#22 Zuwendung

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Trevastan blieb in seiner Rolle als wohlerzogener Gentleman, auch als sie das Cir-do-Mar erreicht hatten.
Er öffnete Isador die Wagentür, er half ihm aus dem Wagen und selbstverständlich geleitete er ihn ins Innere.

Ein wirklich sehr gut aussehender Cauponion¹ geleitete sie unter großer Ehrerbietung insbesondere gegenüber dem Divinoble an ihren Tisch.
Dieser befand sich auf der Terrasse und direkt am Ufer des Marilungo.
Völlig begeistert betrachtete Isador die im Boden eingelassenen Lampen und vor allem die zwischen den Bäumen aufgespannten, durchsichtigen Schläuche die in immer wieder neuen Farben erstrahlten.
"Erstaunlich wie kleine Glühbirnen ihr hier habt" wunderte sich der Blonde dann doch.
Trevastan konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen als er erklärte: "Das sind keine Glühleuchten, dass sind TBEL², wenn du sie anfasst, dann merkst du, sie geben nur Licht und strahlen keine Wärme ab..."
"Oh" staunte Isador, "ihr in Sore seid einfach soviel weiter als wir Barbaren..."
"Bezeichne dich bitte nicht als Barbaren" erwiderte Trevastan sofort, "ich mag die Überheblichkeit nicht, die daraus spricht, wenn wir Sorener andere so titulieren. Nur weil wir technisch fortschrittlicher sind..."
"Ihr seid nicht nur was das angeht weiter" gab Isador zu bedenken, "außerdem habe ich ein Telediar mit Stellariur und das nennen wir 'Barbar in Sore'. Also ich finde es lustig..."
Trevastan konnte nicht verheimlichen, dass er es auch lustig fand und meinte grinsend: "Ein Telediar, da hast du dich ja schnell mit den Möglichkeiten des Fortschrittes vertraut gemacht. Kommt es denn gut an?"
"Also Stellariur meinte wir hätten wahnsinnige Klickzahlen und das bedeutet wohl, dass es sehr gut ankommt" berichtete Isador sofort voller Begeisterung, auch wenn offensichtlich war, dass er nicht ganz genau verstand, worüber er da gerade redete.
"Na dann werdet ihr ja bald berühmt" witzelte Trevastan, "komme ich da auch vor?"
"Das würde ich nie ohne zu fragen..." beeilte sich der Blonde zu versichern, "aber wenn du es willst und erlaubst, dann würde ich dich schon erwähnen. Immerhin bist du mein Protector!" Die letzten Worte betonte Isador so, dass es mehr so klang, als würde er von einem Partner reden.

Der Divinoble merkte das sehr wohl und mit einem Lächeln erwiderte er: "Dir ist schon klar, was die Leute denken werden, wenn du berichtest, dass ich dich hierher eingeladen habe?"
Obwohl sich seine Wangen röteten erwiderte Isador das Lächeln und dann merkte er an: "Das ist mir klar. Und mir macht das nichts aus. Ich... ich... vielleicht würde mich das sogar freuen?"
Diese Aussage war mehr als Trevastan erwartet hatte und so schwieg er kurz bevor er erwiderte: "Vielleicht würde mich das auch sogar freuen... Aber wäre das nicht unfair gegenüber Trevor?"
Unmerklich schüttelte Isador sein Haupt: "Trevor und ich, wir waren Freunde, wir haben rumgemacht, aber ich habe nie das für ihn.."
Er unterbrach sich und setzte dann neu an: "Außerdem, er gibt mich doch frei, hast du mir von ihm doch ausgerichtet?"
Der Divinoble konnte nicht leugnen, dass Trevor ihm das gesagt hatte und er das dann Isador auch so ausgerichtet hatte. Und obwohl er sich dafür schämte, hatte ein Teil von ihm ganz tief in seinem Innersten darauf gehofft, dass Isador so antworten würde.
"Dann ist ja gut, denn ich will euch nicht auseinander bringen" antwortete er daher.

Die Bedienung mit den Speisekarten unterbrach ihre Unterhaltung und während sich Trevastan sofort in seine vertiefte überflog Isador die Seinige nur kurz. Er hatte keine Ahnung was die Namen der Gerichte ihm sagen sollen und auch aus den Beschreibungen wurde er nicht wirklich schau.
Also richtete er seinen Welpenblick auf seinen Begleiter und säuselte mit gespielter Hilflosigkeit: "Bestellst du für mich was mit...?"
Die großen blauen Kulleraugen, diese Ausstrahlung an Schutzbedürftigkeit, Trevastan wäre kein Divinoble gewesen, wenn ihn das nicht getriggert hätte.
So konnte er sich der Aura von Isador nicht entziehen und versicherte ihm eifrig: "Natürlich, wenn du das wünschst, mein Soliamo³."
Auch wenn Isador nicht den Sinn des Wortes begriff, dass es etwas sehr liebevolles und auch etwas intimeres bedeutete war ihm instinktiv klar. Und so erschien ein bezauberndes Lächeln auf seinem Gesicht dessen Strahlen bis in seine Augen reichte.
Trevastan, der erst richtig realisierte, was er da gesagt hatte, als er es bereits ausgesprochen war, hatte nach kurzem Erschrecken Isadors Reaktion gesehen und diese freute ihn mehr als er sich hatte vorstellen können.
So begann auch er selig zu lächeln und merkte an: "Oh Soliamo, was machst du nur mit mir?"
"Dasselbe sollte ich dich fragen" erwiderte Isador augenzwinkernd bevor er über seine eigene Kessheit erstaunt bemerkte: "Ich glaube ich hab mich in dich verliebt..."
Worauf er Trevastan einen hilflos-bangen Blick zuwarf, der dessen Herz nun endgültig zum Schmelzen brachte.
So erwiderte er leise: "Auch wenn ich nicht dachte, dass wir so schnell zu diesem Punkt kommen: Ich mich auch in dich, Soliamotto⁴..."
Und dann wollte Isador wissen: "Sind wir dann jetzt zusammen?"
Alles in Trevastan schrie danach 'Ja' zu schreien, aber er blieb ruhig und erwiderte: "Wenn du das willst, dann bin ich gerne mit dir zusammen."
"Ich will" beeilte sich Isador ihm zu versichern und dann sprach er leise: "Dann bin ich jetzt dein Amoamico⁵...?"
"Das bist du jetzt" bestätigte ihm der Divinoble.
Eigentlich wollte er Isador jetzt küssen, doch der heiße Cauponion¹ unterbrach ihn in dem er an ihren Tisch trat.
So entschied er, erst einmal ihre Bestellung aufzugeben.

Das Land jenseits der Berge.Where stories live. Discover now