Kapitel 9

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Das Auto hielt und mein Herz hörte auf zu schlagen. Angst. Ich spürte nichts anderes mehr. Angst vor meinen früheren Besitzern, Angst vor den Menschen, Angst vor den Blicken.

Mein Herr öffnete die Tür, öffnete die Kette und ließ mich raus. Ein letztes Mal atmete ich tief ein und verließ schließlich das Auto. Ich blickte mich um. Wir standen vor einer riesigen Villa und eben so großem Garten. Dutzende Autos standen herum. Teuere Sportwagen und Limosinen. Das Geld konnte man fast riechen. Und ich spürte die Blicke. Sie lagen auf mir, meinen Ohren und den Eisenringen. Mit gesenktem Kopf lief ich meinem Herrn nach und versuchte sie zu ignorieren. Doch sie borten sich geradezu auf mich.

Mein Herr schaute nicht zu mir zurück, weil er wusste das ich ihm folgte. Ihm folgen musste. Wir traten in das riesige Haus ein und ich nahm seine Jacke ab und hing sie an einen der goldenen Haken. Wahrscheinlich waren sie sogar echt. Ach du heilige Scheiße. Ein Portje empfing meinen Herren. Ich hörte ihnen nicht zu und begutachtete meine Schuhe. Als ich doch aufsah, blickte ich direkt in die Augen des Mannes. Er schaute mich erstaunt, verächtlich und Besitzer greifend an. Schnell senkte ich meinen Blick erneut. Einfach nicht auffallen. Nur nicht auffallen. Versuch das mal mit zwei Katzenohren und einem etwa 35 Zentimeter langem Schwanz.

In einer großen Halle angekommen, die ich mich nicht traute weiter zu begutachten, ging mein Herr zu einem der Stehtische. Natürlich folgte ich ihm. Die Menschen raunten. Sie redeten über mich. Auch wenn ich es nicht mit den empfindlichen Katzenohren gehört hätte, wüsste ich es. Und es waren Stimmen meiner ehemaligen Besitzer dabei. Scheiße. Nicht hochschauen. Nicht hochschauen. Nicht- ich hörte Schritte. Scheiße. Ich versteckte mich hinter meinem Herrn, der es nicht zu bemerken schien. Komm nicht her. Komm nicht- fuck. ,,Hallo Elian" Ich erkannte seine Stimme. Ich hätte sie überall wieder erkannt. Seine hässliche Stimme, die Tausende Drohungen und Beleidigungen von sich gab. Widerwillig hob ich den Kopf und sah genau in Bions schadenfrohes Gesicht. Die Haare offen und in einem so steif gebügelten Hemd, dass es senkrecht runter ging. Er grinste mich an und am liebsten wollte ich ihn schlagen oder ihn anschreien. Tat ich aber nicht. Wegen meinem Herrn, der mir verboten hatte ihn zu blamieren. Der mir vertraute, dass ich nichts der gleichen tun würde.

Bions grinsen wurde noch breiter, als ich nur da stand und nichts tat. So wie er es immer gewollt hatte. ,,Darf ich mal?", fragte er meinen Herrn und zeigte auf mich. Dieser nickte nur und bedeutete mir zu ihm zu gehen. Ich schluckte und wusste, dass alle Augen auf uns lagen. Ich machte einen Schritt vor und noch einen bis ich schließlich vor Bion stand. Den Mann den ich über alles hasste. Der mir die wiederwärtigsten Dinge angetan hatte. Und jetzt lief ich einfach zu ihm. Ohne mich zu wehren. Ich zitterte, als ich schließlich vor ihm stand. Ich blickte nicht auf. Ich wollte die Blicke der anderen nicht sehen, es reichte sie zu spüren. Denn ja ich spürte sie. Sie borten Löcher in meine selbsterrichtete Mauer. Machten sie kaputt und ließen mich ungeschützt zurück. Vor Bion.

Dieser griff auch sofort mein linkes Ohr und zog mich daran hoch. Ich verbat mir einen Schrei und starrte ihm in die Augen. Ich hasste ihn. Ich hasste ihn vom ganzen Herzen und konnte es nicht zeigen. Bion beugte sich über mein Ohr und flüßterte: ,,Hat er dir den Willen doch irgendwie ausgetrieben, Schlampe? Jetzt bist du endlich da wo du hingehörst. Und das beste, liebe Kiya", er sprach meinen Namen so verächtlich aus, dass er sich wie ein Schimpfwort anhörte. ,, Du kannst rein garnichts dagegen tun und ich bekomme endlich das was ich will" Er gab mir eine Ohrfeige und ich taumelte nicht zurück, weil ich stark war. Ich konnte nichts tun um mich zu wehren, aber seine Schläge waren mir egal. Er schmiss mich auf den Boden und schaute mich von oben herab an. Sehr zufrieden und Selbstsicher. Ich blieb auf dem Boden, bis Bion sich umgedreht hatte und ging. Die Menschen starrten mich an und ich stand auf. Langsam lief ich zu meinem Herr zurück und wünschte ich konnte im Boden versinken. Ich blickte ihn nicht an, sondern stellte mich einfach hinter ihn.

