We go to New York!

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Bis zum frühen Abend hatten wir eine dreiseitige Liste mit Ideen, keine davon  war besonders realistisch, aber das war uns egal. Milena sah auf ihr Uhr und schrie dann auf: „Scheiße!" „Was is?" „Ich muss in spätestens 40 Minuten am Flughafen sein, wie soll ich das schaffen?" „Ich fahr dich, hast du deine Koffer da?" „Ja die stehen draußen, aber hast du überhaupt ein Auto da?" „Klar, ich kann mir das von Marshall ausleihen und jetzt komm."

Drei Minuten später saßen wir im Auto und verließen das Grundstück, kaum waren wir auf der Straße und zum Glück war an diesem regnerischen Abend ziemlich wenig auf den Straßen Detroits los und ich hatte freie Fahrt. Marshall hatte schon immer Schnelle Autos gemocht und vor wenigen Wochen hatte er sich dann diesen Porsche 966 Turbo gekauft und tatsächlich war er so großzügig gewesen und hatte mir erlaubt mir das Auto auszuleihen, wenn ich es brauchte. Ich war mir ziemlich sicher, dass er high gewesen war, als er mir das erlaubt hatte, aber rein objektiv betrachtet hatte er es erlaubt.

„Wo fliegst du eigentlich hin?" „Zu meinen Eltern nach Stuttgart ich hab sie schon ewig nicht mehr gesehen und jetzt hat es sich endlich mal wieder ergeben, dass ich sie besuche." Ich nickte und konzentrierte mich auf die Straße.

Tatsächlich schafften wir es noch rechtzeitig zum Flughafen, ich verabschiedet mich im Auto von Milena, denn draußen schüttete es wie aus Eimern, wir umarmten uns und sie ermahnte mich weiter über die unrealistischen Ideen, die wir vorher gesammelt hatten nachzudenken.

Aus den Rückspiegeln beobachtete ich, wie Milena sich vom Auto entfernte, dann fuhr ich zurück. Als ich zurück zu unserem Haus kam, war immer noch niemand da, ich schaute als erstes nach Hailie, die in ihrem Zimmer spielte und ging dann in die Küche um etwas zu kochen, doch als ich zur Küche kam hörte ich wie die Haustüre aufging und sofort hörte ich auch eine Mischung aus Geschrei und Gelächter.

Wenige Sekunden später stürmten Marshall und die Jungs von D12 in die Küche. „Hi Helen, es gibt was zu feiern!", rief Proof, „wir fliegen nach fucking New York!" und ich schaute ihn einfach nur fragend an. „Dre hat dem hier,"  schrie Bizzare und deutete auf Marshall, der gerade mit zwei der anderen den Biervorrat im Kühlschrank plünderte, „gesagt, dass er bei den MTV Awards in drei Kategorien nominiert wurde. Und die Verleihung findet in New York statt." Jetzt lachte ich auch. „Und weißt du was das beste is?", rief Marshall. „Nein, erzähl!" „Du kommst mit. Wir beide in New York." Ich umarmte ihn, auch wenn ich mir nicht ganz sicher war, ob er es ernst meinte.

Ich kümmerte mich noch um Hailie, denn ihre Mom war, wie so oft, nicht daheim und ihr Dad, der seine Aufgaben als Vater normalerweise ziemlich ernst nahm, war gerade dabei sich noch ein paar Hirnzellen wegzusaufen. Ich wartete, bis ich sicher war, dass sie schlief, dann ging ich nach unten. Am Anfang versuchte ich den sechs noch zu erklären, dass ich zur Zeit keinen Alkohol tranken, aber irgendwann hatten sie mich soweit und ich nahm einen Schluck aus der Flasche, die sie mir hinhielten ohne zu wissen, was genau ich da trank, es brannte in der Kehle, aber war ansonsten nicht schlecht, also nahm ich einen zweiten Schluck und dann war alles egal.

Tatsächlich kam sogar Kim gegen ein Uhr morgens und zum ersten Mal seit langem stritt sie sich nicht mit Marshall sondern bediente sich auch am Alkohol. Es stellte sich heraus, dass ich mich mit ihr sogar ziemlich gut verstand, wenn wir beide stockbesoffen waren.

