2.Kapitel

98 8 4
                                    

Chris:

Es war ein Abend wie jeder andere auch, als wir nach einem anstrengenden Tourblock zurück kamen.

Andreas freute sich schon auf seine Frau und seine Kinder, mit denen er unterwegs schon am skypen war. Es war schon relativ spät und die Kinder wollten ihrem Papa noch gute Nacht sagen, so wie sonst auch wenn wir auf Tour sind.

Besonders seine kleine Prinzessin hängt an ihrem Vater und konnte sich heute nicht so gut lösen wie die letzten Abende und das obwohl sie es nicht anders kennt. Cedric und Lorenz machten es beide kurz, denn so hatte die kleine Johanna mehr Zeit ihr Leid zu klagen. Erstens vermisst sie Andreas und zweitens machte ihr ein Zahn mächtig Ärger. Ihr zartes Gesicht war heute stark gerötet und ihre Wange böse geschwollen. Das konnte man sogar auf den Bildern deutlich sehen. Die kleine wollte absolut nicht ins Bett, denn sie weiß was ihr am nächsten morgen bevorstehen wird. Aber ich gehe davon aus das mein Bruder sie zum Zahnarzt begleiten soll, denn dann hat sie nicht so viel Angst, weil Andreas sie gut ablenken kann und sie dann vergisst warum sie eigentlich da ist. Im Hintergrund konnte man Loreen schon betteln sehen, was eindeutig an Andreas gerichtet war. Jeglicher Versuch sie zum Zahnarzt zu bewegen war gescheitert, weil sie unbedingt auf Andreas warten wollte. Dafür nahm sie sogar die Schmerzen in Kauf. Mir geht es da nicht anders, aber wer geht schon gerne zum Zahnklemptner.

Ich hatte grade so Mitleid mit der kleinen Maus, aber das wollte ich ihr nicht zeigen. In dem Moment wie mich Andreas ansah, wusste er das mich auch etwas plagte und ich morgen auch mit muss. Kneifen zählt jetzt auch nicht mehr, denn mein Bruder merkte mir es auch an das er mich erwischt hatte. Ich hab meine Angst aber unter Kontrolle, die kleine nicht und das war mir klar als Andreas aufgelegt hatte. Das es dieses mal aber nicht nur bei einer Kontrolle bleiben wird, werde ich dann morgen noch merken.

Zum guten Schluss steckten wir kurz vor zu Hause noch im Stau fest und es wurde alles noch später, so das Andreas die Kinder wohl heute nicht mehr sehen wird und sie sicher schon schlafen werden, wenn wir ankommen. Drei Stunden später kamen wir dann auch an. Bis alles wieder ausgeräumt und in den Hallen verstaut war, waren wir dann auch geschafft und ich fuhr zu mir nach Hause. Ich ging noch schnell heiß duschen und ging dann auch ins Bett.

Die Nacht war kurz, denn auch meine Angst vor dem Zahnarzt hielt mich noch lange wach. Müde und unausgeschlafen quälte ich mich nach einem Anruf von Andreas aus dem Bett. Meine Angst drängelte sich nun auch immer mehr an die Oberfläche. Mir war während der Tour etwas am Zahn abgebrochen und das muss ich vor dem neuen Tourstart auf jeden Fall machen lassen. Gut eine Stunde später trafen wir uns alle bei Andreas. Er hat den Sitz von Johanna im Auto und sammelte mich gleich mit ein, weil wir alle zum selben Zahnarzt gehen, der auch einen Kinderzahnarzt mit in der Praxis hat. Johanna und ich schlichen uns von Angst geplagt ins Wartezimmer, während Andreas uns beide anmeldete. Mein erster Blick fiel sofort auf eine bruenette junge Schönheit die auch mit in der Reihe saß. Auch ihre Blicke trafen auf mich. Keiner von uns beiden traute sich etwas zu sagen. Das übernahm dann Johanna als Andreas ebenfalls das Wartezimmer betrat. Sie sprang auf, lief auf Andreas zu und rief lauthals

Johanna:
Papa, Onkel Chris ist verliebt.

Das wiederholte sie noch ein paarmal singend, während mein Bruder mich von oben bis unten schmunzelnd musterte. Er kennt mich wenn ich mich in jemanden am verlieben bin. Da liest er mich wie ein Buch und meine kleine vorlaute Nichte kann das anscheinend auch. Während ich immer mehr rot anlief, kramte sie einen Zettel und einen Stift aus ihrer Handtasche und schrieb etwas auf. Meine Blicke klebten förmlich an ihr, bis sie fertig war und mir den Zettel zusteckte. Sie schien anscheinend auch Interesse an mir zu haben. Da wir nicht in Showkleidung hier waren, wollte sie mich wohl als Mensch kennenlernen. Das sie mein anderes ich aber auch zu kennen scheint, sollte ich erst später erfahren, wenn ich sie anschreiben würde. Sie war sich sicher das ich mich melden würde, denn auf dem Zettel stand ihr Name und ihre Telefonnummer. Das war echt noch rechtzeitig, denn sie wurde grade aufgerufen. Ich sah mir den Zettel genauer an. Sie hat eine wunderschöne Handschrift und hinter der Nummer war ein kleines Herz gemalt. Jetzt schlug auch mein Herz höher und ich hatte total meine Angst vergessen, denn ihr Erscheinungsbild ging mir nicht mehr aus dem Kopf.

Es kam mir ewig vor bis wir aufgerufen wurden. Andreas mit Johanna und ich alleine bei meinem Zahnarzt. Ich konnte die beiden noch hören, denn sie waren im Zimmer direkt nebenan. Während die kleine schon behandelt wurde, musste ich noch warten. Die Tür stand noch offen und ich sah ein paar Minuten später die hübsche Dame an mir vorbei laufen. Sie hatte mich auch entdeckt und warf mir noch einen Handkuss und ein ,,call me" zu. Genau in dem Moment kam Dr.Paul mein Zahnarzt rein. Ich würde am liebsten den Rückwärtsgang einlegen, aber der Stuhl wurde schon zurück gefahren.

Ich sah seine strengen Blicke auf das Problemfeld. Jetzt wurde meine Angst nur noch schlimmer, denn er erklärte mir was gemacht werden muss. Er weiß das ich ein Angstpatient bin und er weiß wie er mit mir umgehen muss. Johanna war schon fertig und saß mit Andreas schon wieder im Wartezimmer. Sie war quitschvergnügt, denn sie hatte es gut durchgehalten. Das hörte auch Dr. Paul, der kurz zu ihnen nach vorne ging um sie bis zu einer gewissen Uhrzeit nach Hause zu schicken, denn so lange meine Behandlung dauern wird, so lange sollten sie nicht warten müssen. Er ließ auch alle weiteren Patienten die nach mir kommen sollten nach Hause schicken. Jetzt kam er wieder und erklärte mir das er die Stelle betäuben muss, weil er sehr tief ran muss. Er weiß aber auch das ich Angst vor Spritzen habe und mir keine Spritze in den Mund setzen lasse. Ich sah schon wie er eine Vene auf meiner Hand fixierte und er mich bat sie ihm zu geben. Jetzt war mir klar das er die Behandlung unter Vollnarkose machen wird. Es kam noch eine weitere Schwester rein die beim setzen der Nadel assistieren sollte. Ich spürte nur einen kleinen Stich und schon steckte sie. Ich bekam etwas für den Kreislauf und ein vorsorgliches Antibiotikum angehängt, weil ich inzwischen kreideweiß war. Ein paar Minuten später spritzte er dann das Narkosemittel und weg war ich. Das ich beatmet und überwacht wurde bekam ich dann nicht mehr mit.

Drei Stunden später kam ich allmählich wieder zu mir. Ich erfuhr das er bis auf den Nerv runter und er den Zahn komplett neu aufbauen musste. Ich wurde eingehenkelt und in einen Ruheraum gebracht, wo ich bleiben sollte bis mein Kreislauf wieder stabil genug ist, um wieder abgeholt werden zu können. Eine halbe Stunde später konnte mich Andreas dann wieder abholen. Ich war vollkommen fertig und total platt und die Praxis war inzwischen auch geschlossen. Nur ich war noch da. Ich war froh wieder zu Hause zu sein und mich von der Tortur zu erholen. Meine Wange war blitzeblau und tat weh, denn es wurde noch ein Weisheitszahn mit rausoperiert der für den kaputten Zahn verantwortlich war. Jetzt hatte ich erst richtig Schmerzen und zusätzlich noch Fäden im Kiefer. Ich nahm noch Tabletten gegen die Schmerzen und setzte mich halbhoch ins Bett, denn flach liegen durfte ich wegen der Blutungsgefahr nicht. Selbst das Schlucken tat wahnsinnig weh und richtig essen konnte ich momentan auch nicht. Mehr wie Suppe essen ging grade nicht.

Ich holte die Nummer aus meiner Tasche und schrieb sie an. Sie meldete sich mit Saphira Walter. Sprechen konnte ich ja nicht, also machte ich ein Foto und schickte es ihr mit den Resultaten des Zahnarztbesuches. Sie war geschockt wie ich jetzt aussah. Wir schrieben uns noch eine ganze Weile bis ich schlafen gehen wollte. Ich kühlte immer wieder und trotzdem hörte es nicht wirklich auf zu bluten. Ich bekam es mit der Angst zu tun und schrieb Andreas das er mich abholen sollte, weil ich heute Nacht nicht alleine sein wollte. Es dauerte auch nicht lange bis er da war. Er sah mich an und beschloss das noch mal von einem Arzt nachsehen zu lassen. Also fuhren wir in die Klinik, denn es blutete immer noch sehr stark. Das wirkte sich inzwischen auch auf meinen Kreislauf aus. In der Notaufnahme angenommen traf mich der Schlag. Die bruenette Schönheit nahm mich dort als Notärztin in Empfang. Man hätte das knistern zwischen uns beiden förmlich hören können, aber sie blieb professionell und behandelte mein Problem. Ich sollte aber noch etwas hier warten, ob es wirklich zu bluten aufhört. Es wurde tatsächlich weniger und ich konnte wieder gehen. Allerdings fuhren wir beide zu Andreas. Denn Autofahren sollte ich nicht.

Am nächten morgen hatte ich eine Nachricht von Saphira auf dem Handy, wie es mir geht. Es wurde in der Nacht wirklich besser und ich kam dann endlich etwas zur Ruhe. Zähne putzen war heute morgen etwas schwierig, denn die Fäden im Kiefer stören. Die nächsten Tage werde ich damit aber wohl zurecht kommen müssen, bis sie gezogen werden können. Ich merke wie mir bei jeder Nachricht von ihr der Puls und damit die Schmerzen schlimmer wurden, also beschlossen wir ein paar Tage ohne Kontakt auszukommen. Doch schon nach zwei Tagen konnten wir es beide nicht mehr aushalten und schrieben wieder miteinander. Wir schrieben als würden wir uns schon ewig kennen. Auch Bilder tauschten wir immer wieder miteinander. Ich kann unser erstes Treffen kaum noch abwarten, was wir vereinbart haben. Den nächsten Tourblock mussten wir wegen meiner Zahnop leider verschieben, was wir auch unseren Fans erklären mussten.

Und dann kam in unserem folgenden Chat meine Fragen der Fragen.
...

Endstation Glück?Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