35. Funeral

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Jisung

"Minho... wir sollten erstmal hier weg. Bevor die Polizei kommt oder neugierige Nachbarn... Die werden alles hier durchsuchen und dann deinen Keller sehen. Fragen stellen, dich und mich festnehmen...".
Er nickt abwesend, lässt langsam von Minju ab und steht auf.
"Hol die wichtigsten Sachen, ich aktiviere den Selbstzerstörungsknopf, von da an haben wir fünf Minuten bis der Keller in die Luft geht".

Ich nicke bloß und sehe ihm nach wie er sich auf den weg runter zum Keller macht. Doch bevor er aus der Küche ging, sieht er auf den Mann der vor wenigen Minuten Minju umgebracht hat, und spuckte diesem ins Gesicht mit einem mehr als wütenden und verletzten blick. Ich konnte es ihm nicht mal übel nehmen.

Schnell mache ich mich auf den weg nach oben, packe soweit das wichtigste ein und nehme noch eine Schaufel mit die ich gefunden habe. Immerhin wollten wir Minju ja noch begraben...
Ich kann es immer noch nicht glauben, nichts davon. Leise höre ich noch die Schüsse und Minhos schrei in meinem Kopf. Mein Körper immer noch unter schock. Trauma, weil ich in Minju meinen Vater gesehen habe. Kalter Körper, unschuldiger Mensch, umgebracht. 
Aber ich hatte keine Zeit und kein recht zu trauern oder die Fassung zu verlieren.
Ich muss für Minho da sein, immerhin hatte er gerade seine Stiefmutter, die wahrscheinlich mehr eine Mutter für ihn war als seine leibliche Mutter, verloren. Er durfte trauern, verständlicher weise. Meine Aufgabe jetzt nur ist für ihn da zu sein und ihn zu unterstützen.

Ich schultere den Rucksack, nehme die Schaufel in die Hand und gehe dann wieder runter, wo ich Minho wieder neben Minju finde. "Min... wir können".
Ich höre ein leichtes schniefen ehe er leicht nickt. Langsam steht er mit Minju in seinem Arm auf und sieht in meine Richtung.
Selbst von dieser Distanz konnte ich seine Tränen und die Trauer in seinen Augen genau erkennen. Ich hab ihn noch nie so gesehen und auch wenn es komisch klingt, weil ich den älteren ja eigentlich ins Gefängnis bringen sollte, aber es tut weh ihn so zu sehen. Ihn so verletzt und traurig zu sehen, bricht mir das Herz und am liebsten würde ich ihn jetzt umarmen und ihn erst los lassen wenn er nicht mehr weint, bis er merkt das ich für ihn da bin. Das ich ihn nicht mehr alleine lasse.

"Wo willst du.... sie... begraben?".
"Hier in der nähe..", er schnieft. "Hier in der nähe ist ein Wald... dort gibt es einen bestimmten Ort wo wir ab und zu waren. Es war hier ihr Lieblingsort". Ich nicke und schenke ihm ein kleines, aufmunterndes lächeln. "Okay, dann gehen wir da hin".

Zusammen gehen wir zum Auto, während Minho Minju auf die Rückbank des Autos legt, packe ich den Rucksack und die Schaufel in den Kofferraum und setze mich dann auf die Beifahrerseite. Kurz danach steigt auch Minho ein und fährt direkt los. Gerade als das Auto rollt, hört man ein mittel lautstarken wumps und sachte schaukelte das Auto. Ich sehe nach hinten und sehe aus Minhos Haus eine leichte Rauchwolke kommen. Der Selbstzerstörungsknopf.

Ich sehe wieder nachvorne, immer weniger Häuser, immer mehr Felder. Nur nach wenigen Minuten hatten wir das Dorf verlassen und steuerten langsam auf einen kleinen Wald zu. 
Angekommen parkt er am Straßenrand und gleichzeitig steigen wir aus. Während er Minju wieder nimmt, hole ich die Schaufel raus und zusammen machen wir uns auf den weg rein in den Wald.