Dort blieb ich für die weitere Stunde. Niemand traute sich mehr an mich heran und sie musterten mich nur aus der Ferne. Manchmal wechselten wir Tisch oder andere kamen zu uns, aber ich hörte nicht über was sie redeten. Ich blendet alles aus und stand einfach nur da. Ich war abwesend und wachte nur aus meiner Starre auf, wenn mein Herr sich bewegte. Meine Wange pochte, aber ich würde sie nicht anfassen um zu prüfen, ob sie geschwollen war.

Irgendwann gingen wir dann wohl zum zweiten Teil über und ich kniete neben meinem Herrn. Die Menschen redeten über dies und das und ich konnte nicht mehr in meine Lose Hülle zurückkehren, da ich aufmerksam sein musste. Ich musste auf die Zeichen meines Herren reagieren und ihm das Essen hinhalten. Er wollte die Schüssel und ich hielt sie ihm hin. Er nahm sich etwas und verharrte in der Luft. Dann, ohne das ich es vorhersehen konnte, hielt er es mir hin. Ich schloss die Augen und ass es ihm aus der Hand. Das Gespräch verstummte, während ich kaute. Ängstlich öffnete ich die Augen und ja, alle starrten mich an. Mein Herr ignorierte es und ich starrte weiter auf den Boden. Ich spürte ihre Blicke auf mir, als das Gespräch wieder begann. Alle Taten so als wäre nichts passiert, aber es war etwas passiert. Mein Herr hatte mich vor allen als die gehorsame Sklavenneko blosgestellt und allen Zweifel derer aus dem Weg geräumt. Noch ein paar Mal steckte er mir etwas zu und jedes Mal nahm ich es bereitwillig an.

Es wurde später und irgendwann standen alle auf. Mein Herr schloss mich an einen Metallring und ging dann wieder. Jetzt war ich allein. Endgültig allein. Mein Herz fing an schneller zu schlagen. Neben mir waren weitere Sklaven. Männer und Frauen. Dazwischen ich. Die Neko. Ich versuchte ruhig zu bleiben und beobachtete meinen Herrn, der mit irgendeiner hübsch aussehenden Frau tanzte und sich angeregt unterhielt. Plötzlich hörte ich eine raue Stimme an meinem Ohr. ,,Hallo kleiner Neko." Ich spürte den Atem, des Sklaven und drehte mich hektisch um. ,,Was?", keifte ich. ,,Uh, plötzlich ist sie böse", raunte eine weitere Stimme von meiner anderen Seite. ,,Was wollt ihr?" ,,Wir", der Sklave hatte ein blaues Auge und eine aufgeplatzte Lippe: ,,Wollen dir klar machen was du bist." ,,Ich weiß was ich bin", blockte ich ab und versuchte nicht zu zittern. ,,und was bist du, süße" ,,Nicht deine Süße", raunte ich, weil ich nicht wollte, dass es die anderen hörten.

Der eine Sklave lachte schmutzig und beugte sich dann so nah an mich, dass ich seinen Geruch riechen konnte. Schmutz. Blut. Dreck. Ich wich zurück, nur um dann an die Sklavin zu meiner Linken zu stoßen. ,,Du bist eine wertlose gebrochene Sklavin." Ich blieb stumm. Das wusste ich selbst, danke. Die beiden deuteten mein Schweigen anders und der verletzte Sklave provozierte: ,,Du bist eine Schande für alle Sklaven. Jahrelang galtest du als unbrechbare Neko und jetzt bist du das. Ein Haufen Müll, der seinem 'Herrn' aus der Hand isst." Ich zuckte zurück: ,,Und jetzt?" Die Sklavin griff nach meinem Ohr und zog mich zu ihr. ,,Jetzt nehmen wir dich mit", zischte sie so leise, dass es unmöglich ein anderer gehört haben konnte. ,,Was?!", kreischte ich entsetzt und starrte sie an. ,,Schrei und du bist tot", knurrte der Sklave und ich spürte ein Messer an dem Hals. Direkt unter dem Eisenring. ,,Ihr seid verrückt" Und woher hatte er plötzlich das Messer? ,,Nicht verrückter als du" Die Frau hohlte eine Zange hervor und machte sich an ihrer Kette zu schaffen. Ich konnte nur Stumm zuschauen. Das Messer schnitt in meinen Hals und ich spürte, dass Blut daran entlang lief. Als sie fertig war , fing sie an die des Mannes aufzuhebeln. Warum merkte denn keiner etwas? Konnte mein Herr nicht für eine Sekunde herschauen und sich von seiner Tanzpartnerin lösen? Ich überlegte panisch, was ich tun sollte, aber ich merkte nur, dass mehrere Sklaven ihre Ketten lösten. Das hier war ein Sklavenaufstand und ich steckte mittendrin. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Wusste nicht wie ich hier rauskam. Wusste nur, dass ich nicht fliehen konnte. Nicht wegen meinem Herren, meinen Ohren, den Ketten.
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1410 Wörter
-Hi hoffe euch hat es gefallen

Auf ewig Sklave Kde žijí příběhy. Začni objevovat