Kapitel 18

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„Ich lass ab jetzt die Finger von Männern." schwor sich meine beste Freundin mit gekreuzten Fingern und verkaufte nebenbei diese komisch aussehenden Figuren an kleine Kinder.
„Das hast du auch schon vor ein paar Wochen gesagt und dich dann auf diesen Ekel eingelassen."
„Jetzt meine ich es aber ernst." sie biss sich auf  ihre Unterlippe um ihr aufkommendes Lachen zu verstecken. „Zumal sowieso alle Typen auf dieser Schule zwanzig Meter Abstand von mir halten."
„Wieso das denn?"
„Sie haben zu große Angst vor meinem Bruder."
Vor ihm hätte ich auch Angst, bei dem ernsten Blick, der wie festgewachsen war. Lachen sah man ihn wirklich sehr selten und auch nur zwischen seinen Jungs. „Sawyer ist wirklich gruselig." stimmte ich ihr zu, was mir einen Schlag gegen meinen Arm bescherte. „Ah!"
„Er hat eben seine Eigenarten."
„Wie kann er überhaupt eine Freundin haben?" fragte ich leise eher zu mir selber, was Ava aber gehört hatte. „Libby ist nicht seine Freundin. Sie haben so ein lockeres Verhältnis, glaub mir nach der Sache mit Savannah ist mein Bruder nicht mehr in der Lage jemanden zu lieben."
Ich kannte Savannah nur flüchtig aus ein paar Kursen in der Schule und hatte nicht viel von den beiden mitbekommen, aber es sagt vieles über jemanden aus, der nach einer Trennung ein anderer Mensch wird.
„Ich hab das Gefühl so sind 80 Prozent der Football Spieler."
„Mädels ihr sollt nicht nur quatschen, sondern auch verkaufen." rief uns Mr.McKenna zu, dessen Gesichtszüge mich an Avas erinnerten und auch dieselben blonden Haare wirbelten um seinen Kopf, die leicht ins gräuliche übergingen. Sawyer musste nach der Mutter gehen.
„Wir geben unser bestes Dad."
Er kam mit zwei Tellern beladen mit Kuchen zu uns herüber und stellte jedem von uns einen Teller auf den Tisch. „Womit haben wir nur diese Dienste verdient." säuselte Ava ehe sie sich auf den Schokoladenkuchen stürzte.
„Vielen Dank Mr.McKenna." bedankte ich mich lächelnd.
„Nenne mich Robert, schön dich mal kennenzulernen. Maverick erzählt viel über dich."
„Ach ja?"
„Natürlich nur gutes." Maverick tauchte neben Robert auf, klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter und gesellte sich zu uns.
„Wieso habe ich das Gefühl, dass das nicht wahr ist." meinte ich sarkastisch und konnte das Gefühl in meiner Brust nicht deuten. Es war gefüllt mit stolz, Glück und noch einem anderen unbeschreiblich starken Gefühl, welches ich so noch nicht gefühlt hatte. Von solchen Momenten hatte ich damals geträumt. Diese Verhältnisse und Normalität.
„Katharine besteht übrigens darauf, dass ihr heut Abend zum Essen kommt." richtete Robert das Wort an Maverick, der zustimmend seine Daumen hob. „Traditionen müssen erhalten bleiben mein Freund."
Die beiden Erwachsenen widmeten sich einem langweiligen Gespräch zu und ließen uns zurück. „Ich wusste gar nicht, dass Maverick und deine Eltern befreundet sind." gab ich ehrlich zu und stopfte mir den bröseligen Kuchen mit den Fingern in den Mund.
„Seit Ewigkeiten. Wir sind oft mit ihnen zum Essen verabredet, feiern Weihnachten und Silvester zusammen und haben uns zu Ostern getroffen als wir noch kleiner waren."
„Verstehe." murmelte ich gedankenverloren.
Ob Robert meinem Dad kannte?
Den restlichen Tag verbrachten wir mit Tonnen von Kuchen, die wir nebenbei verschlangen, verkauften ab und zu unsere Artikel und schnackten über allerlei Themen. Als unsere Mannschaft zum Ende hin das Spiel gegen die Atlanta High gewann war tobende Aufruhr und neben dem lauten jubeln war da dieser viel zu gut aussehende Kerl, mit der Nummer 12, der seinen Helm abzog und wie ein kleines stolzes Kind grinste. Alle Scheinwerfer waren auf ihn gerichtet, seine Teamkollegen warfen sich gegeneinander und feierten ihren Sieg. Reece blonde Haare waren klitschnass vom Schweiß und doch wirkte er nie attraktiver als in diesem Moment. Diese Spiele waren nicht mal wichtig für die Saison und doch feierten die Menschen hier als wäre es die NFL persönlich.
Neben mir klatschen Beverly und Maverick freudig in die Hände und nahmen sich in den Arm. Beide wirkten stolzer den je, vorne voran Maverick der seinen Sohn über alles liebte.
Reece hatte wirklich gut gespielt und nicht viele Fehler gemacht. Ein oder zwei mal musste der Coach ihn zurechtweisen, aber ansonsten hatte er gespielt wie ein richtiger Profi.
Danach verbrachten wir den Nachmittag damit den Parkplatz wieder aufzuräumen und die Sachen an Ort und Stelle zu verräumen ehe Ava und ich uns verabschiedeten und nach Hause fuhren. In zwei Stunden würden wir nämlich bei den McKennas zu Abend essen, aber ob Sawyer und Reece dabei sein würden wusste ich nicht. Ich konnte mir vorstellen, dass die beiden bei dem Sieg um die Häuser zogen.
