Mit Triumphgeschrei riss ich die Tasche nach oben in die Luft. Jenny versuchte sie mir aus der Hand zu reißen, doch ich brachte mich mit zwei Schritten nach hinten in Sicherheit. Nachdem sie es nochmals versuchte und ich ihr wieder auswich gab sie schließlich resigniert auf und verschränkte wütend die Arme vor der Brust.

"Mann, Tessa! Lass die Kindergarten Scheiße!"

Ich ließ mich von ihren Worten nicht aus der Ruhe bringen und schüttelte nur entschieden den Kopf. "Nö! Und wenn du nicht sofort anfängst zu erzählen, landet dein lieber Hugo in deiner lieben Tasche. Dann bin ich wenigstens nicht die einzige, die eine Handtasche zu Grabe tragen muss."

Auf mein siegessicheres Lächeln hin schnaubte sie nur abfällig, gab aber schließlich nach, nachdem ich drohend die Flasche ein Stück näher an ihre Tasche gebracht hatte.

"Na gut! Ich erkläre es dir! Aber beschwere dich im Nachhinein nicht. DU wolltest es wissen."

Na, das hörte sich doch mal interessant an. Zufrieden nickte ich und setzte mich einfach auf den Boden, um Jenny nicht doch noch herauszufordern mir einfach die Tasche wegzuschnappen und sich in Schwiegen zu hüllen.

Plötzlich eher niedergeschlagen als zornig schnaubte Jenny und ließ sich auf das Sofa fallen.

"Ich habe gesagt: Ich schon." Über unsere Kabbelei hinweg hatte ich schon wieder vergessen, über was wir gesprochen hatten und so brachte ich kurz, um alles wieder in den richtigen Zusammenhang zu bringen.

"Hä? Aber woher solltest du wissen, wie ich mich in deinem Falle verhalten würde?", fragte ich verwirrt und suchte krampfhaft nach einem Ereignis, das ihr eine solche Vermutung erlaubt hätte.

Erneut stieß sie dieses gerade zu hilflose Seufzen aus. "Weil ich es bereits miterlebt habe."

"Ah jaaaa...", ich hatte immer noch keine Ahnung auf was sie anspielte. Natürlich war ich auch schon mal verliebt gewesen, allerdings war ich auch jedes Mal mit dem Jungen zusammengekommen, für den ich zu der Zeit schwärmte. Nicht, dass ich dachte unwiderstehlich zu sein, allerdings schienen sich viele Jungs sehr für reiche Freundinnen zu interessieren.

Betroffen zog Jenny die Augenbrauen zusammen. "Mein Gott, dir ist es wirklich nicht aufgefallen."

Gereizt von ihren kryptischen Andeutungen verdrehte ich die Augen. "Nein, allem Anschein nach habe ich keinen blassen Schimmer Orakel Jenny. Also wenn du mir den Gefallen tun könntest und endlich etwas deutlicher sagen könntest was du meinst, wäre ich dir sehr dankbar."

Für gewöhnlich wäre auf meine sarkastische Bemerkung eine mindestens genauso sarkastische zurückgeschossen gekommen, doch dieses Mal blieb meine Freundin ruhig und als sie schließlich wieder sprach klang in ihrer Stimme kein Hauch von Ironie oder Sarkasmus mit.

"Weißt du wieso deine Freundschaft mit Dan ein so plötzliches Ende genommen hat?"

Allein darauf angesprochen zu werden versetzte mir ein Stich ins Herz. Wieso kam Jenny denn genau jetzt darauf zu sprechen? Sie wusste doch wie empfindlich ich auf dieses Thema reagierte. Doch für die Kälte in meiner Stimme, als ich ihr einsilbig antwortete, war nicht nur mein natürlicher Verteidigungsmechanismus verantwortlich, sondern vielleicht auch der kleine Teil meines Gehirns der anfing Parallelen zu ziehen, von denen der Rest von mir nichts hören wollte.

"Nein."

Für einige Sekunden starrten wir uns nur in die Augen, bis über ihr Gesicht ein freudloses Lächeln huschte.

"Ich glaube ich habe noch nie ein Mädchen gesehen, dass offener mit ihrer Verknalltheit umging, wie du, Tessa."

Ein komisch enges Gefühl in meinem Hals hielt mich davon ab, über ihre Behauptung in schallendes Gelächter auszubrechen und so blieb ich einfach still.

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