5 Abenteuer.

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【 ANTONELLA 】


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Es war viertel nach fünf.

Welcher Spinner war um diese Uhrzeit freiwillig an einem Samstagmorgen wach? Und vor allem, welcher lebensmüde Wahnsinnige klingelte um diese Zeit bei mir Sturm!

Ich war erst spät ins Bett gekommen, nachdem der ehrenwerte Mr Horan fast bis sechs Uhr abends in der Kanzlei geblieben war. Entgegen meiner Erwartungen hatte er sich um seine Aufgaben gekümmert und gemeint er würde sich melden sobald er meine Hilfe gebrauchen konnte.

Erneut klingelte es und ich humpelte im Halbdunkel durch meinen Flur. Barfuß stolperte ich über meine eigenen Pumps. Irgendwie war ich unfähig Ordnung zu halten. Bereits jetzt machte sich schon wieder Chaos in der kleinen entrümpelten Bude breit. Was ich wirklich brauchte war ein Heinzelmännchen, das hinter mir aufräumte.

Ich tatschte gegen den Lichtschalter und dann riss ich im großen Schlafshirt, zerzaust und tödlich schlecht gelaunt meine Haustür auf.

„Was!", pampte ich den Schatten an und plötzlich war ich auf Knopfdruck hellwach.

Vor mir stand Niall Horan höchst persönlich mit zwei Bechern in der Hand. Ich roch Kaffee und musste blinzeln. Sichtlich überrumpelt sprach ich: „Moment, ich glaube, ich bin noch nicht ganz wach."

Fata Morgana, ganz sicher. Er konnte gar nicht hier sein.

„Guten Morgen, Miss Baker. Kaffee?"

Ich rieb mir überfordert die Stirn. „Mr Horan, was machen Sie hier, wissen Sie eigentlich, wie spät es ist?"

Völlig gelassen lehnte er sich gegen den Türrahmen und reichte mir einen Becher, dann sprach er: „Zuerst einmal, der frühe Vogel fängt den Wurm. Zweitens hören Sie mir mit diesen Mr Horan-Gequatsche auf. Niall reicht und ich mag das Du. Hat was Persönlicheres, weniger steif und Formell. Drittens ich will nicht dreist klingen, aber-"

Er zeigte mit dem Finger auf meine Beine und ich sah an mir herunter.

Mir fehlte die Hose, ich stand nur in Slip und Shirt in der Tür.

Bevor ich irgendetwas machte musste ich tief durchatmen und die aufkeimende Röte unterdrücken. Dann drehte ich mich um und stampfte durch den Flur. In meinem Schlafzimmer grapschte ich nach meiner Yogahose und eilte zurück zur Wohnungstür. Dort musste ich feststellen, dass Mr Horan - oder eher Niall, die Tür schon geschlossen hatte und sich in meiner Küche umsah. Ohne falsche Scheu öffnete er meinen Kühlschrank, musterte die Acidophilusmilch skeptisch und goss sich schließlich etwas Milch in den Becher. Dann nahm er einen Schluck und schien verwirrt über den Geschmack zu sein.

„Was wollen Sie- ich meine, was willst du um diese Uhrzeit hier?", schoss ich heraus und verschränkte die Arme vor der Brust. Das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein. Wahrscheinlich die Rache, dass ich mich weigerte ihm zu sagen, wo Harry ist. Aber falls er geglaubt hatte, dass ich nun genervt mit allem rausrückte, dann müsste er wirklich noch früher aufstehen.

„Wie heißt du mit Vornamen?", ging er erst gar nicht auf meine Frage ein und langsam fragte ich mich, ob alle Mitglieder von One Direction diese Taktik draufhatten.

Ausweichen und Gegenfragen stellen.

Er nahm einen weiteren Schluck von seinem Kaffee und ich erinnerte mich daran, dass meiner im Flur auf der Kommode stand. Dort konnte er kalt alt und staubig werden. Die Sehnsucht nach meinem Bett wurde nämlich von Sekunde zur Sekunde größer.

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