch greifen, als mir jemand auf die Schulter tippt. 

Im nächsten Moment lässt sich eine Person neben mir auf der Treppe nieder und nimmt mir mit einer fließenden Bewegung die Bananenmilch aus der Hand. Seelenruhig trinkt der Fremde aus der kleinen Flasche. Fassungslos kann ich das Geschehen bloß mit perplexem Gesichtsausdruck beobachten.

,,Dass ich dich mal was anderes außer Tee trinken sehe ist ein wahres Phänomen", murmelt er gibt mir das Getränk wieder. 

Doch diese Stimme- die kenne ich doch!

,,Hyunjin?", frage ich leise, überrascht ihn auf einmal nach zwei Jahren wieder zu sehen, zumal ich ihn fast schon vergessen hab. 

Fast

,,Erkannt?", grinst er keck und stupst mir mit seinem Ellenbogen zart gegen meinen Arm. Stumm nicke ich und mustere ihn dabei. Seine Haare sind gefärbt, ein knalliges Rot. Ich kann es nicht leugnen, die Farbe steht ihm ausgezeichnet. 

,,Du siehst anders aus", merke ich an und mustere ihn weiterhin. Seine Gesichtszüge sind anders. Nicht mehr so stramm und angespannt. Er sieht ruhig aus..

,,Du auch. Ich meine du siehst gut aus, aber anders. Älter", antwortet Hyunjin. ,,Na danke auch", entgegne ich und muss mir ein amüsiertes Grinsen verkneifen. Ein Grinsen, welches der Ältere nicht versteckt. Er grinst mir offen ins Gesicht. 

,,Tötest du noch Menschen?", frage ich, als wäre es eine beiläufige Sache. ,,Ritzt du dich noch?", kommt er mit einer Gegenfrage. Das hat gesessen. Ich überlege, was und wie ich antworten könnte. 

,,Gelegentlich. Jetzt du", „Gelegentlich". Er antwortet das Selbe wie ich. Raffiniert. 

Schließlich kann ich die vielen Fragen die in meinem Kopf schwirren nicht länger ignorieren. „Warum tauchst du plötzlich, nach zwei Jahren wieder auf? Wo warst du?".

Wieder legt sich ein leichtes Lächeln auf Hyunjins volle Lippen. Mein Herz macht einen Sprung. 

„Ich war überall. Mal hier, mal dort. Aber ich war immer in der Nähe. In deiner Nähe..". Was bedeutet 'in deiner Nähe'? Weitere Fragen bauen sich auf. 

„Warum hast du dich nie gemeldet?", in meiner Stimme schwingt ein trauriger Unterton mit. Natürlich, wie denn auch nicht? Ich habe mich in ihn damals verliebt. 

„Ich-", er zögert und bleibt still. Vielleicht überlegt er was er sagen könnte? „Ich wollte dich beschützen", erklärt er schließlich. ,,Beschützen wovor?", „Vor mir..". Was meint er?

„Was meinst du, vor dir?", murmele ich verwirrt. 

,,Felix.. weißt du ich habe in deiner Nähe angefangen zu fühlen, die ich noch nie gefühlt habe. Ich wollte dich überhaupt nicht töten, aber allein die Tatsache, dass ich dich so nah an mich herangelassen habe, dass du solche Gefühle auslösen konntest, hätte mich dazu gezwungen dich. Früher oder später zu töten"..

Mein Blick bliebt perplex an seinen Lippen hängen. Hyunjin schweigt einige Momente und spricht anschließend weiter. 

„Ich bin ein Monster. Ich kann keine Menschen lieben. Ich kann auch nichts fühlen. Dich an meiner Seite zu haben, hätte deinen Tod bedeutet", ,,Aber wolltest du es nicht immer? Mich töten?".

Der Mann neben mir atmet tief durch. ,,Das ist es ja. Ich begehre dich nicht nur, ich liebe dich. Aus diesem Grund kann ich einfach nicht zu lassen, dass du wegen mir noch draufgehst".

Seine Stimme bebt. Er scheint sehr aufgebracht, emotional verwirrt. Wieder herrscht Stille zwischen uns. Ich hänge seinen Worten nach und suche vergeblich nach einer vermeintlichen Antwort. Doch ich find nichts. Ich kann ihn weder anbetteln bei mir zu bleiben, noch will ich aber, dass er geht. 

Leise flüstere ich ein: „Du wirst noch weiterhin Leute umbringen, nicht?", in die Nacht hinein. 

,,Ja Felix. Ich werde noch weiter Leute umbringen". „Ich verstehe es bis heute nicht, aber ich akzeptiere dich, weil ich dich mal liebte Hwang", und noch liebe.. ,,Nur tu meinen Liebsten nichts, ja?", setze ich dann doch an, da mir das Leben meiner Freunde doch ganz lieb ist. 

,,Wie gesagt, ich bin immer in deiner Nähe und passe auf dich und deine Liebsten auf". Ich schaue Hyunjin ins Gesicht und kann ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen vernehmen. 

,,Ist dies nun das Ende zwischen uns?", frage ich leise. ,,Gab es denn je einen Anfang?", erwidert der Mann. 

Er erhebt sich. Auch ich erhebe mich und greife nach seinem Handgelenk. ,,Ein letztes Mal, bitte", wispere ich und blinzele die aufsteigenden Tränen weg. 

„Ein letztes Mal", wiederholt er meine Worte und legt hauchzart seine Lippen auf meine. Nun fließen doch die Tränen und ich kann nicht anders als in den Kuss zu schluchzen. Ich spüre, wie er mit seinen Daumen meine Tränen wegwischt und zärtlich meine Wangen streichelt. 

Zu kurz war der Kuss und ich würde meine Lippen gerne wieder gegen die seine pressen, als er sich löst, mir einen letzten Kuss auf die Stirn drückt und dann einfach geht. Sowie vor zweieinhalb Jahren geht er einfach weg, nur diesmal weiß ich, dass ich ihn nicht wiedersehen werde. 

——

Ende. 

Teilt mir gerne eure Meinung zu dieser Story und zu diesem Plot mit. Wie war das Ende für euch? War es zu plötzlich, zu schnell? Tatsächlich hatte ich es auf diese Weise geplant zu beenden, nur bin ich mir unsicher ob ich es gut rübergebracht habe. Teilt es mir gerne in den Kommentaren mit. 

Ansonsten hat es echt Spaß gemacht die Story zu schreiben und ein kleines bisschen traurig bin ich schon haha:')

Dann sehen wir uns bei einer meiner anderen Storys wieder hoffe ich mal xD Baii<33

Winter Plans // HyunlixWhere stories live. Discover now