Am nächsten Morgen wünschte ich mir dann doch ich hätte weniger getrunken, denn ich hatte zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder einen richtigen Kater, also schleppte ich in die Küche um dort ein Glas Wasser zu trinken. Allein von dem Geruch in der Küche und in dem angrenzenden Wohnzimmer hätte man wieder besoffen werden können. Ich nahm ein herumstehendes Glas und  hielt es unter den Wasserhahn, als ich anfing das Leitungswasser zu trinken spuckte ich es fast wieder aus.

Wie hatte ich vergessen können, dass das Leitungswasser in den USA immer nach Chlor schmeckt, was absolut widerlich war. Im Kühlschrank fand ich dann zum Glück Wasser, das nicht mach Chlor schmeckte. Irgendwann hatte ich vier Gläser Wasser ausgetrunken und ich sah mir das Chaos an, das wir gestern angerichtet hatten.

Überall lagen leere Flaschen und irgendjemand hatte gestern die grandiose Idee gehabt noch bei irgendeiner Fastfood Kette zu bestellen und die Verpackungen davon lagen neben Pommes und  angebissenen Burgern. Ich schnappte mir einen schwarzen Müllsack und Handschuhe und begann das Chaos zu beseitigen. 10 Minuten später stolperte ein ziemlich fertig aussehender Marshall in die Küche, der erst eine Wasserflasche in einem Zug ausleerte und dann zu mir kam.

Er schaute das Chaos in seinem Haus kurz an und schnappte sich dann tatsächlich auch einen Müllsack, um ebenfalls aufzuräumen. „Du musst das nicht machen, geh wieder rauf und schlaf noch ne Stunde." „Alles gut, ich räum gerne auf." „Was? Welcher Mensch räumt gerne auf." „Ich und jetzt hör auf so blöd zu lachen und trag lieber die Müllsäcke da drüben schonmal raus."

Zwei Stunden später war alles wieder halbwegs aufgeräumt und wir saßen zu zweit auf der Couch, beide mit einer Flasche Wasser in der Hand. „Ich brauch jetzt ne Aspirin, willst du auch eine?", fragte er. „Ja."

Während er Frühstück herrichtete ging ich nach oben, um Hailie aufzuwecken, davor schaute ich allerdings noch in die beiden Gästezimmer, die es neben meinem noch gab und dort lagen die restlichen fünf, alle schlafend und ich weckte sie auch nicht auf.

7. September 1999

Mit meiner ganzen Kraft schaffte ich es schließlich den Koffer zu schließen und trug ihn dann nach unten, wo Proof und Marshall auf mich warteten, die endlich losfahren wollten. Sorry, aber hat ein bisschen gedauert bis ich den Koffer zubekommen hab." Proof zog die Augenbrauen hoch: „Wir sind vier Tage unterwegs, wofür brauchst du das ganze Zeug." „Wir sind in fucking New York, die coolste Stadt der Welt, da renn ich sicher nicht mit irgendnem Hoodie und Jogginghose rum. Und falls du's vergessen hast, wir sind bei den fucking MTV Awards, da brauch ich auch was zum anziehen."

„Ok.", Proof hob die Hände, „ich hab's verstanden. Finds übrigens cool, dass du wieder in jedem zweiten Satz fluchst, langsam merkt man wieder wo du her bist. Helen aus fucking Detroit is back." „Marshall hat einfach nen schlechten Einfluss auf mich.", sagte ich und versuchte ernst zu bleiben musste dann aber auch lachen. Es stimmte ich wurde inzwischen echt immer mehr zur alten Helen.

„Könne wir jetzt?" „Was is mit Kim, müssen wir nicht noch auf sie warten?", fragte ich. „Wie kommst du drauf, dass sie mitkommt?", fragte Marshall. Ich sah ihn überrascht an, ich war jetzt nicht gerade traurig, dass sie nicht mitkam, denn Kim und ich konnten uns offensichtlich echt nur leiden, wenn wir besoffen waren, aber es fühlte sich irgendwann falsch an. Sie war seine Freundin, sein Girl, nicht ich. Eigentlich müsste sie dabei sein, wenn Marshall den nächsten riesigen Schritt in seiner Karriere machte, aber Marshall nahm mich mit. Mit einem etwas komischen Gefühl ging ich mit den beiden aus dem Haus.

You're Never Over - Eminem StoryМесто, где живут истории. Откройте их для себя