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Mehrere Tage waren vergangen, seit ich diese Pillen eingenommen hatte und seit es mir so schlecht ging. Um ehrlich zu sein, hatte ich seit längerem keine Kopfschmerzen mehr und ich übergab mich auch nicht mehr. Trotzdem blieb das Gefühl, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung sei.
Mein Vater hatte immer noch diese helle Silhouette, was mich sehr beunruhigte. Auch mein Handy hatte den Geist aufgegeben.
Fast, als hätte ich gar keine Kontaktmöglichkeit mit der ,Außenwelt' haben können.
Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass ich zu Hause noch verrückt werden würde und ging einfach in den Park. Noch nicht einmal die Sonne war aufgegangen.

Jetzt saß ich auf einer Bank und betrachtete den Sonnenaufgang. Die Vögel hatten inzwischen auch zu zwitschern begonnen. Ich seufzte. Es war noch keine Menschenseele unterwegs, worüber ich nur froh war.

Je höher, die Sonne am Horizont wanderte, desto mehr Menschen erschienen im Park. Erst waren es nur Jogger und Rentner. Doch mit der Zeit, tauchten auch Familien mit kleinen Kindern auf, die mich immer einsamer fühlen ließen. Diese Kinder hatten alle eine Familie, ihre Eltern waren glücklich verheiratet, sie hatten alles was ich nie gehabt hatte. Eifersucht begann in mir aufzusteigen. Ich konnte sie einfach nicht unterdrücken.

Reiß dich zusammen! Die Stimme in meinem Kopf blieb hartnäckig. Mein Blick schweifte weiterhin über die Familien und Kinder.
Und mir fiel bei allen das selbe auf: Sie hatten alle helle Silhouetten.

Außerdem hörte ich die Menschen reden. Ihre Stimmen klangen alle gedämpft. Fast als, befänden wir uns nicht in der Realität, sondern in irgendwelchen Sci-Fi-mäßigen Ebenen der Gegenwart.
Wie Recht, ich damit hatte, erfuhr ich jedoch viel später.
Ich lehnte mich auf der Bank zurück und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Tränen der Verwirrung, Frustration und Angst begannen meine Wangen herunter zu rinnen.
Ich verstand immer noch nicht, was hier passierte, aber ich wollte, dass es schnell ein Ende hatte.
Mein Schluchzen wurde immer lauter. Es sah mich oder hörte mich, sowieso niemand. Meine Sicht war von den ganzen Tränen ganz verschwommen und meine Tränen machten keine Anstalten, weniger zu werden. Langsam hob ich den Kopf um zum Himmel hoch zu sehen. „Mum", schluchzte ich, „Bitte... bitte hilf mir!".

Ich war nicht auf die Flut von Erinnerungen vorbereitet, die mich in diesem Moment überrollte. Ich durchlebte meine schlimmsten Erlebnisse und eine unglaubliche Wut stieg in mir auf. Ich war wütend. Verdammt nochmal wütend. Ich hasste meine ehemaligen Mitschüler, dafür was sie mir angetan hatten, ich hasste meinen Vater dafür, dass er dieses Alkoholproblem entwickelt hatte, ich hasste meine große Schwester, weil sie mich zu diesem Arzt geschleppt hatte aber vorallem, hasste ich meine Mutter. Warum musste sie damals einfach so, ohne ein weiteres Wort gehen?