Ich bin ziemlich froh das hier niemand anderes ist, denn komisch sieht das hier bestimmt aus. Zwei Männer, eine tote alte Dame und eine Schaufel... wenn man den Hintergrund nicht kennt kann man sich sonst was denken...

Nach einigen Minuten laufen kommen wir an und als ich es hier sah stoppte ich. Mein Mund öffnete sich leicht und beeindruckt sehe ich mich um.

Vor uns ist ein Bach, den man über eine kleine Brücke überqueren konnte, wobei er nicht so breit ist, man könnte auch drüber springen. Auf der anderen Seite des Baches war ein riesiger Baum unter dem hunderte von Blumen sind. Es ist einfach wunderschön und friedlich hier, ich verstehe warum es Minjus Lieblingsplatz ist... war.

Ich folge Minho der bereits unter dem Baum war und dort Minju abgelegt hat. Neben ihm angekommen sehe ich ihn kurz an und fange dann an das grab zu graben.
"Ich kann das auch machen", spricht er mit gebrochener Stimme und sieht mich an. Ich schüttle den Kopf.
"Genieß die letzten Sekunden die sie noch hier ist... Ich schaffe das schon. Verabschiede dich von ihr, gib ihr einen letzten Kuss, eine letzte Umarmung", er nickte leicht, drückt Minju sanft an sich.

Als ich fertig war legte ich die Schaufel bei Seite und sehe wieder zu Minho. Er wollte direkt aufstehen jedoch stelle ich mich hinter ihn und lege sanft eine Hand auf seine Schulter. "Lass dir Zeit Min, wenn du sie noch halten möchtest ist das völlig verständlich. Nimm dir so viel Zeit wie du brauchst, auch wenn es mehrere Stunden ist". Wieder nickte er bloß schwach.

Mehrere Minuten verharrten wir in dieser Position und zwischen durch floss auch eine Träne meine Wange hinunter. Ja ich musste stark sein für Minho und trotzdem tat mir ihr tot auch weh. Ich kannte sie noch nicht lange, aber ich habe diese Frau in den letzten Tagen tief in mein Herz geschlossen. Sie war einfach eine reine Seele, ein gutherziger Mensch und jemand bei dem Minho Minho sein konnte,

Langsam steht Minho auf, weswegen ich von seiner Schulter abließ. Sachte legt er Minju in das Loch und fing dann an sie langsam mit Erde zu begraben. Ich setzte mich neben ihn und half ihm dabei. Solange bis Sie komplett mit Erde überschüttet ist. 
Zum Schluss, pflückt Minho noch ein paar Blumen und legt diese auf ihr grab.

"Danke Minju... für alles was du für mich getan hast. Das du immer an meiner Seite warst... und mich aus jedem Schlamassel raus geholt hast..", fing Minho schniefend an, ich setze mich neben ihn, lege sachte ein Hand auf seinen Rücken.
"Du warst wirklich die beste Mutter die ich mir hätte vorstellen können, auch wenn du nicht meine leibliche Mutter warst... Ich werde dich für immer vermissen.... Und keine sorge, ich werde für Lisa und Mina sorgen. Ich werde sie weiterhin mit meinem Leben beschützen. Ich wünschte nur ich hätte es bei dir auch geschafft...".

Er sieht zu mir, tränen, schmerz in den Augen. "Danke Jisung... das du mir hilfst und... für mich da bist".
"Nicht dafür Minho", ich lächle und nehme ihn feste in die arme, schnell erwidert der ältere die Umarmung.

Ich glaube das ist das erste richtige danke was ich von ihm gehört habe, auch ist es das erste mal das ich diese Seite an ihm sehe, Nicht das das zweite unbedingt gut ist, wegen den Umständen.
Aber irgendwo freute es mich, den richtigen Minho kennenzulernen und irgendwie verschwand der Gedanke ihn in den Knast zu bringen immer weiter in meinen Hinterkopf.
Ich glaube das Minho mir mittlerweile wirklich mehr bedeutet als er sollte...

𝚃𝚛𝚊𝚙𝚙𝚎𝚍 |ᵐⁱⁿˢᵘⁿᵍWhere stories live. Discover now