Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach

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Eric

Ich laufe hinter Angus durch die Tür und weiche aus, damit auch Riley vor dem Regen Schutz suchen kann. Lachend schüttelt er den Kopf bis Wasserspritzer durch die Luft fliegen.

Ich halte die Arm vor das Gesicht und warne ihn belustigt, »Hör auf oder ich setz dich wie einen Hund vor die Tür!«

»Du kannst mich nicht aus meinem Zuhause werfen«, sagt er und setzt fort. Alles wird um uns herum nass.

»Aber ich kann's«, sagt Angus amüsiert und tut so, als würde er ihn tatsächlich versuchen rauszuwerfen.

Riley umarmt ihn und zwingt ihn in den Schwitzkasten. Er gibt ihm eine ordentliche Kopfnuss und scheint viel zu glücklich zu sein. Jeden Moment warte ich darauf, dass es aufhört, doch seit unserem kleinen Ausflug zur Klippe scheint er mit dem Lachen gar nicht mehr aufhören zu wollen

»Ihr seid aber gut gelaunt«, unterbricht uns eine weibliche Stimme. Als ich mich umdrehe, blicke ich in ein fremdes Gesicht. Eine junge Frau steht im Wohnzimmer. Sie nimmt mich in Augenschein und seufzt genervt. »Welcher von Riley's Rowdyfreunden bist du?«

Ich zucke mit den Achseln. »Keine Ahnung, aber du kannst mich Eric nennen. Und du bist?«

»Gwen!«, sagt Angus überrascht. »Was machst du hier?«

Sie hebt das Buch in ihrer Hand, als würde dies alles erklären und fragt, während sie ihre Arme wieder sinken lässt, »Wo warst du? Deine Grandma hat gesagt, du läufst deinem Spatz nach, weil er dir aus der Hand geflogen ist und du nicht aufs Dach klettern willst, um eine Taube zu fangen. Hast du eine Ahnung, was sie damit meint? Hast du dir einen Vogel zugelegt?«

Nervös sieht er zwischen mir und ihr hin und her. Erst da verstehe ich es ebenfalls. Lachend schlüpfe ich aus meinen Schuhen und Socken.

»Komm! Wir ziehen uns um«, sagt Riley ernst und packt mich am Arm. Ich winke Gwen zum Abschied und folge Riley nach oben in ihr Zimmer. Er schließt hinter uns die Tür und verdreht die Augen, bevor er grinsend fragt, »Willst du frische Kleidung, Spatz?«

»Sehr gerne sogar«, zwitschere ich höflich und gemeinsam wühlen wir lachend durch den Schrank, bis wir beide passende Sachen gefunden haben.

Zögerlich sehen wir uns an, bevor wir uns beide den Rücken zuwenden und uns so schnelle es geht umziehen.

Ich habe keine Ahnung, was mit ihm los ist, aber ich schätze, es sollte mich beunruhigen.

»Wer ist Gwen?«, frage ich, während ich mich in Riley's Jogginghose zwinge. Es soll sich wie eine Smalltalkfrage anhören, aber selbst ich höre die Neugier heraus.

Riley geht netterweise darauf nicht ein und antwortet mir stattdessen. »Gwen ist eine alte Kindheitsfreundin von uns. Angus und sie bringen sich gegenseitig noch Bücher vorbei, aber wir haben nicht wirklich Kontakt miteinander.«

»Warum?«

Riley seufzt. »Gwen ist anders geworden, als wir älter wurden. Das sind wir alle. Na ja, außer Angus. Gwen ist den einen Weg gelaufen und ich den anderen. Angus ist der Einzige, der noch vor einer Entscheidung steht. Er wird aber bestimmt seinen eigenen finden.«

»Du bist ja doch poetisch«, sage ich amüsiert und drehe mich um, sobald ich das letzte Kleidungsstück trage. Riley ist mit mir synchron. Er dreht sich im selben Moment zu mir um. »Tut mir leid zu hören, aber ich gebe dir Recht. Ich habe ebenfalls andere Wege als meine Freunde eingeschlagen.«

-///-Where stories live. Discover now