Champagner, Tee und Geister

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Sam zwingt sich dazu, nicht weiter über die beiden Tage in New York nachzudenken. Okay, Korrektur: Er gibt sein Bestes um nicht weiter über die beiden Tage in New York nachzudenken. Erfolg hat er allerdings nicht.

Er will sich keine Gedanken über Bucky machen. Er möchte das einfach nicht.
Er hat doch so schon genug um die Ohren.

In New Jersey ist die Hölle los, weil Wanda dort offenbar eine ganze Kleinstadt in eine kollektive Illusion gestürzt hat und sich dort in Rollenspiele vertieft. Sam schließt sich mit Jimmy Woo kurz, einem der Verantwortlichen vor Ort, der versucht, die Sache aufzulösen. Der bittet ihn, unterm Radar zu bleiben. Man solle die Sache nicht aufbauschen.

Sam beginnt zu begreifen, welche Freiheiten er als Falcon hatte, die er jetzt nicht mehr genießt: Egal, was er tut, die Welt sieht ihm dabei zu. Und warum auch nicht? – John Walker hat das schließlich auf die grässlichste Art und Weise vorgemacht. Sam telefoniert mit Bucky über die Vorgänge in New Jersey und sie beschließen, fürs erste nicht einzugreifen.

Gegen Wanda hätten sie sowieso keine Chance.

Er wälzt sich durch schlaflose Nächte, in denen Wanda und Peter schwer auf seinem Gewissen liegen. Dazwischen versucht er, in regelmäßigen Abständen alle anderen zu kontaktieren und sicherzustellen, dass es ihnen einigermaßen gut geht.

Natürlich verwundert es ihn nicht, dass niemand wirklich gut drauf ist.

Clint ist kurz angebunden. Pepper ebenso. Bei beiden hat Sam das Gefühl, dass er nur schreckliche Erinnerungen weckt – einfach nur dadurch, dass er ist, wer er ist.

Bruce klingt, als wäre er dauerhigh. Von Thor braucht man gar nicht erst anfangen.

Wer nicht mehr auf der Liste steht, aber klaffende Löcher so groß wie Universen hinterlassen hat: Tony, Vision, Natasha, Steve.

Verdammt, Sam vermisst Natasha und Steve.

Und dann versteht er allmählich, warum weder Peter noch Wanda sich an ihre ehemaligen Teamkollegen gewandt haben: Die Avengers gibt es so nicht mehr. Sie sind ein versprengter Haufen Leute, die an ihrem Schmerz ersticken.

„Du kannst nicht so tun, als könntet ihr einfach da weitermachen, wo ihr aufgehört habt", hat Bucky während des Wanda-Krisengesprächs am Telefon gesagt. „Ich weiß, dass du das willst. Aber du weißt auch, warum niemand dich angerufen hat, obwohl du der netteste und hilfsbereiteste Typ der Welt bist."

Im Kopf weiß Sam das natürlich. Trotzdem fühlt ein Teil von ihm sich selbst immer noch vor den Kopf gestoßen.

„Sollte ich das Konzept Avengers ganz unter den Tisch fallenlassen?", hat er daraufhin gefragt. „Sollte ich mich nur darauf beschränken, allein mein Ding zu drehen?"

„Das hab ich nicht gesagt", hat Bucky ernst erwidert. „Du zeigst ihnen, dass du da bist. Das ist doch'n Anfang. Guck dir Parker an –der hat das doch gebraucht. Zur Hölle, ich hab's auch gebraucht."

Vor einigen Monaten hätte Bucky so etwas vermutlich nicht gesagt und es ist der Moment, in dem Sam sich trotz seines Grübelns und seiner Sorgen erlaubt, so etwas wie ein Wohlgefühl aufkommen zu lassen. Bucky, der vor Monaten noch den Gedanken toll fand, dass sie nie wieder etwas miteinander zu tun haben werden, gibt jetzt soetwas von sich.

Bucky, an den Sam eigentlich nicht denken will und es eben doch tut.

Scheiße.

Zu seinem zweifelhaften Glück beansprucht Cap ihn. Seine neue und zusätzliche Identität sorgt dafür, dass er sich vor Interviewanfragen kaum retten kann. Von Fox News bis zur GQ Men rennen sie ihm die Tür ein. Sam hat aber kein Verlangen danach, sich mit Idioten, die sich Journalisten nennen, zu reden oder sich von Magazinen totphotoshoppen zu lassen. Und verdammt nochmal, wenn er für jede E-Mail-Anfrage, die mit Mister Wilson, Sie als schwarzer Captain America beginnt, einen Dollar bekäme, wäre er bereits jetzt ein sehr reicher Mann.

Onkel Sam und der CharmebolzenTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang