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Nervös trat ich von einem Fuß auf den anderen. Dann blickte ich zur Haustür. Immernoch keine Spur von den Jungs.

Ich wartete schon seit mindestens einer Viertelstunde. Warscheinlich brauchen sie einfach etwas länger. Dieser Gedanke machte mich leider nicht weniger nervös. Ich begann an dem Schulterriemen meines Rucksacks herumzuzupfen, welchen ich auf dem Rücken trug.
Der Rucksack war gefüllt mit dem Nötigsten, was in diesem Fall, meiner Kleidung, einer Waschtasche, Verpflegung, Stiften und mehreren Notizbüchern entsprach. Ich war mir sicher, dass wir einiges an Schreibzeug benötigen würden.

Irgendwann begann ich auf meiner Unterlippe herumzukauen, was aber nicht lange anhielt, da genau in diesem Moment, die wie Packesel, beladenen Freunde von Taehyun auftauchten. Von Yeonjuns Rucksack baumelten zwei Schlafsäcke und von Soobins zwei weitere. Alle hatten, außer ihren Rucksäcken auch noch Koffer dabei.
Etwas verwirrt musterte ich sie, bis mein Blick auf Taehyun fiel, der gerade durch die Tür spaziert kam. Ich betrachtete seinen mittelgroßen Rucksack und schaute zu den Koffern der anderen, dann wieder zu ihm.
Meine Reaktion sehend, begann Taehyun zu lachen, hörte dabei aber nicht auf, auf mich zu zu laufen.
Er winkte mir zu und meinte dann: „Yeonjun hat gesagt, dass er nur so 'ne etwas heruntergekommene Unterkunft gefunden hat und wir deshalb fast alles selbst mitbringen müssen." „Scheiße", ich schlug mir auf den Mund, „Ich habe nichts ähnliches mitgenommen." „Keine Sorge. Ich denke, wir haben bestimmt noch einen sechsten Schlafsack und ein weiteres Handtuch für dich. Wir könnten das eben holen gehen."
„Danke!", ich lächelte ihn dankbar an. Er erwiderte mein Lächeln schüchtern.

Ich setzte meinen Rucksack auf dem Boden ab, begann in ihm herumzukramen und fand schließlich, wonach ich suchte. Ich schrieb eine kurze Nachricht für die Jungs und legte sie ihnen vor die Füße.
Dann verschwanden Taehyun und ich im Haus.

Kurz darauf, tauchten wir mit einem weiteren Handtuch und einem Schlafsack ausgerüstet, vor dem Eingang auf und gaben den anderen Bescheid. Danach gingen wir los.
Gemeinsam liefen wir zu der nächsten Busstation und warteten dort auf einen Bus, in welchen wir bereits wenige Minuten später einstiegen. Wir erreichten nach einer zehnminütigen Fahrt den Hauptbahnhof.

Als wir ausstiegen, erblickte ich die Menschenmassen, welche aus dem Hauptbahnhof herausquollen. Fand heute irgendeine wichtige Veranstaltung, oder so statt?
Dann sah ich, die Schals in verschiedenen Farben und mit Logos verziert. Ein Fußballspiel, also.
Ich atmete tief durch und folgte dann den Jungs, ins Getümmel.
Riesige Menschenmengen drängten an uns vorbei und schubsten uns. Ich schaute zu Soobin, der vorne lief und uns unseren Weg, durch die Massen bahnte.
Mir wurde immer mulmiger.
Immer mehr Menschen, liefen einfach durch mich durch, was sich ziemlich komisch anfühlte. Sie sahen mich ja nicht, da ich mich auf einer anderen Ebene der Realität befand.
Trotzdem machte mich das äußerst nervös. Panisch blickte ich mich um, erkannte aber, dass nur noch mehr Menschen aus dem Bahnhof kamen. Das Gewusel würde so schnell also so schnell kein Ende nehmen.

Unsicher blickte ich hoch zu Taehyun, dem das alles nichts auszumachen schien. Langsam streckte ich meine Hand aus und lies meine Finger in seine Hand schlüpfen.
Dann schlang ich sie, mutiger werdend, um seine Hand und drückte diese leicht. Taehyun blickte mich etwas verwundert an, begann dann aber warm zu lächeln. Er erwiderte den Druck und so liefen wir Händchenhaltend durch die Menge. Meine Nervösität verflog schneller als gedacht und ich begann mich tatsächlich zu entspannen. Die Jungs, vor uns, erreichten den Eingang und wir folgten ihnen.
Wir betraten den Bahnhof.

Soobin ging zu einer Tafel mit den Abfahrtszeiten der verschiedenen Züge. „Wir haben eine Dreiviertelstunde!", verkündete er und deutete auf einen Zug, dessen Ziel Busan war. „Das ist unser Zug! Der fährt von Gleis 3 ab. Das ist hier gleich um die Ecke. Braucht ihr etwas für die Fahrt? Wenn ja, sollten wir das jetzt besorgen", fragend blickte er in die Runde. „Ich-ich brauche noch eine Zahnbürste. Ich habe meine vergessen", gab Kai missmutig zu. Yeonjun schnalzte missbilligend mit der Zunge aber Soobin nickte. „Braucht jemand noch etwas?" „Du?", fragte mich Taehyun.

