Chips und Cola

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„Ich dachte, das mit dem Bett wäre ein Witz gewesen."

Sam steht in Buckys Apartment – ein Schuhkarton von Wohnung, die vermutlich ein Vermögen kostet, wenn das, was man sich über New Yorks grausige Mieten so erzählt, stimmt.

Offensichtlich war die Aussage seines Freundes voller Ernst. Es gibt ein paar Küchenmöbel, zwei Kisten mit Kleidung im Flur und im Wohnzimmer einen Sessel, einen Stuhl und einen Fernseher. Das war's.

„Warum sollte ich darüber Witze machen?"

Bucky sieht ihn verwirrt an.

Sam winkt schnell ab.

Er lässt den Blick über den Parkettboden schweifen und streift langsam seine Jacke ab.

Und natürlich hängt wieder – oder noch immer – der vorsichtige Blick seines Freunde auf ihm.

„Um die Ecke is'n kleines Hotel", nuschelt dieser. „Noch kannst du's dir überlegen."

„Ich will's mir aber nicht überlegen."

Bucky breitet eine wenigstens recht flauschig anmutende Decke auf dem Parkett aus, direkt neben einer, die dort schon liegt. Dann nimmt er das Couchkissen vom Sessel und bettet es darauf, ehe er sich umdreht und im Flur in seinen Kisten zu kramen beginnt.
„Irgendwo hatte ich noch eine Bettdecke", sinniert er dabei.

Sam erinnert sich an das Gespräch mit Steve, welches inzwischen Jahre her ist. Ein Gespräch darüber, dass nach allem, was man erlebt hat, normale Betten zu weich sind, dass es sich anfühlt, wie auf einem Marshmallow zu liegen, von der Matratze gefressen zu werden.

Als er sich später nach einer Katzenwäsche und dem Zähneputzen neben Bucky auf den Boden legt und das Parkett hart und doch solide unter sich spürt, denkt er an eine Zeit zurück, die sich inzwischen fast nicht mehr wie aus diesem Leben anfühlt.

Sein behelfsmäßiges Laken und die Decke, die er dazu bekommen hat, riechen nach Waschmittel und ein klein wenig nach Bucky.

Sam hat gar nicht gewusst, dass das geht. Wann immer er an Bucky denkt, hat er sonst den Geruch von Schwarzpulver, Leder und heißem Metall in der Nase.

Doch jetzt, da er in Buckys Wohnung liegt – neben Bucky – geht ihm auf, dass auch dieser natürlich einen ganz eigenen Duft hat.

„Wehe, du beschwerst dich", sagt sein Gastgeber halb in sein Kissen und halb in die Dunkelheit hinein. „Fünf Mal wollte ich dich in 'nemHotel abliefern. Oder 'ne Couch kaufen."

„Ich beschwer mich doch gar nicht."

„Ja.Noch nicht."

„Ach, halt die Backen, Barnes."

Sam zieht die Decke höher und legt sich auf den Bauch, ein Bein angewinkelt. So lässt es sich ertragen.

„Du bist hier nicht der einzige, der länger gedient und auf Felsengepennt hat. Nur mit dem Unterschied, dass ich inzwischen ein Bett habe. Es gibt auch Matratzen mit hohem Härtegrad, das weißt du schon, oder?"

Er erwartet halb, dass Bucky ihn jetzt zurück anzickt. Aber alles, was er bekommt, ist das Geräusch der Erkennungsmarken, welche dieser um seinen Hals trägt, als er sich zu ihm herumdreht.

„Wäre eh Geldverschwendung", sagt er. „Ich würde nur davor liegen."

„Von mir aus", erwidert Sam. „Aber wenn du Besuch hast? So wie jetzt?"

„Ich bekomme nie Besuch – und du warst nie eingeplant!"

„Wow. Entschuldige vielmals."

Onkel Sam und der CharmebolzenWhere stories live. Discover now