Blut und Resignation

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Der verdammte besessene Tiger klammert sich wie tollwütig mit seinem Maul an ihn, auch dann noch, als Sam die Flügel ausfährt und sich in die Höhe abstößt. Das Tier hängt mit seinen Reißzähnen an ihm und lässt auch dann nicht los, als Sam mit seinem freien Fuß beginnt, ihn zwischen die Augen zu treten. Er hört ein gequältesSchnaufen, doch er hat keine Zeit, sich schlecht zu fühlen. Der eigene Schmerz schreit in seinen Nerven.

Blut läuft über die Lefzen des Tigers und unter ihm springen die anderen drei wie wildgeworden in die Höhe um zu versuchen, ihn wie einen Vogel aus der Luft zu pflücken.

Sam dreht sich in der Luft. Er vollführt mehrere zackige Formationen in der Hoffnung, das Tier abzuschütteln. Es gelingt ihm nicht. Sein Bein steckt wie in einem Schraubstock vom Fuß bis zum Knie in dem riesenhaften Kopf. Natürlich hat er gewusst, dass Tiger groß sind. Aber es ist eine ganz andere Geschichte, wenn einer versucht, einem Gliedmaßen abzubeißen.

Am Scheunentor drängen sich die anderen Tiere, die bis eben draußen geblieben sind. Sie geben schnaufende, knurrende und grunzende Laute von sich. Mit aufgerissenen Mäulern kommen sie heran.

Sam wendet sich um und zerrt eine seiner Pistolen aus dem Gürtel. Der innere Konflikt, ob er Josh-Chad nun wehtun sollte oder nicht, ist auf Pause gestellt.

Doch Sam zielt ins Leere. Sein Gegner ist nicht mehr zu sehen. Gequält flucht Sam, tritt erneut gegen den Kopf des Tigers, dessen Gewichts chwer und schmerzhaft an ihm hängt.

Dann knallt es ohrenbetäubend. Das Geräusch hallt an den Wänden der verlassenen Scheue wider obwohl sie mit Heuballen vollgestopft ist.

Das Licht in den Augen des Tigers erlischt und sämtliche Spannung verlässt ihn. Wie in Zeitlupe rutschen die Zähne heiß und schmerzhaft aus seinem Bein. Dumpf knallt der Körper des Tieres unten auf den Boden.

Sam hebt den Blick. Ein dunkler Schatten schwingt sich zu einem der Oberlichter des Gebäudes herein und landet zugleich schwerfällig und elegant auf dem Heu.

„Gern geschehen", knurrt Bucky.

Er wirft Sam damit in den nächsten Konflikt - soll der nun erleichtert oder wütend sein? In Sekundenbruchteilen entscheidet er sich für so etwas wie eine Mischung aus beidem.
„Was zumTeufel machst du denn hier?!"

„Rhodey hat mich herkommen lassen."

„Natürlich hat er das. Ich hatte die Sache fast im Griff."

„Mit Betonung auf fast", brummt Bucky. „Noch'n bisschen länger und du hättest 'n neues Bein gebraucht. Wo ist der verdammte Kerl hin?"


„Josh-Chad? Ich hab keine Ahnung." Sam dreht sich erneut in der Luft, beginnt die Umgebung nach einer menschlichen Wärmesignatur abzuscannen. Unter ihm springen schnaufend und zischend dutzende Tiger in die Luft um nach ihm zu greifen. „Aber ich find ihn schon wieder. Bleib du da oben!"

„Wieso?"

„Weil da unten die Tiger sind, Bucky." Okay, vielleicht hat er eben einen zu no-shit-Sherlock-Ton angeschlagen.

„Du Klugscheißer!", blafft Bucky zurück und lädt demonstrativ seine Waffe durch. „Ich bin gekommen um dich zu retten. Außerdem - " Er springt einen Ballen höher, als die ersten Tiger beginnen, die Heuballen zu erklimmen. „ - könnenTiger klettern."

Ja okay, auch wieder wahr.

Und das ist ein Problem. Tiger können klettern, Tiger werden Bucky angreifen, er wird sich wehren müssen und Tiger werden verletzt.

Sam weiß, dass er dem Treiben vorher ein Ende setzen muss. Er muss den Teenager-Terroristen finden.

Er scannt das Scheunendach und dessen Oberlichter ab. Josh-Chad kann eigentlich nur durch eines davon abgehauen sein.

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⏰ Last updated: Sep 15, 2023 ⏰

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Onkel Sam und der CharmebolzenWhere stories live. Discover now