Ich ließ meinen Rucksack von meiner Schulter gleiten und warf einen Blick hinein. Ich überflog den Inhalt meines Rucksacks und bemerkte, dass meine Flasche mit Wasser, niemals für eine mehrstündige Fahrt reichen würde.
Ich hatte mir extra zwei Flaschen Wasser gemacht. Eine Große und eine Kleine. Und davon hatte ich nur die kleinere Flasche eingepackt. Na toll. „Ein Wasser, bitte", gab ich kleinlaut von mir. Taehyun nickte und ließ vorsichtig meine Hand los. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass unsere Hände bis eben noch ineinander verschlungen gewesen waren. Taehyun kramte nach einem Notizblock und einem Stift. Als er diese fand, begann er schnell auf dem Block herumzukritzeln.
,Ein Wasser, für Y/N', schrieb er. Dann legte er den Notizblock ab und wartete etwas. Die Jungs entdeckten seine Nachricht kurz darauf und Soobin und Beomgyu gingen zusammen einkaufen.
Wir, also der Rest beschlossen schon mal auf den Bahnsteig zu gehen und dort auf sie zu warten. Yeonjun klärte das mit Soobin ab und wir gingen los.

Später, als Soobin und Beomgyu bereits vom Einkaufen zurück waren und wir alle gemeinsam am Bahnsteig standen, fiel mir auf, dass ein Schlafsack fehlte. Ich informierte die anderen und wir beschlossen, ihn suchen zu gehen. Noch hatten wir Zeit.
Ich entschied, loszuziehen und Yeonjun wollte ebenfalls mit kommen, da er der festen Überzeugung war, dass es seine Schuld war, dass wir den Schlafsack verloren hatten.
Gemeinsam suchten wir die Fläche ab, auf welcher wir uns aufgehalten hatten. Dann stach mir plötzlich etwas ins Auge. Auf einer Bank abgestellt, befand eine sich große Tasche, in welche jemand versucht hatte, einen Schlafsack zu quetschen, was eher weniger geklappt zu haben schien, da man ihn ziemlich sah. Die rote Farbe erkannte ich sofort. Das war der fehlende Schlafsack! ,Ich habe ihn gefunden!', schmierte ich auf einen Zettel, welchen ich früher, aus einem Grund, welchen ich jedoch nicht mehr wusste, eingesteckt hatte und der sich jetzt als ziemlich nützlich erwies.
Ich ließ den Zettel einfach fallen und rannte los.
Zielstrebig steuerte ich die Bank mit der Tasche an. Gerade, als ich sie erreichte und an ihr herumzuzupfen begann, ertönte plötzlich eine Stimme hinter mir: „Hey Kleine, hast du deine Tasche mit meiner verwechselt?!".
Mir gefror das Blut in den Adern, als ich mich langsam umdrehte.

Der junge Mann, der vor mir stand, hatte eine klare Silhouette.
Ich war viel zu geschockt, um einen Gedanken daran zu verschwenden, dass er den selben Fehler, wie ich begannen hatte, diese Tabletten einzunehmen.
Stattdessen ging ich einen Schritt nach hinten. Der Typ ließ seinen Blick über meinen Körper wandern, was mich ziemlich nervös machte. „Also ich wiederhole: Hast du deine Tasche mit meiner verwechselt?", seine Stimme war ziemlich tief. „Ähhh a-also...", ich bekam kaum kein Wort heraus, da sich der Typ vor mir aufbaute und mich um mehr als einen Kopf überragte, was mich ziemlich einschüchterte. „Also?", fragte er und legte den Kopf schief. Seine Mundwinkel rutschten etwas nach oben. Ich hätte den jungen Mann, nie im Leben als nicht gutaussehend bezeichnet, doch er hatte mich ziemlich eingeschüchtert. „D-der Schlafsack da, gehört m-mir", stotterte ich und deutete auf die Tasche. „Wenn das so ist", sein Schmunzeln, erinnerte mich an das Lächeln von Bösewichten aus K-Dramas. Sie waren zwar hübsch, aber hatten auch etwas leicht psychopatisches und manchmal auch etwas sadistisches. „K-können Sie mir den vielleicht wiedergeben?"
„Y/N, wo bist du?!", ertönte Yeonjuns Stimme im Hintergrund.
„Ach was", lachte er, was sich jetzt wirklich unheimlich klang und leckte sich über die Lippen, „Ich geb' ihn dir zurück, aber ich verlange etwas dafür."

Nach Ewigkeiten kommt hier auch mal ein Update :')

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⏰ Last updated: May 10 ⏰

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 ℙ𝕚𝕝𝕝𝕤 ᵗᵒᵐᵒʳʳᵒʷ ᵇʸ ᵗᵒᵍᵉᵗʰᵉʳWhere stories live. Discover now