Zuhause angekommen stieg ich in die Dusche, machte mich frisch und flechtete meine Haare zu einem Zopf zusammen, bevor ich in eine schwarze Jeans stieg und mir einen dicken rosa Wollpullover überzog. Das Trikot von Reece legte ich zusammengefaltet auf den Wäschekorb.
Die Autofahrt zu Avas Haus dauerte keine zehn Minuten und das prachtvolle Anwesen erstreckte sich über eine riesige Fläche. Es war in einem wunderschönen modernen Stil gebaut worden, eine lange Auffahrt mit Wendekreisel erstreckte sich vor uns und im inneren des Hauses flackerten die Lichter in einem warmen und einladenden Ton durch die Fensterscheiben.
„Das ist ja beinahe so schön wie bei uns." schwärmte ich abwesend und glotzte ungläubig zum Haus, während Maverick langsam zum stehen kam. „Robert ist Ingenieur. Er hat auch unser Haus mit geplant." erklärte Beverly mir den Grund für die Ähnlichkeiten der Häuser.
„Ist seine Frau auch Ingenieurin?"
„Sie arbeitet mit Maverick in der Chirurgie."
Dann mussten die beiden verdammt viel Kohle besitzen, kein Wunder bei den teuren Markensachen die Ava immer an und um sich herum an ihrem Körper trug. Wir stiegen aus dem Auto und liefen den restlichen Weg, der mit Kieselsteinen und Rosenbüschen verziert war zu der in schwarz gefärbten Haustür. Reece war nicht mit uns gefahren, was entweder bedeutete, dass er mit Sawyer gemeinsam hier war oder woanders.
„Da seid ihr ja, kommt rein." Katherines braune gewellten Haare wirbelten beim Türöffner voluminös herum und ihre tief Onyx farbenden Augen, die mich stark an Sawyers erinnerten, schauten neugierig zu mir. „Du musst Quinn sein, freut mich unglaublich dich kennenzulernen."
Sie reichte mir ihre Hand, an denen mehr Ringe als Finger steckten, die ich freundlich in meine nahm. „Und sie sind Katherine. Freut mich ebenfalls und danke für die Einladung."
„Die Jungs und Ava sind schon am Tisch, geselle dich gerne zu ihnen." wies sie mir an und zeigte auf eine Tür am Ende des Flurs.
„Schuhe kannst du anlassen."
Robert begrüßte mich ebenfalls mit der Hand, verschwand dann mit seiner Frau, Maverick und Beverly in die Küche. Ich zog meine Jacke also aus, hing sie an die Garderobe und trat in den Riesen großen Raum ein, der wohl das Esszimmer sein sollte. Ein langer massiver Holztisch erstreckte sich in der Mitte des Raumes, der wundervoll herbstlich gedeckt worden ist. Überall auf den Kommoden und Fensterbänken flimmerte das Orange rote Kerzenlicht und tunkte das Zimmer in dämmernde Farben. Es war gerade so hell, dass man alles ohne Probleme erkennen konnte. Avas gelangweiltes Gesicht erhellte sich bei meinem Anblick, sie trug ihre blonden Haare nun offen und dazu ein schwarzes, elegantes, langärmeliges Kleid. An ihren Ohren hingen goldene Creolen, die ihr schimmerndes Haar noch goldiger wirken ließen. Mein Blick wanderte herüber zu den beiden Jungs, die ihr gegenüber vom Tisch saßen. Sawyer und Reece waren beide damit beschäftigt wie wild auf ihren Handys zu tippen und würden sie nicht so unterschiedlich aussehen, hätte man denken können sie seien die Geschwister und nicht Ava und Sawyer. Sie beide trugen eine silberne Kette um den Hals, ein weißes T-Shirt und darüber einen schwarzen Pullover. Nur die Haare und Augen unterschieden sich wie Tag und Nacht, trotzdem erhöhte sich mein Puls als mich die tiefe Dunkelheit überkam und die beinahe schwarzen Augen von Sawyer mich fixierten. Stumm hob ich meine Hand, huschte schnell zu Ava und ignorierte Reece als er zu mir schaute.
„Glückwunsch zum Gewinn." warf ich noch schnell höflich ein und setzte ein Lächeln auf, welches weit entfernt davon war echt auszusehen. Das ich kein riesiger Fan von Sawyer war wusste jeder am Tisch.
Reece nickte und Sawyer sah mich bloß so an als sei ich eine Fremde aus der Gosse. Ich musste an Peters Worte denken. „Ich wusste gar nicht, dass du zugesehen hast." bemerkte Sawyer gelangweilt und legte sein Handy neben sich auf den gedeckten Tisch.
„Tatsächlich habe ich zugeguckt."
Meine Augen funkelten ihn zornig an, meine Stimme triefte nur so vor Ironie. Sawyer rümpfte seine Nase, so als hätte er einen unangenehmen Geruch in die Nase bekommen und musterte mich wie ein Stück Dreck auf dem Boden. Was war sein beschissenes Problem?
„Interessant." schwafelte er leise vor sich hin, ließ mich aber nicht aus den Augen. Seine Haltung spiegelte pure Arroganz wieder und ja er sah wirklich verdammt gut aus und etwas interessantes umgab ihn, aber seine Schönheit war pure Verschwendung.
„Wow du bist ja echt nh nette Partie." kommentierte ich sarkastisch und verschränkte meine Arme vor der Brust. Wie konnte man bitte mit so jemanden befreundet sein?
„Was?" blaffte er auf seinem Stuhl wie ein beleidigtes Kind und lehnte sich auf dem Tisch weiter zu mir vor. In dem Moment konnte ich nicht glücklicher darüber sein, dass zwischen uns der massive Holztisch war und mich davor bewahrte von Sawyer verspeist zu werden.

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