#180 Der Griff nach den Sternen

Start from the beginning
                                    

Da Wilton Gregony sich auch nicht sicher war, ob Simur nun Anhänger des angevinischen Glaubens war, hatte er beschlossen keinen Gott namentlich zu erwähnen und über die Liebe zu predigen.

Nachdem nun das Paar vor den Altar getreten war begann er zu predigen: "Wir haben uns hier versammelt wegen der Liebe. Die Liebe ist in aller Munde. Viel wurde über sie nachgedacht. Dichter und Sänger preisen sie. Einmal ausgesprochen 'Ich liebe dich' kann sie eine Explosion der Gefühle auslösen. 'Liebe und tue, was du willst', lehrte uns einst Aureliur de Targaste. Wenn du liebst, wirst du von selber das Richtige tun.
Ein Wort von Marlor vaf Brenten weist in die Tiefe 'Die Liebe versteht allein dies Geheimnis, andere zu beschenken und dabei selbst reich zu werden.'
Heute sind Lord Simon Iratacapa, First Archduke of Chibera, First Duke of Ostoria and Deputy King of New Lugunia und Lord Lison Lepponson, First Earl of Marlaland vor diesen Altar getreten um ihren Wunsch einander reich mit ihrer Liebe zu beschenken vor den Göttern und den Augen der Welt zu bekräftigen und kund zu tun.
Und so frage ich nun Euch Simon: Wollt Ihr den hier anwesenden Lison zu eurem Gemahl nehmen, wollt Ihr ihn lieben,
ehren und stützen, bis dass der Tod euch scheidet?"

Mit fester Stimme erklärte Simur: "Ja, das will ich! Ich schwöre es bei allen Göttern!"

Nun wandte sich der Archgothi an Lison: "Und Ihr Lison? Wollt Ihr den hier anwesenden Simon zu eurem Mann erwählen, wollt Ihr ihn lieben, ehren und ihm folgen, bis dass der Tod euch scheidet?"

Lisons Stimme schwankte ein wenig und verriet wie aufgeregt er war: "Ja, ich will! So wahr mir die Götter helfen!"

"Kraft des mir verliehenen Amtes erkläre ich euch nunmehr zu Husband und Hussif²" fuhr Wilton Gregory nun fort.

Nun trat Isador an Simur heran und reichte diesem ein fein gerarbeitetes Halsband aus einem matt schimmernden Metall. Dieser ergriff es und hob es hoch. Dann sprach er zu Lison: "Dieses palladione³ Halsband lege ich dir an als Zeichen wie kostbar du mir bist. Es um deinen Nacken zu sehen macht mich zugleich stolz und glücklich"
Lison beugte nun anmutig seinen Kopf so dass ihm Simur das Geschmeide anlegen konnte.
Dann trat Estefon Pricksburgh zu Lison und reichte ihm ein ebenso prächtig gearbeitets Armband.
Dieser ergriff es und sprach nun seinerseits zu Simur: "Mit diesem Band binde ich mich an dich und schenke mich dir. Halte mich fest, halte mich sanft und lass mich niemals mehr los, so wie auch ich dich halten und nimmer mehr loslassen werde."
Simur streckte ihm nun seinen rechten Arm entgegen und Lison legte ihm das Band an.

"Ihr dürft einander nun küssen" merkte der Archgothi mit einem leisem Schmunzeln an.
Und unter dem tosenden Applaus ihrer Gäste taten sie das dann auch.

Nur einer klatschte nicht.
Brandon Wanker, der ältere der Neffen von Lison starrte düster auf die ganze Szene.
Zwei Tage zuvor hatten er und sein Bruder nämlich erfahren, dass ihr Vater Marcon Wanker bei der Sprengung einer wichtigen Brücke der Transsilistrischen Eisenbahn gefallen war.
Den Heldentod für König und Vaterland.
Während sein Bruder Gaston das gleichmütig hinnahm, ja sogar auf Brandon so wirkte als wäre er froh, seinen Vater los zu sein, traf es diesen tief.
Für ihn war sofort klar, dass dieser Simon seinen Vater in den sicheren Tod geschickt hatte. Und warum? Nun, einfach weil sein Onkel Lison, diese Schwuchtel, seinen Vater nicht mochte.
Und weil die beiden ihm seinen kleinen Bruder wegnehmen wollten.
Da war sich Brandon sehr sicher.
Und so bohrten sich seine hasserfüllten Blicke förmlich in die Rücken von Lison und Simur. Die das aber garnicht bemerkten.
Einer aber bemerkte nicht nur die Blicke sondern auch den Hass der von dem Jungen ausging. Isador.
So traf sein prüfender Blick auf den hassenden von Brandon Wanker.

Unmittelbar erinnerte Isador dieser Blick von Brandon an eine andere Person die ihn hasserfüllt angeschaut hatte als diese und er selbst noch ein Junge war.
Kurz überlegte Isador und dann fiel es ihm wieder ein: Dummor Sakenmann hatte ihng gleichermaßen voller Hass angeschaut. Immer dann wenn Dummor eifersüchtig war auf seine Freundschaft mit Trevor.
Ob es wohl Dummor gewesen war, der seinen Vater damals auf meine Fährte gebracht hatte? überlegte er.
Und damit hatte er seinen Vater in den Tod geschickt.
Fest nahm sich Isador daher vor ein Auge auf den hasserfüllten Jungen zu haben. Hass hatte wenn ihm nicht begegnet wurde nur zu häufig fatale Folgen. Und er würde nicht zulassen, dass Simur oder Lison ein Leid widerfahren würde nur weil da ein dummer Junge meinte hassen zu müssen.

Das Land jenseits der Berge.Where stories live. Discover now