„WARUM HABT IHR MIR DAS ANGETAN?!", schrie ich den Himmel an. Hätte mich überhaupt jemand in diesem Augenblick wahrnehmen können, hätte ich, warscheinlich einige verstörte Blicke geerntet. Aber selbst das wäre mir egal gewesen.
Immer lauter weinte ich. Dann vergrub ich mein Gesicht erneut in den Händen. Das Einzige woran ich denken konnte, war meine Traurigkeit. Sie verschlang mich wie ein schwarzes Loch, aus dem ich nie wieder entkommen würde. Sie legte sich wie eine tonnenschwere Decke über all meine Sinne und meinen Verstand. Das Einzige, was jetzt zählte war mein Elend.
Daher bekam ich, die zarte Berührung auf meinen bebenden Schultern erst gar nicht mit. Erst als sich eine sanfte Stimme zu ihr gesellte, schreckte ich hoch. „Geht es dir gut?". Ungläubig starrte ich den hellblonden Jungen an, dessen Hand immer noch auf meiner Schulter ruhte. Seine Stimme war klar und seine Silhouette deutlicher als je zuvor, eine in meinen Augen war. Meine Tränen waren, wie vergessen und meine Sorgen, wie weggeblasen.

Er sah mich auffordend an und setzte sich neben mich, auf die Bank. „Geht es dir gut?", wiederholte er seine Frage. Ich zögerte kurz, bevor ich leise antwortete: „Ehrlich gesagt, nein." „Das tut mir Leid", erwiderte er ebenfalls leise, „Darf ich?". Schweigend nickte ich und er legte seine Hand auf meinen Rücken, welchen er beruhigend zu streicheln begann.
Mir kam alles in diesem Moment etwas surreal vor, dass ich hier mit einem fremden Jungen auf einer Bank saß und mich sogar von ihm anfassen ließ nur, weil ich mich einfach so sehr nach jemanden sehnte, der mich bemerkte, dem ich auffiel.

So saßen wir einfach nur da, er streichelte meinen Rücken und stellte keine Fragen, weswegen ich ihm sehr dankbar war. Kurz darauf hatte ich mich einigermaßen beruhigt und bedankte mich leise bei ihm.
Daraufhin wandte er sich an mich: „Ich bin übrigens Kang Taehyun". „Jeon Y/N", ich schaffte es tatsächlich, ihm ein schwaches Lächeln zu schenken. „Schön dich kennenzulernen Y/N", Taehyun lächelte jetzt ebenfalls. Ich konnte nicht sagen, warum aber er war mir sofort sympathisch.

„Also ich will jetzt nicht unhöflich klingen, aber was machst du hier?", platzte es aus mir heraus, „Also ich hatte seit Tagen keinen Kontakt mehr zu irgendjemanden. Es scheint so als ob, mich keiner wahrnimmt. Und jetzt du aufeinmal..."
„Ich hätte dich das auch fast gefragt. Aber du bist mir zuvorgekommen. Naja... Ich hatte das Gefühl, dass ich bei mir zu Hause noch komplett irre werden würde, daher habe ich Zuflucht im Park gesucht, um mir den Kopf ein bisschen frei pusten zu lassen. Nun ja... deine Situation kommt mir ziemlich bekannt vor", er begann schief zu grinsen.

Wir saßen nebeneinander auf der Bank und erzählten uns gegeseitig von unserer Situation. Keiner von uns beiden konnte mit anderen Menschen, in irgendeiner Weise, interagieren und uns beiden fielen die hellen Silhouetten und gedämpften Stimmen auf.

Ich hatte keine Ahnung, woher ich die Offenheit nahm, ihm alles zu erzählen, was sich in den letzten Tagen ereignet hatte, doch seine Ausstrahlung erinnerte mich an meine große Schwester, wodurch er mir daher sehr vertraut vorkam. So etwas hatte ich länger nicht mehr gespürt.
Außerdem hatte ich das Gefühl, dass uns etwas verband, was mir jedoch noch unbekannt war.

Hier kommt das zweite Kapitel! Einen Tag früher als geplant, aber ich habe morgen keine Zeit zum Updaten!
Ich hoffe, es hat euch gefallen!
Cya!!
<3

 ℙ𝕚𝕝𝕝𝕤 ᵗᵒᵐᵒʳʳᵒʷ ᵇʸ ᵗᵒᵍᵉᵗʰᵉʳWo Geschichten leben. Entdecke jetzt