Wochen vergehen

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Bill

Tom läuft ohne einmal mit der Wimper zu zucken an mir und Richard vorbei. Ich laufe ihm erst gar nicht hinterher. Er braucht einfach seine Zeit. Tom hat noch nie für jemanden so empfunden wie Victoria. Er hatte zwar schon mit hunderten Frauen Sex gehabt, das ist ja kein Geheimnis, aber er hat sich noch nie verliebt. Er hat nie an die wahre Liebe geglaubt. Für ihn gab es immer nur Sex, und die Liebe für eine Nacht.

Es macht mich traurig sie so kaputt zu sehen. Sie ist meine Beste Freundin und ich kann nichts für sie tun. Ich setzte mich auf den Stuhl neben ihrem Bett und erzähle ihr ein bisschen was. Ich erzähle ihr von Tom. ,,Weißt du, ich habe Tom wirklich noch nie so fertig gesehen wie im Moment. Er liebt dich über alles, so hat er noch nie empfunden. Er hat so Angst um dich, das kannst du dir nicht vorstellen. Und er hat riesen Schuldgefühle, er denkt, er währe Schuld an deinem Unfall. Ich meine er ist ja nicht ganz unschuldig, aber er hat den Unfall ja nicht gemacht oder so. Du musst es einfach schaffen. Tom freut sich die ganze Zeit schon so auf eure Familie.
Und ich brauche dich auch, mit wem soll ich denn sonst so viel lachen?"
Ich erzähle ihr noch ein paar andere Sachen und verlasse dann wider ihr Zimmer.

Mittlerweile sind schon zwei Wochen vergangen. Die Ärzte sagen, sie können nicht sagen wann sie wieder wach wird. Tom weicht ihr aber seit zwei Wochen nicht von der Seite.
Ich verbringe die Nächte im Gästezimmer von Richards und Victorias Haus, da unser Haus zu weit weg vom Krankenhaus ist. Wir wohnen in einem anderen Stadtteil.
Tom hingegen schläft seit 2 Wochen allerdings bei Victoria im Krankenhaus. Auch wenn der Stuhl, auf dem er die Nächte und Tage verbringt, unbequem ist, will er nicht weg von ihr gehen. Er sagt, er will sofort bei ihr sein wenn sie wieder wach wird.
Zwar wissen die Ärzte nicht wann das sein wird, aber sie haben gesagt, ihr Zustand hätte sich deutlich verbessert. Sie meinen, sie habe unfassbares Glück gehabt.
Wenn ich dran denke, dass Victoria es nicht schaffen würde... Ich würde es natürlich schlimm finden, da sie meine Freundin ist, aber Tom... er würde damit glaube ich nicht klar kommen. Ich kenne meinen Bruder. Auch wenn er sich stark verändert hat, er weiß jetzt was Liebe bedeutet. Nur würde er sich verrückt machen wenn sie stirbt, zumal er noch immer die Schuld auf sich selber schiebt.
Richard hat schon seine Frau verloren, wenn er jetzt noch seine Tochter verliert...

Es ist gerade halb 3 am Nachmittag. Ich und Richard machen uns auf den Weg zu Victoria ins Krankenhaus. Wir besuchen sie jeden Tag, eigentlich auch schon am Vormittag, nur heute mussten wir noch Einkaufen gehen. Wir laufen wie immer die langen Flure entlang, fahren mit dem Aufzug hoch und sind wieder im nächsten kühlen Gang. Hoffentlich wacht sie bald auf, das Krankenhaus ist echt nicht so gemütlich.
Wir klopfen leise an ihrer Zimmertür an. Es dauert kurz bis ich Toms ,,Ja" höre. ,,Hey, wie geht's?" frage ich ihn. Er zuckte nur mit den Schultern und wendet den Blick wieder von uns. Er hält mit seiner Hand, die Hand von Victoria. Er streichelt mit seinem Daumen über ihren Handrücken.
Richard und ich holen uns zwei Stühle aus dem Flur ins Zimmer und setzten uns auf die andere Bettseite. Es ist eine Weile still, bis Richard anfängt die Stille zu brechen. ,,Sie war gerade Mal 11 Jahre alt, als ihre Mutter gestorben ist. Anna... sie war die Liebe meines Lebens. Sie wurde mit einem Autounfall aus dem Lebengerissen. Das andere Auto kam einfach aus dem nichts. Viel zu schnell. Frontal in ihr Auto. Sie ist direkt vor Ort gestorben... Danach war die schlimmste Zeit für uns. Die ersten Wochen lief gar nichts und dann habe ich mich versucht abzulenken. Mit meiner Arbeit.
Victoria ging wieder normal weiter in die Schule und wir versuchten uns nicht hängen zu lassen. Victoria wollte, nachdem sie erfahren hat wie ihre Mutter gestorben ist, nie wieder in ein Auto steigen. Damals war sie noch auf einer anderen Schule, da ist sie dann mit dem Fahrrad hin. Mit 13 musste sie dann aber auf die Schauspielschule... es war schwer für sie wieder in ein Auto zu stiegen... und dann als sie 16 wurde, weigerte sie sich erstmals den Führerschein zu machen. Immer noch wegen der gleichen Angst. Und heute... heute liegt sie selber hier. Auch wegen einem Autounfall..."
Das muss hart für Richard sein, seine große Liebe zu verlieren und dann seine Tochter in der fast identischen Situation zu erleben. ,,Das tut mir sehr leid Richard, das muss wirklich schwer sein" sage ich zu ihm. ,,Naja, das Leben muss weiter gehen. Die Welt dreht sich weiter, mit und ohne uns..."
Ich schaue jetzt wieder zu Tom, er hat bei Richards Worten zugehört und eine Träne läuft langsam über seine Wange.
Mit tut es weh ihn so kaputt zu sehen.

Endlose Liebe, von Tom Kaulitz?On viuen les histories. Descobreix ara