23.Kapitel

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Andreas:

Ich ging abends vom Tag völlig erschöpft ins Bett. Immer noch dieses Gespräch mit Annika im Hinterkopf, fiel es mir wahnsinnig schwer einzuschlafen. In Gedanken sah ich die OP von den beiden vor mir, als würde sie grade im Augenblick stattfinden. Das es auch wirklich so war sollte ich erst später miterleben können, wenn Papa mit Bildern nachhelfen wird und uns am nächsten Tag alle in Aufregung versetzen wird. Ich wusste ja bereits das die Zeit gegen Chris laufen würde, aber das sie so knapp sein würde, hielt selbst ich für sehr überraschend. Ich hielt es jedoch erst mal nur für einen Traum und versuchte zu schlafen, was aber nicht wirklich klappte. Alex geisterte wie ich noch durch die Nacht und fand genauso wie ich, nicht in den Schlaf, obwohl er ihn eigentlich doch brauchte, um am nächsten Tag genug Kraft für seine Kinder haben zu können.

An Schlaf war ja eh nicht zu denken, also nahm ich mich seinem Redebedarf an und setzte mich zu ihm auf den Balkon. Es war eine laue Nacht und nicht so kalt, so das man gut draußen sitzen konnte. Erst jetzt fiel mir auf das Papas Stern besonders hell leuchtete und er uns etwas damit zu sagen versuchte. Mir war das klar als ich die Sterne am Himmel leuchten sah, aber Alex hatte den feinen Sinn nicht dafür das zu erkennen und zu verstehen.

Ich beobachtete weiterhin unauffällig die Sterne, denn Papa sagte uns immer,, Je näher man dem Tod ist, um so heller leuchten sie für uns um uns abzuholen und im Himmel zu führen". Ich hielt das als ich klein war immer für Unsinn, doch nun erscheint es mir immer mehr für logisch, denn die Sterne veränderten sich grade ganz deutlich für unsere Familie und das machte mir immer mehr Sorgen. Ich versuchte es vor Alex zu verbergen, doch das gelang mir nicht so richtig. Er spürte auch meine Sorge um die beiden, also weihte ich Alex in Papas Weisheiten ein und gab ihm Hinweise auch meine Schwester besser deuten zu können. Sie ist Chris und mir sehr ähnlich und das war Alex bisher noch nicht so klar.

Ich konnte ihm förmlich ansehen, das ihm grade einige Schuppen von den Augen zu fallen schienen, was seine Frau anging. Ich erklärte es ihm so gut ich es konnte und nun sah auch er die Sterne ganz anders und übertrug es auf seine Familie. Ohne das wir es merkten verging die Zeit wie im Flug und es war schon wieder für die Kinder Zeit aufzustehen.

Ich half ihm bei den Kindern, so das er sie wegbringen konnte. Christine hat sie ja noch in der Klinik, so das sie noch von der Station versorgt wurde. Als Alex dann weg war, legte ich mich doch noch mal hin, denn nun überschwemmte mich mit voller Macht die Müdigkeit. Ich stellte mir noch einen Wecker und glitt im Bett schnell ins Reich der Träume. Es dauerte auch nicht Lange und ich bekam tatsächlich Besuch, von jemandem den ich auch erwartet hatte. Doch er war nicht allein und das beunruhigte mich noch mehr.

Also schluckte ich in meinem Unterbewusstsein kräftig, fuhr meinen Puls wieder runter und versuchte einfach nur zuzuhören. Mir war aber auch klar, wenn beide hier sind, dass was passiert sein musste und sie mich auf das vorbereiten wollten, was auf mich zukommen würde. Sie wissen, dass ich so besser mit der Situation zurecht kommen werde und besser die Nerven behalten werde. Das war schon immer meine Stärke und das wusste Papa schon immer ganz genau. Das meine Schwester aber auch ihre Gesundheit riskiert, wurde nun auch Papa und Chris bewusst, doch sie wissen auch beide was sie für ein sturer Esel sein kann und das sie durchsetzt was sie sich vornimmt.

