Kapitel 10

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Mein ganzer Körper zitterte als Brian sich mit seinem schweren Gewicht über mich lehnte und mit gierigen Augen über meinen Körper auf und ab fuhr. Ich war nicht mehr im Stande mich zu wehren, es würde ohnehin passieren. „Vorhin so ein loses Mundwerk gehabt und jetzt bist du ganz still."
Brian nahm mein Gesicht in eine Hand, drückte meine Wangen zusammen und grinste mich widerwärtig an. Eine Träne kullerte über meine Wange, die auch er wahrnahm und mit seinem Finger auffing.„Nicht weinen, glaub mir dir wird es gefallen."
„Fick dick."
Blitzschnell holte ich mit meinem Kopf aus und hämmerte ihn direkt gegen seine Nase. Brian schrie schmerzvoll auf, hielt sich seine blutende Nase und taumelte von mir zurück. In dem Moment erblickte ich Reece, der schockiert in unsere Richtung schaute. Jakes Gesicht färbte sich knallrot, seine Finger ließen sofort von mir ab als hätte er sich an meiner Haut verbrannt. Zeitgleich bedeckte ich mich auf der Stelle mit meinen Armen und war mehr als erleichtert, dass Reece hier war, auch wenn er alles andere als froh über das was sich hier abspielte war. Dennoch musste er 1 und 1 zusammengezählt haben, wie ich festgenagelt von zwei Typen auf sein eigenes Bett gepresst wurde. Brian stand zwischen uns, hatte sich wieder aufrecht hingestellt und blutete wie ein Schwein auf seine Klamotten. „Was verflucht geht hier vor?"
Es war ein tiefes Knurren was aus Reece Kehle drang, sein Kiefer mahlte angespannt und bereit hier alles zu zerlegen. Sein Oberkörper wurde dabei wieder von einem T-Shirt bedeckt.
„Tue nicht so dumm, du wusstest, dass wir hier auftauchen würden." spuckte Brian ihm vor die Füße und baute sich vor ihm auf. „Und dann ist dieses neugierige Flittchen aufgetaucht. Ihre Schuld."
Reece Mundwinkel zuckte, seine Hand ballte sich langsam zu einer Faust und verkürzte den Abstand zwischen Brian und ihm, indem er mit zwei Schritten auf ihn zu gelaufen kam. Ich konnte nicht so schnell gucken, da landete die Faust von Reece mit voller Wucht im Gesicht von Brian. Es knackte. Brian ging zu Boden, doch Reece hörte nicht auf. Er beugte sich über ihn, nahm den Kragen von Brian in die Hand und schlug ein zweites Mal in sein Gesicht. Wie ein unkontrollierbares Tier hämmerte Reece auf Brian ein, bis Blut überall hinspritzte und nur noch ein Röcheln aus dem schwarzhaarigen Jungen kam. „Reece." fuhr ich ihn besorgniserregend an, aus Angst er würde nicht mehr aufhören so auf Brian einzudreschen. Jake stand die ganze Zeit still in der Ecke, schaute mit Panik in den Augen seinem Freund dabei zu wie er bestraft wurde. Als hätte er sich wieder gefangen, zog Reece sich zurück. „Wenn du sie jemals wieder anfasst oder auch nur in ihrer Nähe bist, dann breche ich dir jeden verdammten Knochen Davis."
Seine wild gewordenen Augen richteten sich auf Jake, der mit erhobenen Händen an die Wand gedrückt war und sich beinahe einpisste.
„Nimm deinen Freund und verpiss dich."
Jake brauchte keine zwei Sekunden, in denen er zu Brian lief ihn über seine Schulter hievte und beinahe aus dem Haus flüchtete. Nun waren wir beide alleine, ich halb nackt und er mit dem ganzen Körper voller Blutflecken, selbst in seinem Gesicht klebten einzelne Blutstropfen. Er sah aus wie ein verdammter Serienmörder, seine Brust hob und senkte sich in einem schnellen Tempo. „Happy Birthday Reece." murmelte er zu sich selber, fuhr sich einmal durch seine Haare und schaute dann mit besorgter Miene zu mir. Mit einem Schritt war er bei mir angelangt, schaute dabei nicht einmal über meinen nackten Körper. „Fuck was hast du dir nur dabei gedacht?"
Seine Hände legten sich auf meine Wangen, er drehte meinen Kopf erst nach rechts, dann nach links, als suche er kleine Verletzungen. Ich entzog mich seiner Untersuchung und drehte mich weg. „Mir gehts gut." log ich mit zittriger Stimme, weil ich fast ohne meinen Willen berührt worden war. Der Gedanke daran, wie Brians Hände über meinen Nippel gestrichen war ließ mich beinahe würgen. „Zieh das an."
Reece warf einen Pullover neben mich aufs Bett, welchen ich direkt über mich stülpte. Jetzt konnte ich mich auch wieder zu ihm drehen. „Danke." murmelte ich leise und ließ mich auf sein Bett fallen.
„Wieso bist du überhaupt dazwischen gegangen Quinn?" wollte er wissen, hockte sich zwischen meine Beine, berührte mich aber nicht, und schaute zu mir hoch. „Ich dachte, dass sie dann verschwinden würden. Sie haben etwas gesucht."
„Ich weiß." Reece nickte und langte in seine hintere Hosentasche und zog ein kleinen weißen Zettel heraus. „Danach haben sie gesucht."
„Was ist das." ich wollte ihm das zusammengefaltete Papier aus der Hand nehmen, doch er versenkte ihn wieder in seine Hosentasche. „Das spielt keine Rolle. Sie werden dir nie wieder was tun."
„Woher willst du das wissen? Das sind durchtriebene Kerle, Reece."
In Rage schob ich mich an ihm vorbei, strich meine Haare beiseite und schüttelte meinen Kopf. „Er hat...er hat mich fast.."
„Scheisse es tut mir so leid."
„Ich weiß nicht in was du dich da verwickelt hast, aber das ist nicht normal. Typen die in deinen Sachen wühlen, Reece, gucke dich mal an!"
Meine Stimme wurde lauter und er stand wieder auf und nickte. „Beruhige dich bitte."
„Beruhigen?" seine Worte machten mit mir das Gegenteil, statt ruhiger zu sein wurde ich richtig wütend. Das tat ich immer, wenn ich gestresst war, meinen Frust an anderen Leuten auszulassen und er war mein Ventil.
„Ich hab siebzehn Jahre im gefährlichsten Teil von Woodstock gelebt und mir ist nicht einmal sowas passiert. Ja, ab und zu, da musste ich mich gegen besoffene alte Säcke wehren, aber keiner ist auch nur in die Nähe meines Körpers gekommen! Verflucht du siehst aus als wärst du abgestochen worden."
Reece war still, schaute mich bloß aus leeren Augen an und ich wusste genau, dass sich in seinem Kopf ein Kampf abspielte. „Du blutest an deinen Knien."
Seine Hand verschränkte sich mit meiner und ehe ich mich versah führte er mich ins Badezimmer, dabei fühlte sich seine warme Hand in meiner so verdammt vertraut an. Der Lärm von unten war unüberhörbar und keinem schien aufzufallen wo das Geburtstagskind war. Ein Blick auf die im Flur hängende Uhr verriet mir, dass es zehn nach null war und Reece nun 18 Jahre alt war und die ersten zehn Minuten seines neuen Jahres hatte er damit verbracht wegen mir auf einen Jungen einzuschlagen. Im Badezimmer angekommen schloss er die Tür, drückte mich sanft auf den Rand Badewanne und wühlte hinter dem Spiegel, in den Regalen herum.
Wir beide machten keinen Mucks, nur unsere schnellen Atemzüge waren zu hören und in meinem Körper vibrierte mein schnell schlagendes Herz. Wie eben kniete er sich vor mich, hatte ein Wattepad mit einem alkoholisch riechendem Duft in der Hand und tupfte es ohne Vorwarnung auf meine blutenden Knie. Es brannte wie verrückt, aber ich wollte keine Schwäche zeigen. Nicht nach so einem Vorfall. „Du kannst dich an meiner Schulter festhalten."
Wie vorgeschlagen legte ich meine Hand auf seine linke Schulter, musterte seinen konzentrierten Blick, der auf meine Wunden gerichtet war und musste feststellen, dass die Spitzen seiner Wimpern heller waren, nur leicht und dennoch fiel es mir auf. „Tut mir leid, dass ich dich eben angeschrien habe und auch, dass du deinen Geburtstag so in Erinnerung haben wirst. Das wollte ich nicht."
Reece hörte auf mir das Zeug auf meine Wunde zu tupfen und schaute zu mir herauf, dabei versetze mir dieser sanfte Blick einen tiefen Schlag in die Magengrube und ich war nicht mehr im Stande richtig atmen zu können. Seine Augen waren wirklich ganz besonders.
„Es ist nicht deine Schuld, dass diese Idioten aufgetaucht sind. Du darfst dich nur nie wieder in so eine Lage bringen. Okay?"
„Okay."
Er hievte sich auf und schmiss das Wattepad in den Mülleimer. „Das wird nicht nochmal vorkommen. Ich halte alles von euch fern."
Ich wollte so gern nachfragen was das für eine Sache war und wieso er sich deswegen von uns fern halten wollte, aber da war er schon dabei sich sein Oberteil über den Kopf zu ziehen.
„Reece warte."
Was tat er da? Gott hatte er einen trainierten Oberkörper, pure Muskeln zogen sich über seinen Bauch, welche er sicherlich dem Football Training zu verdanken hatte. Ich musste aussehen wie ein sabbernder Groupie und konnte wirklich verstehen wieso man jemanden wie Reece attraktiv fand. „Ich muss duschen und wieder runter, aber wenn du nicht alleine sein willst kannst du mit runter kommen."
Ja klar und dann würde ich die schrägen Blicke einfach ignorieren können, die sich regelrecht fragen würden was Reece und ich da oben getriebene hatten, vor allem wenn seine Haare noch nass waren. Kopfschüttelnd fuchtelte ich mit meinen Händen herum. „Ne ich werd in mein Zimmer verschwinden."
Etwas wünschte sich von ihm, dass er sich zu mir gesellen würde, damit ich nicht allein sein musste, aber das wäre wirklich zu viel gewesen.
Verständnisvoll brachte er ein schmales Lächeln hervor und wartete wohl darauf, dass ich aus dem Badezimmer verschwinden würde was ich auch tat. Zum Schluss drehte ich mich noch einmal zu ihm herum und konnte nichts an meinem kribbeln im Unterleib tun als sich unsere Blicke trafen. „Happy Birthday."
Das letzte was ich vernahm war sein Lächeln.

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