Papa erklärte mir das Chris an der Schwelle steht und das er sich entschieden hat zu gehen. Doch das wollte ich nicht wahr haben das es sein Schicksal sein sollte jung zu sterben. Chris würde es so wie es grade aussah nichts ausmachen zu gehen, denn er weiß das er seinem geliebten Vater endlich wieder nah sein würde. Sie baten mich Annika davon zu überzeugen Chris gehen zu lassen, doch weder ich konnte das zulassen, noch Mama, noch Annika wollten, dass Chris das nicht überleben sollte. Die Tatsache das Chris bei ihm war, bedeutete für mich das auch die Zeit gegen mich laufen würde und es wohl grade Komplikationen bei Chris geben wird und ich schnell handeln muss. Ich sagte den beiden das ich das nicht kann und versuchte Chris vom Gegenteil zu überzeugen das er weiter für uns alle und seine Fans kämpfen soll. Ich erzählte was zur Zeit alles in den Medien passiert, doch das schien ihn nicht wirklich zu interessieren. Er war grade so weit ab, von jeder Realität, das er mich nicht verstehen konnte oder wollte, ich weiß es nicht. Ich war im Moment das erste mal in meinem Leben wirklich ratlos und sauer auf Papa das er Chris so beeinflusste. Oder sah er etwas anderes was ich nicht sah? War ich vielleicht von der Wahrheit geblendet und ignorierte die Realität das Chris eigentlich eher den Tod wählt um Papa wieder nah zu sein?

Er konnte sich bewusst nicht dazu äußern und Mama hat die OP als Vormund bereits frei gegeben. Ich wurde unsanft aus meinen Träumen gerissen. Ich zog mich in Windeseile an und fuhr in die Klinik. Ich lief zuerst zu Annika, um ihr von meinem zusammentreffen mit Chris und Papa zu erzählen, doch sie war nicht auf ihrem Zimmer. Alex hatte die kleine auf dem Arm und gab ihr grade unter Tränen die Flasche. Da war mir alles klar, das ich zu spät war. Ich fragte ihn aber trotzdem wie lange sie schon weg ist. Als er sagte das sie grade weg sei, rannte ich zum Schwesternzimmer und sagte ihnen daß ich Annika vor der OP noch mal dringend sprechen muss. Die Stationsschwester sagte das sie es versucht und bat mich mitzukommen. Das tat ich auch. Sie brachte mich in den Wartebereich vor dem OP.

Sie verschwand in den Vorbereitungsräumen, kam jedoch mit keinen guten Nachrichten zurück. Sie berichtete mir das sie bereits in Narkose liegt und grade in den OP gebracht wurde und das Chris bereits seit zwanzig Minuten im OP ist.

Ich für meinen Teil war beruhigt das er operiert wird, aber wie wird er reagieren wenn er aufwacht und er erfährt, das man ihn gegen seinen Willen behandelt hat und er erfährt das ich nichts mehr verhindern konnte??? Lauter Fragen die mir grade im Kopf rumschwirrten. War das Schicksal grade mächtiger oder hat es andere Pläne mit Chris?? Er wird weiter unter dem Verlust leiden, vor allem wenn er ihm jetzt so nah war und man ihn wieder von ihm weg gerissen hat. Ein zweites mal.!!!

Mir blutete grade das Herz, weil ich gefühlsmäßig hin und her gerissen war und ließ mich wie ein nasser Sack auf einen der Stühle dort fallen. Die Schwester sagte mir das ich doch froh sein sollte, doch ich gab ihr nur zurück das sie das nicht verstehen würde und sie sich da raus halten sollte. Sie sollte nur etwas ausrichten, alles andere gehe sie nichts an. Ich spürte das sie mich nicht verstehen konnte oder wollte, aber das war mir für den Augenblick egal.

Chris wollte das nicht und ich bin mir sicher das demnächst auch nicht alles glatt laufen wird und er weiter versuchen wird bei Papa bleiben zu können und ich bin mir auch sicher dass das nicht das letzte mal war das Papa oder Chris mich in meinen Träumen aufsuchen werden. Und es wird sich zeigen, ob Chris nicht vielleicht doch noch ins Leben zurückfinden wird. Es liegt an mir Chris zu überzeugen zu bleiben und Papa klar zu machen das er Chris überzeugen muss sein Leben weiter zu leben, auch wenn es schwer fällt los lassen zu müssen. Für ihn ist es noch nicht die richtige Zeit und das müssen beide begreifen.

Ich hoffe nur das es möglich ist. Wenn mein Bruder nur wüsste das er Patenonkel werden soll und das die beiben sie nach ihm benannt haben, würde er seine Meinung bestimmt ändern, aber dafür wird meine Schwester schon sorgen, dass er es erfährt. Das wird dann hoffentlich seine Lebensgeister wieder neu wecken und Papas Rufe verblassen lassen.

Jetzt konnten wir eh nur abwarten wie es für die beiden weiter gehen wird und wie die OP ausgehen wird.

Endstation Glück?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt